Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite

Deß Academischen
wolte/ da sprang er hurtig zurück/ erwischete den De-
gen eines Laqueyen/ den er behende auß der Scheiden
rückete/ und sich damit mitten auf dem Platz stellete.
Jch wil nicht lange gefangen ligen/ sprach er anjetzo
mit heller Stimme/ sondern/ weil ich den Tod verdie-
net/ wil ich gerne sterben/ aber/ als ein Mann mit dem
Degen in der Faust/ ich bin ein Edelmann auß Grau-
bünden/ habe mich lange Zeit zu Padua aufgehalten/
und bin durch unordentliche Liebe von den Studiis zu
einem leichtfertigen Leben verführet worden/ welches
mich gar unter die Zunfft der Räuber und Mörder
hat gebracht. Jst ein Rechtschaffener unter diesem
Hauffen/ der Mitleyden mit mir hat/ und mich von
der Hand deß Scharffrichters zu befreyen gedencket/
der stelle sich gegen mich mit einem blossen Degen/
überwindet er den berüchtigten Carniolani, so wird
Jedermann bekennen/ daß er ein tapfferer Mann
seyn müsse.

Der Hertzog wolte schon Feuer auf ihn geben
lassen/ als Klingenfeld bathe/ man möchte ihm ver-
gönnen/ sich gegen diesem desperaten und unglücksee-
ligen Edelmann zu stellen/ welches ihm endlich durch
deß Printzen Fürbitte verwilliget ward. Solchem
nach erhub sich Klingenfeld mit seinem entblösseten
Degen in der Faust hernieder zu ihm/ und sprach:
Carniolani, du hast gesaget/ wer du bist/ und wie du
zu diesem unglückseeligen Stande gerathen/ wolan/
du must sterben/ so nimm dann den Tod in einem
Kampff lieber von mir/ der ich ein Edelmann auß
Teutschland/ und den freyen Künsten gleicher Gestalt
nachziehe/ als von der Hand deß untersten Justitz-
Knechts. Hiermit giengen sie näher zu einander/ und
der Räuber reichete unserm Teutschen die Hand/ be-
danckete sich auch der Wolthat/ die er ihm hierinn er-

zeigete/

Deß Academiſchen
wolte/ da ſprang er hurtig zuruͤck/ erwiſchete den De-
gen eines Laqueyen/ den er behende auß der Scheiden
ruͤckete/ und ſich damit mitten auf dem Platz ſtellete.
Jch wil nicht lange gefangen ligen/ ſprach er anjetzo
mit heller Stimme/ ſondern/ weil ich den Tod verdie-
net/ wil ich gerne ſterben/ aber/ als ein Mann mit dem
Degen in der Fauſt/ ich bin ein Edelmann auß Grau-
buͤnden/ habe mich lange Zeit zu Padua aufgehalten/
und bin durch unordentliche Liebe von den Studiis zu
einem leichtfertigen Leben verfuͤhret worden/ welches
mich gar unter die Zunfft der Raͤuber und Moͤrder
hat gebracht. Jſt ein Rechtſchaffener unter dieſem
Hauffen/ der Mitleyden mit mir hat/ und mich von
der Hand deß Scharffrichters zu befreyen gedencket/
der ſtelle ſich gegen mich mit einem bloſſen Degen/
uͤberwindet er den beruͤchtigten Carniolani, ſo wird
Jedermann bekennen/ daß er ein tapfferer Mann
ſeyn muͤſſe.

Der Hertzog wolte ſchon Feuer auf ihn geben
laſſen/ als Klingenfeld bathe/ man moͤchte ihm ver-
goͤnnen/ ſich gegen dieſem deſperaten und ungluͤckſee-
ligen Edelmann zu ſtellen/ welches ihm endlich durch
deß Printzen Fuͤrbitte verwilliget ward. Solchem
nach erhub ſich Klingenfeld mit ſeinem entbloͤſſeten
Degen in der Fauſt hernieder zu ihm/ und ſprach:
Carniolani, du haſt geſaget/ wer du biſt/ und wie du
zu dieſem ungluͤckſeeligen Stande gerathen/ wolan/
du muſt ſterben/ ſo nimm dann den Tod in einem
Kampff lieber von mir/ der ich ein Edelmann auß
Teutſchland/ und den freyen Kuͤnſten gleicher Geſtalt
nachziehe/ als von der Hand deß unterſten Juſtitz-
Knechts. Hiermit giengen ſie naͤher zu einander/ und
der Raͤuber reichete unſerm Teutſchen die Hand/ be-
danckete ſich auch der Wolthat/ die er ihm hierinn er-

