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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
wisse/ daß ich heisse der Cremonische Eysenfresser/ und
daß ich zu Padua gantzer 2. Jahre den Namen deß be-
rühmtesten Balgers gehabt; Das sage ich dir zur
Nachricht/ darum mache dich fertig/ du must heute
noch Blut lassen. Der andere lachete deß Narren/
und sagte: Es ist mir lieb/ daß ich mich mit einem be-
rühmten Balger/ wann anders deine Worte mit der
That übereinkommen/ herum schmeissen soll/ und heis-
sest du Eysenfresser/ so bin ich Klingenfeld genannt/
weil ich nichts lieber sehe/ als eine blancke Degen-
Klinge auf einem Schlag-Feld/ darum säume nicht
lange/ sondern halte dich/ wie einem beruffenen Ertz-
Balger gebühret.

Der Eysenfresser zeigete durch seine Fertigkeit
in Entblössung deß Degens/ daß es ihm an guter
Courage nicht ermangele. Klingenfeld war auch nicht
saumseelig/ sondern zuckete seine Klinge/ und darauf
giengen sie in der Stuben bey Liecht auf einander loß.
Der Erste wolte diesem einlauffen/ aber er kam übel
an/ dann Klingenfeld erhaschete seinen Degen beym
Gefäß/ risse ihm denselben auß der Faust/ warff ihn
mit grosser Behendigkeit zu Boden/ und setzete ihm
ein Knie auf die Brust. Damahl tratten etliche feine
Leute auß der Nachbarschafft herein/ welche den Tu-
mult
angehöret hatten/ und wolten steuren helffen/
aber der Wirth hielte sie ab/ und sprach: Es hat keine
Noth/ ihr lieben Leute/ deß Eysenfressers Hochmuth
ist jetzo gedemüthiget/ er wird uns hinführo nicht
mehr solche Händel machen/ hiermit gab er unserm
Klingenfeld den Rath/ er solle jetzo eine freye Zeche
für diese gantze Gesellschafft auf zukünfftigen Tag
von dem Eysenfresser bedingen/ derselbe aber wartete
nicht so lange/ sondern offerirte sich selber darzu/ und
bathe den Klingenfeld/ daß er wolle sein Freund seyn.

Also

Deß Academiſchen
wiſſe/ daß ich heiſſe der Cremoniſche Eyſenfreſſer/ und
daß ich zu Padua gantzer 2. Jahre den Namen deß be-
ruͤhmteſten Balgers gehabt; Das ſage ich dir zur
Nachricht/ darum mache dich fertig/ du muſt heute
noch Blut laſſen. Der andere lachete deß Narren/
und ſagte: Es iſt mir lieb/ daß ich mich mit einem be-
ruͤhmten Balger/ wann anders deine Worte mit der
That uͤbereinkom̃en/ herum ſchmeiſſen ſoll/ und heiſ-
ſeſt du Eyſenfreſſer/ ſo bin ich Klingenfeld genannt/
weil ich nichts lieber ſehe/ als eine blancke Degen-
Klinge auf einem Schlag-Feld/ darum ſaͤume nicht
lange/ ſondern halte dich/ wie einem beruffenen Ertz-
Balger gebuͤhret.

Der Eyſenfreſſer zeigete durch ſeine Fertigkeit
in Entbloͤſſung deß Degens/ daß es ihm an guter
Courage nicht ermangele. Klingenfeld war auch nicht
ſaumſeelig/ ſondern zuckete ſeine Klinge/ und darauf
giengen ſie in der Stuben bey Liecht auf einander loß.
Der Erſte wolte dieſem einlauffen/ aber er kam uͤbel
an/ dann Klingenfeld erhaſchete ſeinen Degen beym
Gefaͤß/ riſſe ihm denſelben auß der Fauſt/ warff ihn
mit groſſer Behendigkeit zu Boden/ und ſetzete ihm
ein Knie auf die Bruſt. Damahl tratten etliche feine
Leute auß der Nachbarſchafft herein/ welche den Tu-
mult
angehoͤret hatten/ und wolten ſteuren helffen/
aber der Wirth hielte ſie ab/ und ſprach: Es hat keine
Noth/ ihr lieben Leute/ deß Eyſenfreſſers Hochmuth
iſt jetzo gedemuͤthiget/ er wird uns hinfuͤhro nicht
mehr ſolche Haͤndel machen/ hiermit gab er unſerm
Klingenfeld den Rath/ er ſolle jetzo eine freye Zeche
fuͤr dieſe gantze Geſellſchafft auf zukuͤnfftigen Tag
von dem Eyſenfreſſer bedingen/ derſelbe aber wartete
nicht ſo lange/ ſondern offerirte ſich ſelber darzu/ und
bathe den Klingenfeld/ daß er wolle ſein Freund ſeyn.

Alſo
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[8/0018] Deß Academiſchen wiſſe/ daß ich heiſſe der Cremoniſche Eyſenfreſſer/ und daß ich zu Padua gantzer 2. Jahre den Namen deß be- ruͤhmteſten Balgers gehabt; Das ſage ich dir zur Nachricht/ darum mache dich fertig/ du muſt heute noch Blut laſſen. Der andere lachete deß Narren/ und ſagte: Es iſt mir lieb/ daß ich mich mit einem be- ruͤhmten Balger/ wann anders deine Worte mit der That uͤbereinkom̃en/ herum ſchmeiſſen ſoll/ und heiſ- ſeſt du Eyſenfreſſer/ ſo bin ich Klingenfeld genannt/ weil ich nichts lieber ſehe/ als eine blancke Degen- Klinge auf einem Schlag-Feld/ darum ſaͤume nicht lange/ ſondern halte dich/ wie einem beruffenen Ertz- Balger gebuͤhret. Der Eyſenfreſſer zeigete durch ſeine Fertigkeit in Entbloͤſſung deß Degens/ daß es ihm an guter Courage nicht ermangele. Klingenfeld war auch nicht ſaumſeelig/ ſondern zuckete ſeine Klinge/ und darauf giengen ſie in der Stuben bey Liecht auf einander loß. Der Erſte wolte dieſem einlauffen/ aber er kam uͤbel an/ dann Klingenfeld erhaſchete ſeinen Degen beym Gefaͤß/ riſſe ihm denſelben auß der Fauſt/ warff ihn mit groſſer Behendigkeit zu Boden/ und ſetzete ihm ein Knie auf die Bruſt. Damahl tratten etliche feine Leute auß der Nachbarſchafft herein/ welche den Tu- mult angehoͤret hatten/ und wolten ſteuren helffen/ aber der Wirth hielte ſie ab/ und ſprach: Es hat keine Noth/ ihr lieben Leute/ deß Eyſenfreſſers Hochmuth iſt jetzo gedemuͤthiget/ er wird uns hinfuͤhro nicht mehr ſolche Haͤndel machen/ hiermit gab er unſerm Klingenfeld den Rath/ er ſolle jetzo eine freye Zeche fuͤr dieſe gantze Geſellſchafft auf zukuͤnfftigen Tag von dem Eyſenfreſſer bedingen/ derſelbe aber wartete nicht ſo lange/ ſondern offerirte ſich ſelber darzu/ und bathe den Klingenfeld/ daß er wolle ſein Freund ſeyn. Alſo

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/18>, abgerufen am 21.11.2024.