Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite

Romans I. Buch.
massen ihnen dieser ein sehr angenehmer Discurs seyn
solte/ wannenhero er sich in folgende Worte mit ei-
ner anständigen Manier herauß ließ: Wir müssen
bekennen/ daß das Menschliche Geschlecht bald nach
der Sündfluth unglaublicher Weise angewachsen/
und den wiederholten Seegen GOttes im 1. Buch
Mosis reichlich erfüllet. Es schreiben etliche/ es wären
immerdar Zwillinge/ ein Männlein und Fräulein ge-
bohren worden. Ein gelehrter Mann/ Augustinus
Torniellus,
hat außgerechnet/ daß ein Paar Eheleute
innerhalb 250. Jahren/ durch sich und ihre Kinder/
haben sechszehen mahl hundert tausend/ und sieben
und viertzig tausend Kinder zeugen können. Wir wol-
len schweigen von den Ritterlichen Thaten deß Ni-
nus,
welche Ctesias beschreibet/ und auß ihm Diodo-
rus Siculus,
welche bekennen/ daß er sey außgezogen
mit 700000. Fußgängern/ und 200000. Reutern/
10600. Wagen/ die mit krummen und neben sich
schneidenden Eysen bewahret/ und darauf umstrei-
chende Schwerdter gewesen/ die/ je fester die Wägen
gelauffen/ je schneller die Schwerdter loß geschlagen.
Eben darum musten die ersten Monarchen nothwen-
dig hohe und niedrige Schulen anrichten/ damit das
mächtige Volck könte regieret/ und die täglich-auf-
wachsende Jugend in den Künsten und Sitten erzo-
gen werden/ welche man durchauß nicht wuste zu ent-
bähren Dazumahl seyn die gewaltige hohe Schulen
in der Heydenschafft aufgangen/ Babylon und Ni-
nive/ inmassen der fürtreffliche Henricus bezeuget; sin-
temahl/ was nur an gelehrten/ erfahrnen und versuch-
ten Leuten zu spüren/ muste dahin/ als in die berühmte
Residentzen und Haupt-Städte/ gesammlet werden.
Auch/ wo unter den Handwerckern geschickte Meister
und subtile Arbeiter in Metallen/ Holtz und Steinen/

außzu-

Romans I. Buch.
maſſen ihnen dieſer ein ſehr angenehmer Diſcurs ſeyn
ſolte/ wannenhero er ſich in folgende Worte mit ei-
ner anſtaͤndigen Manier herauß ließ: Wir muͤſſen
bekennen/ daß das Menſchliche Geſchlecht bald nach
der Suͤndfluth unglaublicher Weiſe angewachſen/
und den wiederholten Seegen GOttes im 1. Buch
Moſis reichlich erfuͤllet. Es ſchreiben etliche/ es waͤren
immerdar Zwillinge/ ein Maͤnnlein und Fraͤulein ge-
bohren worden. Ein gelehrter Mann/ Auguſtinus
Torniellus,
hat außgerechnet/ daß ein Paar Eheleute
innerhalb 250. Jahren/ durch ſich und ihre Kinder/
haben ſechszehen mahl hundert tauſend/ und ſieben
und viertzig tauſend Kinder zeugen koͤnnen. Wir wol-
len ſchweigen von den Ritterlichen Thaten deß Ni-
nus,
welche Cteſias beſchreibet/ und auß ihm Diodo-
rus Siculus,
welche bekennen/ daß er ſey außgezogen
mit 700000. Fußgaͤngern/ und 200000. Reutern/
10600. Wagen/ die mit krummen und neben ſich
ſchneidenden Eyſen bewahret/ und darauf umſtrei-
chende Schwerdter geweſen/ die/ je feſter die Waͤgen
gelauffen/ je ſchneller die Schwerdter loß geſchlagen.
Eben darum muſten die erſten Monarchen nothwen-
dig hohe und niedrige Schulen anrichten/ damit das
maͤchtige Volck koͤnte regieret/ und die taͤglich-auf-
wachſende Jugend in den Kuͤnſten und Sitten erzo-
gen werden/ welche man durchauß nicht wuſte zu ent-
baͤhren Dazumahl ſeyn die gewaltige hohe Schulen
in der Heydenſchafft aufgangen/ Babylon und Ni-
nive/ inmaſſen der fuͤrtreffliche Henricus bezeuget; ſin-
temahl/ was nur an gelehrten/ erfahrnen und verſuch-
ten Leuten zu ſpuͤren/ muſte dahin/ als in die beruͤhmte
Reſidentzen und Haupt-Staͤdte/ geſammlet werden.
Auch/ wo unter den Handwerckern geſchickte Meiſter
und ſubtile Arbeiter in Metallen/ Holtz und Steinen/