zeigete/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0142" n="130"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Deß <hi rendition="#aq">Academi</hi>&#x017F;chen</hi></fw><lb/>
wolte/ da &#x017F;prang er hurtig zuru&#x0364;ck/ erwi&#x017F;chete den De-<lb/>
gen eines Laqueyen/ den er behende auß der Scheiden<lb/>
ru&#x0364;ckete/ und &#x017F;ich damit mitten auf dem Platz &#x017F;tellete.<lb/>
Jch wil nicht lange gefangen ligen/ &#x017F;prach er anjetzo<lb/>
mit heller Stimme/ &#x017F;ondern/ weil ich den Tod verdie-<lb/>
net/ wil ich gerne &#x017F;terben/ aber/ als ein Mann mit dem<lb/>
Degen in der Fau&#x017F;t/ ich bin ein Edelmann auß Grau-<lb/>
bu&#x0364;nden/ habe mich lange Zeit zu <hi rendition="#aq">Padua</hi> aufgehalten/<lb/>
und bin durch unordentliche Liebe von den <hi rendition="#aq">Studiis</hi> zu<lb/>
einem leichtfertigen Leben verfu&#x0364;hret worden/ welches<lb/>
mich gar unter die Zunfft der Ra&#x0364;uber und Mo&#x0364;rder<lb/>
hat gebracht. J&#x017F;t ein Recht&#x017F;chaffener unter die&#x017F;em<lb/>
Hauffen/ der Mitleyden mit mir hat/ und mich von<lb/>
der Hand deß Scharffrichters zu befreyen gedencket/<lb/>
der &#x017F;telle &#x017F;ich gegen mich mit einem blo&#x017F;&#x017F;en Degen/<lb/>
u&#x0364;berwindet er den beru&#x0364;chtigten <hi rendition="#aq">Carniolani,</hi> &#x017F;o wird<lb/>
Jedermann bekennen/ daß er ein tapfferer Mann<lb/>
&#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e.</p><lb/>
          <p>Der Hertzog wolte &#x017F;chon Feuer auf ihn geben<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en/ als Klingenfeld bathe/ man mo&#x0364;chte ihm ver-<lb/>
go&#x0364;nnen/ &#x017F;ich gegen die&#x017F;em <hi rendition="#aq">de&#x017F;perat</hi>en und unglu&#x0364;ck&#x017F;ee-<lb/>
ligen Edelmann zu &#x017F;tellen/ welches ihm endlich durch<lb/>
deß Printzen Fu&#x0364;rbitte verwilliget ward. Solchem<lb/>
nach erhub &#x017F;ich Klingenfeld mit &#x017F;einem entblo&#x0364;&#x017F;&#x017F;eten<lb/>
Degen in der Fau&#x017F;t hernieder zu ihm/ und &#x017F;prach:<lb/><hi rendition="#aq">Carniolani,</hi> du ha&#x017F;t ge&#x017F;aget/ wer du bi&#x017F;t/ und wie du<lb/>
zu die&#x017F;em unglu&#x0364;ck&#x017F;eeligen Stande gerathen/ wolan/<lb/>
du mu&#x017F;t &#x017F;terben/ &#x017F;o nimm dann den Tod in einem<lb/>
Kampff lieber von mir/ der ich ein Edelmann auß<lb/>
Teut&#x017F;chland/ und den freyen Ku&#x0364;n&#x017F;ten gleicher Ge&#x017F;talt<lb/>
nachziehe/ als von der Hand deß unter&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Ju&#x017F;ti</hi>tz-<lb/>
Knechts. Hiermit giengen &#x017F;ie na&#x0364;her zu einander/ und<lb/>
der Ra&#x0364;uber reichete un&#x017F;erm Teut&#x017F;chen die Hand/ be-<lb/>
danckete &#x017F;ich auch der Wolthat/ die er ihm hierinn er-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">zeigete/</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[130/0142] Deß Academiſchen wolte/ da ſprang er hurtig zuruͤck/ erwiſchete den De- gen eines Laqueyen/ den er behende auß der Scheiden ruͤckete/ und ſich damit mitten auf dem Platz ſtellete. Jch wil nicht lange gefangen ligen/ ſprach er anjetzo mit heller Stimme/ ſondern/ weil ich den Tod verdie- net/ wil ich gerne ſterben/ aber/ als ein Mann mit dem Degen in der Fauſt/ ich bin ein Edelmann auß Grau- buͤnden/ habe mich lange Zeit zu Padua aufgehalten/ und bin durch unordentliche Liebe von den Studiis zu einem leichtfertigen Leben verfuͤhret worden/ welches mich gar unter die Zunfft der Raͤuber und Moͤrder hat gebracht. Jſt ein Rechtſchaffener unter dieſem Hauffen/ der Mitleyden mit mir hat/ und mich von der Hand deß Scharffrichters zu befreyen gedencket/ der ſtelle ſich gegen mich mit einem bloſſen Degen/ uͤberwindet er den beruͤchtigten Carniolani, ſo wird Jedermann bekennen/ daß er ein tapfferer Mann ſeyn muͤſſe. Der Hertzog wolte ſchon Feuer auf ihn geben laſſen/ als Klingenfeld bathe/ man moͤchte ihm ver- goͤnnen/ ſich gegen dieſem deſperaten und ungluͤckſee- ligen Edelmann zu ſtellen/ welches ihm endlich durch deß Printzen Fuͤrbitte verwilliget ward. Solchem nach erhub ſich Klingenfeld mit ſeinem entbloͤſſeten Degen in der Fauſt hernieder zu ihm/ und ſprach: Carniolani, du haſt geſaget/ wer du biſt/ und wie du zu dieſem ungluͤckſeeligen Stande gerathen/ wolan/ du muſt ſterben/ ſo nimm dann den Tod in einem Kampff lieber von mir/ der ich ein Edelmann auß Teutſchland/ und den freyen Kuͤnſten gleicher Geſtalt nachziehe/ als von der Hand deß unterſten Juſtitz- Knechts. Hiermit giengen ſie naͤher zu einander/ und der Raͤuber reichete unſerm Teutſchen die Hand/ be- danckete ſich auch der Wolthat/ die er ihm hierinn er- zeigete/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/142
Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/142>, abgerufen am 21.05.2024.