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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans II. Buch.
seiner Schwester/ welche für Freuden schier ausser ihr
selber war/ weil sie ihren Bruder wieder in seiner
völligen Freyheit sahe/ und als ihr dieser erzehlet/ auf
was Weise er von Pardo, Grafen von Policastro, er-
lediget worden/ da war die Freude in ihr verdoppelt/
und sprach sie demnach zu ihrem Bruder: Was hält
euch doch dann ab/ mir deß ehrlichen Grafen Liebe
ferner zu mißgönnen? Parmenio antwortete: Jch
habe allemahl getrachtet/ euch den Printzen Condado
selber zu erwerben/ damit wir einen Tausch mit un-
sern Schwestern treffen möchten/ welches/ wie ihr
wisset/ der Prinzessin Taranta einziges Verlangen ist.
Aber/ nun finde ich mich dem redlichen Grafen/ mit
welchem ich lange gnug in Feindschafft gelebet/ all zu
hoch verbunden/ daß ich ihm eure Person nicht län-
ger vorenthalten kan/ wann er nur so bald resolviren
kan/ euch zu lieben. Die Prinzessin bestürtzte hierauf/
und sagte: Wie? solte Pardo an mir Treu-loß wer-
den/ und mich nicht mehr leyden wollen? Parmenio
wolte hiervon nichts weiter reden/ sondern sagte/ daß
sich diese Sache schon würde schicken. Als aber die
Prinzessin hierüber sehr bekümmert ward/ nahm Par-
menio
seinen Abschied von ihr/ und versprach ihr/ mit
dem Pardo bald wieder zu kommen. Er gieng also
nach dem Schloß/ und ersuchte den Pardo zu seiner
Schwester zu kommen/ welches dieser nicht abschla-
gen kunte/ wiewol er keine sonderbare Lust darzu be-
zeugete/ dann er achtete deß Printzen Schwester ge-
gen seiner Melicerta gar nichts. Wie er aber zu ihr
kam/ fand er/ ach ungemeine Freude! diese holdseelige
Melicerta selber für sich/ dannenhero fiel er zur Er-
den/ küssete ihr die Hand und Mund/ und sagte: Ach
schönste Gräfin/ wie seyd ihr hieher kommen? Diese
hingegen sprach: Mein liebster Graf/ ich mercke nun-

mehro
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Romans II. Buch.
ſeiner Schweſter/ welche fuͤr Freuden ſchier auſſer ihr
ſelber war/ weil ſie ihren Bruder wieder in ſeiner
voͤlligen Freyheit ſahe/ und als ihr dieſer erzehlet/ auf
was Weiſe er von Pardo, Grafen von Policaſtro, er-
lediget worden/ da war die Freude in ihr verdoppelt/
und ſprach ſie demnach zu ihrem Bruder: Was haͤlt
euch doch dann ab/ mir deß ehrlichen Grafen Liebe
ferner zu mißgoͤnnen? Parmenio antwortete: Jch
habe allemahl getrachtet/ euch den Printzen Condado
ſelber zu erwerben/ damit wir einen Tauſch mit un-
ſern Schweſtern treffen moͤchten/ welches/ wie ihr
wiſſet/ der Prinzeſſin Taranta einziges Verlangen iſt.
Aber/ nun finde ich mich dem redlichen Grafen/ mit
welchem ich lange gnug in Feindſchafft gelebet/ all zu
hoch verbunden/ daß ich ihm eure Perſon nicht laͤn-
ger vorenthalten kan/ wann er nur ſo bald reſolviren
kan/ euch zu lieben. Die Prinzeſſin beſtuͤrtzte hierauf/
und ſagte: Wie? ſolte Pardo an mir Treu-loß wer-
den/ und mich nicht mehr leyden wollen? Parmenio
wolte hiervon nichts weiter reden/ ſondern ſagte/ daß
ſich dieſe Sache ſchon wuͤrde ſchicken. Als aber die
Prinzeſſin hieruͤber ſehr bekuͤmmert ward/ nahm Par-
menio
ſeinen Abſchied von ihr/ und verſprach ihr/ mit
dem Pardo bald wieder zu kommen. Er gieng alſo
nach dem Schloß/ und erſuchte den Pardo zu ſeiner
Schweſter zu kommen/ welches dieſer nicht abſchla-
gen kunte/ wiewol er keine ſonderbare Luſt darzu be-
zeugete/ dann er achtete deß Printzen Schweſter ge-
gen ſeiner Melicerta gar nichts. Wie er aber zu ihr
kam/ fand er/ ach ungemeine Freude! dieſe holdſeelige
Melicerta ſelber fuͤr ſich/ dannenhero fiel er zur Er-
den/ kuͤſſete ihr die Hand und Mund/ und ſagte: Ach
ſchoͤnſte Graͤfin/ wie ſeyd ihr hieher kommen? Dieſe
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[1061/1085] Romans II. Buch. ſeiner Schweſter/ welche fuͤr Freuden ſchier auſſer ihr ſelber war/ weil ſie ihren Bruder wieder in ſeiner voͤlligen Freyheit ſahe/ und als ihr dieſer erzehlet/ auf was Weiſe er von Pardo, Grafen von Policaſtro, er- lediget worden/ da war die Freude in ihr verdoppelt/ und ſprach ſie demnach zu ihrem Bruder: Was haͤlt euch doch dann ab/ mir deß ehrlichen Grafen Liebe ferner zu mißgoͤnnen? Parmenio antwortete: Jch habe allemahl getrachtet/ euch den Printzen Condado ſelber zu erwerben/ damit wir einen Tauſch mit un- ſern Schweſtern treffen moͤchten/ welches/ wie ihr wiſſet/ der Prinzeſſin Taranta einziges Verlangen iſt. Aber/ nun finde ich mich dem redlichen Grafen/ mit welchem ich lange gnug in Feindſchafft gelebet/ all zu hoch verbunden/ daß ich ihm eure Perſon nicht laͤn- ger vorenthalten kan/ wann er nur ſo bald reſolviren kan/ euch zu lieben. Die Prinzeſſin beſtuͤrtzte hierauf/ und ſagte: Wie? ſolte Pardo an mir Treu-loß wer- den/ und mich nicht mehr leyden wollen? Parmenio wolte hiervon nichts weiter reden/ ſondern ſagte/ daß ſich dieſe Sache ſchon wuͤrde ſchicken. Als aber die Prinzeſſin hieruͤber ſehr bekuͤmmert ward/ nahm Par- menio ſeinen Abſchied von ihr/ und verſprach ihr/ mit dem Pardo bald wieder zu kommen. Er gieng alſo nach dem Schloß/ und erſuchte den Pardo zu ſeiner Schweſter zu kommen/ welches dieſer nicht abſchla- gen kunte/ wiewol er keine ſonderbare Luſt darzu be- zeugete/ dann er achtete deß Printzen Schweſter ge- gen ſeiner Melicerta gar nichts. Wie er aber zu ihr kam/ fand er/ ach ungemeine Freude! dieſe holdſeelige Melicerta ſelber fuͤr ſich/ dannenhero fiel er zur Er- den/ kuͤſſete ihr die Hand und Mund/ und ſagte: Ach ſchoͤnſte Graͤfin/ wie ſeyd ihr hieher kommen? Dieſe hingegen ſprach: Mein liebſter Graf/ ich mercke nun- mehro X x x 3

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 1061. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/1085>, abgerufen am 16.11.2024.