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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
sprung gewonnen/ daß er es ohnmöglich einholen
kunte/ sondern er gerieth darüber vielmehr in den
Wald so tieff hinein/ daß er darinn verirrete/ und ihm
selber nicht wieder herauß zu helffen wuste. Er ritte
aber biß um den Mittag/ da hörete er ein Geschrey in
der Ferne/ welchem er nach eylete/ und nachdem er et-
wa tausend Schritte fortgeritten/ erblickete er von
weitem etliche kämpffende Personen/ unter denen er
auch den Teutschen Kauffmann/ Namens Hagemann/
erkandte/ dannenhero eylete er vollends hinzu/ und so
bald dieser seiner ansichtig worden/ rieff er ihm mit
starcker Stimme zu: Mein Herr/ kommt mir Unschul-
digen bald zu Hülffe/ ehe ich von diesen Straffen-
Raubern hingerichtet werde. Diese Worte waren
kräfftig gnug/ den Teutschen Edelmann zu einer
gnugsamen Assistentz Augenblicklich anzusporen/ dan-
nenhero sprengete er Großmüthig hinzu/ und warff
einen von den 3. Raubern/ mittelst einer Pistohl-Ku-
gel alsobald vom Pferde. Darauf theileten sich die
andern Rauber/ und hielte der eine den Hagemann/
der andere unsern Klingenfeld/ warm. Aber mit ei-
nem grossen Unterschied/ dann/ gleichwie der Kauff-
mann sich/ wegen Mattigkeit/ seiner Haut nicht mehr
wöhren kunte/ also empfienge er etliche Wunden/ und
begunte den Degen schon sincken lassen/ da hingegen
Klingenfeld/ nachdem er sich verschossen/ seinem Ge-
genpart mit dem Degen auf den Leib giengen/ und
ihm mit einem wol-gerichteten Streich die rechte
Hand lähmete/ daß er nichts mehr thun kunte/ darauf
wandte er sich von diesem nach dem andern/ rieff dem
Kauffmann zu/ er solle sich/ so viel möglich/ in der Eyl
verbinden/ er wolle diese 2. Buben schon dahin zu hal-
ten wissen/ daß er ihrenthalben unangefochten blei-
ben solte; Welche Worte dem guten Hagemann ei-
nen ziemlichen Trost wieder einsprachen.

Aber

Deß Academiſchen
ſprung gewonnen/ daß er es ohnmoͤglich einholen
kunte/ ſondern er gerieth daruͤber vielmehr in den
Wald ſo tieff hinein/ daß er darinn verirrete/ und ihm
ſelber nicht wieder herauß zu helffen wuſte. Er ritte
aber biß um den Mittag/ da hoͤrete er ein Geſchrey in
der Ferne/ welchem er nach eylete/ und nachdem er et-
wa tauſend Schritte fortgeritten/ erblickete er von
weitem etliche kaͤmpffende Perſonen/ unter denen er
auch den Teutſchen Kauffmann/ Namens Hagemañ/
erkandte/ dannenhero eylete er vollends hinzu/ und ſo
bald dieſer ſeiner anſichtig worden/ rieff er ihm mit
ſtarcker Stimme zu: Mein Herꝛ/ kom̃t mir Unſchul-
digen bald zu Huͤlffe/ ehe ich von dieſen Straffen-
Raubern hingerichtet werde. Dieſe Worte waren
kraͤfftig gnug/ den Teutſchen Edelmann zu einer
gnugſamen Aſſiſtentz Augenblicklich anzuſporen/ dan-
nenhero ſprengete er Großmuͤthig hinzu/ und warff
einen von den 3. Raubern/ mittelſt einer Piſtohl-Ku-
gel alſobald vom Pferde. Darauf theileten ſich die
andern Rauber/ und hielte der eine den Hagemann/
der andere unſern Klingenfeld/ warm. Aber mit ei-
nem groſſen Unterſchied/ dann/ gleichwie der Kauff-
mann ſich/ wegen Mattigkeit/ ſeiner Haut nicht mehr
woͤhren kunte/ alſo empfienge er etliche Wunden/ und
begunte den Degen ſchon ſincken laſſen/ da hingegen
Klingenfeld/ nachdem er ſich verſchoſſen/ ſeinem Ge-
genpart mit dem Degen auf den Leib giengen/ und
ihm mit einem wol-gerichteten Streich die rechte
Hand laͤhmete/ daß er nichts mehr thun kunte/ darauf
wandte er ſich von dieſem nach dem andern/ rieff dem
Kauffmann zu/ er ſolle ſich/ ſo viel moͤglich/ in der Eyl
verbinden/ er wolle dieſe 2. Buben ſchon dahin zu hal-
ten wiſſen/ daß er ihrenthalben unangefochten blei-
ben ſolte; Welche Worte dem guten Hagemann ei-
nen ziemlichen Troſt wieder einſprachen.

Aber
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[126/0138] Deß Academiſchen ſprung gewonnen/ daß er es ohnmoͤglich einholen kunte/ ſondern er gerieth daruͤber vielmehr in den Wald ſo tieff hinein/ daß er darinn verirrete/ und ihm ſelber nicht wieder herauß zu helffen wuſte. Er ritte aber biß um den Mittag/ da hoͤrete er ein Geſchrey in der Ferne/ welchem er nach eylete/ und nachdem er et- wa tauſend Schritte fortgeritten/ erblickete er von weitem etliche kaͤmpffende Perſonen/ unter denen er auch den Teutſchen Kauffmann/ Namens Hagemañ/ erkandte/ dannenhero eylete er vollends hinzu/ und ſo bald dieſer ſeiner anſichtig worden/ rieff er ihm mit ſtarcker Stimme zu: Mein Herꝛ/ kom̃t mir Unſchul- digen bald zu Huͤlffe/ ehe ich von dieſen Straffen- Raubern hingerichtet werde. Dieſe Worte waren kraͤfftig gnug/ den Teutſchen Edelmann zu einer gnugſamen Aſſiſtentz Augenblicklich anzuſporen/ dan- nenhero ſprengete er Großmuͤthig hinzu/ und warff einen von den 3. Raubern/ mittelſt einer Piſtohl-Ku- gel alſobald vom Pferde. Darauf theileten ſich die andern Rauber/ und hielte der eine den Hagemann/ der andere unſern Klingenfeld/ warm. Aber mit ei- nem groſſen Unterſchied/ dann/ gleichwie der Kauff- mann ſich/ wegen Mattigkeit/ ſeiner Haut nicht mehr woͤhren kunte/ alſo empfienge er etliche Wunden/ und begunte den Degen ſchon ſincken laſſen/ da hingegen Klingenfeld/ nachdem er ſich verſchoſſen/ ſeinem Ge- genpart mit dem Degen auf den Leib giengen/ und ihm mit einem wol-gerichteten Streich die rechte Hand laͤhmete/ daß er nichts mehr thun kunte/ darauf wandte er ſich von dieſem nach dem andern/ rieff dem Kauffmann zu/ er ſolle ſich/ ſo viel moͤglich/ in der Eyl verbinden/ er wolle dieſe 2. Buben ſchon dahin zu hal- ten wiſſen/ daß er ihrenthalben unangefochten blei- ben ſolte; Welche Worte dem guten Hagemann ei- nen ziemlichen Troſt wieder einſprachen. Aber

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/138>, abgerufen am 28.11.2024.