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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
men solte/ ward ihm wol zu Muth; Aber/ als man
ihm bedeutete/ daß ein fürnehmer Jtaliänischer Graf
auf der Burg ankommen/ da dachte er alsobald/
Condado würde da seyn/ nahm demnach den Vene-
reum
zu sich/ und also giengen diese Beyde mit ihren
schweren Ketten über die Strassen. So bald sie
in das Schloß kamen/ erkannte sie Alexius, und füh-
rete sie zu Pardo, welcher sich ihrer sehr erfreuete/ und
darauf ward das Geld dem Kauffmann/ der sie ge-
kaufft/ hingesandt/ und nachdem man ihnen die Ket-
ten abgenommen/ musten sie ihre gehabte Ebentheu-
ren erzehlen/ da dann die Printzen so viel zu hören be-
kamen/ daß sie vor Lachen die Bäuche halten musten.
Jm übrigen lebeten sie vergnüget an diesem Ort/ und
nöthigte Alexius den Pardo so lange bey ihm zü ver-
ziehen/ biß er sein Beylager mit der Prinzessin Cru-
sada
von Gaza, welche in wenig Tagen bey ihm an-
langen wurde/ gehalten hätte/ welches ihm Pardo
zusagte/ zumahl er Hoffnung hatte/ von Klingen-
feld und Cavina noch etwas dieses Orts zu ver-
nehmen.

Als sie denselbigen Abend bey der Mahlzeit
sassen/ verwunderten sie sich über den Cerebacchium,
daß derselbe eine solche starcke Mahlzeit halten kun-
te; Gleichwie aber Pardo keinen sonderbaren Ge-
fallen daran hatte/ also fieng er einen andern Discurs
an/ und rühmete den Gebrauch der Ringen/ als durch
welches Mittel manche eheliche Freundschafft ge-
stifftet würde/ wie ihm dann solche jetzo sonderlich wol
zu statten kommen wären/ wünschete demnach wol zu
wissen/ wer dieselbe möchte erfunden haben. Alexius
wolte sich hören lassen/ daß er die Europäischen
Academien nicht vergeblich besuchet hätte/ sprach
demnach also:

Von

Deß Academiſchen
men ſolte/ ward ihm wol zu Muth; Aber/ als man
ihm bedeutete/ daß ein fuͤrnehmer Jtaliaͤniſcher Graf
auf der Burg ankommen/ da dachte er alſobald/
Condado wuͤrde da ſeyn/ nahm demnach den Vene-
reum
zu ſich/ und alſo giengen dieſe Beyde mit ihren
ſchweren Ketten uͤber die Straſſen. So bald ſie
in das Schloß kamen/ erkannte ſie Alexius, und fuͤh-
rete ſie zu Pardo, welcher ſich ihrer ſehr erfreuete/ und
darauf ward das Geld dem Kauffmann/ der ſie ge-
kaufft/ hingeſandt/ und nachdem man ihnen die Ket-
ten abgenommen/ muſten ſie ihre gehabte Ebentheu-
ren erzehlen/ da dann die Printzen ſo viel zu hoͤren be-
kamen/ daß ſie vor Lachen die Baͤuche halten muſten.
Jm uͤbrigen lebeten ſie vergnuͤget an dieſem Ort/ und
noͤthigte Alexius den Pardo ſo lange bey ihm zuͤ ver-
ziehen/ biß er ſein Beylager mit der Prinzeſſin Cru-
ſada
von Gaza, welche in wenig Tagen bey ihm an-
langen wurde/ gehalten haͤtte/ welches ihm Pardo
zuſagte/ zumahl er Hoffnung hatte/ von Klingen-
feld und Cavina noch etwas dieſes Orts zu ver-
nehmen.

Als ſie denſelbigen Abend bey der Mahlzeit
ſaſſen/ verwunderten ſie ſich uͤber den Cerebacchium,
daß derſelbe eine ſolche ſtarcke Mahlzeit halten kun-
te; Gleichwie aber Pardo keinen ſonderbaren Ge-
fallen daran hatte/ alſo fieng er einen andern Diſcurs
an/ und ruͤhmete den Gebrauch der Ringen/ als durch
welches Mittel manche eheliche Freundſchafft ge-
ſtifftet wuͤrde/ wie ihm dann ſolche jetzo ſonderlich wol
zu ſtatten kommen waͤren/ wuͤnſchete demnach wol zu
wiſſen/ wer dieſelbe moͤchte erfunden haben. Alexius
wolte ſich hoͤren laſſen/ daß er die Europaͤiſchen
Academien nicht vergeblich beſuchet haͤtte/ ſprach
demnach alſo:

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[1050/1074] Deß Academiſchen men ſolte/ ward ihm wol zu Muth; Aber/ als man ihm bedeutete/ daß ein fuͤrnehmer Jtaliaͤniſcher Graf auf der Burg ankommen/ da dachte er alſobald/ Condado wuͤrde da ſeyn/ nahm demnach den Vene- reum zu ſich/ und alſo giengen dieſe Beyde mit ihren ſchweren Ketten uͤber die Straſſen. So bald ſie in das Schloß kamen/ erkannte ſie Alexius, und fuͤh- rete ſie zu Pardo, welcher ſich ihrer ſehr erfreuete/ und darauf ward das Geld dem Kauffmann/ der ſie ge- kaufft/ hingeſandt/ und nachdem man ihnen die Ket- ten abgenommen/ muſten ſie ihre gehabte Ebentheu- ren erzehlen/ da dann die Printzen ſo viel zu hoͤren be- kamen/ daß ſie vor Lachen die Baͤuche halten muſten. Jm uͤbrigen lebeten ſie vergnuͤget an dieſem Ort/ und noͤthigte Alexius den Pardo ſo lange bey ihm zuͤ ver- ziehen/ biß er ſein Beylager mit der Prinzeſſin Cru- ſada von Gaza, welche in wenig Tagen bey ihm an- langen wurde/ gehalten haͤtte/ welches ihm Pardo zuſagte/ zumahl er Hoffnung hatte/ von Klingen- feld und Cavina noch etwas dieſes Orts zu ver- nehmen. Als ſie denſelbigen Abend bey der Mahlzeit ſaſſen/ verwunderten ſie ſich uͤber den Cerebacchium, daß derſelbe eine ſolche ſtarcke Mahlzeit halten kun- te; Gleichwie aber Pardo keinen ſonderbaren Ge- fallen daran hatte/ alſo fieng er einen andern Diſcurs an/ und ruͤhmete den Gebrauch der Ringen/ als durch welches Mittel manche eheliche Freundſchafft ge- ſtifftet wuͤrde/ wie ihm dann ſolche jetzo ſonderlich wol zu ſtatten kommen waͤren/ wuͤnſchete demnach wol zu wiſſen/ wer dieſelbe moͤchte erfunden haben. Alexius wolte ſich hoͤren laſſen/ daß er die Europaͤiſchen Academien nicht vergeblich beſuchet haͤtte/ ſprach demnach alſo: Von

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 1050. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/1074>, abgerufen am 15.11.2024.