außzu-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0021" n="11"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Romans <hi rendition="#aq">I.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
ma&#x017F;&#x017F;en ihnen die&#x017F;er ein &#x017F;ehr angenehmer <hi rendition="#aq">Di&#x017F;curs</hi> &#x017F;eyn<lb/>
&#x017F;olte/ wannenhero er &#x017F;ich in folgende Worte mit ei-<lb/>
ner an&#x017F;ta&#x0364;ndigen Manier herauß ließ: Wir mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en<lb/>
bekennen/ daß das Men&#x017F;chliche Ge&#x017F;chlecht bald nach<lb/>
der Su&#x0364;ndfluth unglaublicher Wei&#x017F;e angewach&#x017F;en/<lb/>
und den wiederholten Seegen GOttes im 1. Buch<lb/>
Mo&#x017F;is reichlich erfu&#x0364;llet. Es &#x017F;chreiben etliche/ es wa&#x0364;ren<lb/>
immerdar Zwillinge/ ein Ma&#x0364;nnlein und Fra&#x0364;ulein ge-<lb/>
bohren worden. Ein gelehrter Mann/ <hi rendition="#aq">Augu&#x017F;tinus<lb/>
Torniellus,</hi> hat außgerechnet/ daß ein Paar Eheleute<lb/>
innerhalb 250. Jahren/ durch &#x017F;ich und ihre Kinder/<lb/>
haben &#x017F;echszehen mahl hundert tau&#x017F;end/ und &#x017F;ieben<lb/>
und viertzig tau&#x017F;end Kinder zeugen ko&#x0364;nnen. Wir wol-<lb/>
len &#x017F;chweigen von den Ritterlichen Thaten deß <hi rendition="#aq">Ni-<lb/>
nus,</hi> welche <hi rendition="#aq">Cte&#x017F;ias</hi> be&#x017F;chreibet/ und auß ihm <hi rendition="#aq">Diodo-<lb/>
rus Siculus,</hi> welche bekennen/ daß er &#x017F;ey außgezogen<lb/>
mit 700000. Fußga&#x0364;ngern/ und 200000. Reutern/<lb/>
10600. Wagen/ die mit krummen und neben &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;chneidenden Ey&#x017F;en bewahret/ und darauf um&#x017F;trei-<lb/>
chende Schwerdter gewe&#x017F;en/ die/ je fe&#x017F;ter die Wa&#x0364;gen<lb/>
gelauffen/ je &#x017F;chneller die Schwerdter loß ge&#x017F;chlagen.<lb/>
Eben darum mu&#x017F;ten die er&#x017F;ten Monarchen nothwen-<lb/>
dig hohe und niedrige Schulen anrichten/ damit das<lb/>
ma&#x0364;chtige Volck ko&#x0364;nte regieret/ und die ta&#x0364;glich-auf-<lb/>
wach&#x017F;ende Jugend in den Ku&#x0364;n&#x017F;ten und Sitten erzo-<lb/>
gen werden/ welche man durchauß nicht wu&#x017F;te zu ent-<lb/>
ba&#x0364;hren Dazumahl &#x017F;eyn die gewaltige hohe Schulen<lb/>
in der Heyden&#x017F;chafft aufgangen/ Babylon und Ni-<lb/>
nive/ inma&#x017F;&#x017F;en der fu&#x0364;rtreffliche <hi rendition="#aq">Henricus</hi> bezeuget; &#x017F;in-<lb/>
temahl/ was nur an gelehrten/ erfahrnen und ver&#x017F;uch-<lb/>
ten Leuten zu &#x017F;pu&#x0364;ren/ mu&#x017F;te dahin/ als in die beru&#x0364;hmte<lb/><hi rendition="#aq">Re&#x017F;iden</hi>tzen und Haupt-Sta&#x0364;dte/ ge&#x017F;ammlet werden.<lb/>
Auch/ wo unter den Handwerckern ge&#x017F;chickte Mei&#x017F;ter<lb/>
und <hi rendition="#aq">&#x017F;ubtile</hi> Arbeiter in <hi rendition="#aq">Metall</hi>en/ Holtz und Steinen/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">außzu-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[11/0021] Romans I. Buch. maſſen ihnen dieſer ein ſehr angenehmer Diſcurs ſeyn ſolte/ wannenhero er ſich in folgende Worte mit ei- ner anſtaͤndigen Manier herauß ließ: Wir muͤſſen bekennen/ daß das Menſchliche Geſchlecht bald nach der Suͤndfluth unglaublicher Weiſe angewachſen/ und den wiederholten Seegen GOttes im 1. Buch Moſis reichlich erfuͤllet. Es ſchreiben etliche/ es waͤren immerdar Zwillinge/ ein Maͤnnlein und Fraͤulein ge- bohren worden. Ein gelehrter Mann/ Auguſtinus Torniellus, hat außgerechnet/ daß ein Paar Eheleute innerhalb 250. Jahren/ durch ſich und ihre Kinder/ haben ſechszehen mahl hundert tauſend/ und ſieben und viertzig tauſend Kinder zeugen koͤnnen. Wir wol- len ſchweigen von den Ritterlichen Thaten deß Ni- nus, welche Cteſias beſchreibet/ und auß ihm Diodo- rus Siculus, welche bekennen/ daß er ſey außgezogen mit 700000. Fußgaͤngern/ und 200000. Reutern/ 10600. Wagen/ die mit krummen und neben ſich ſchneidenden Eyſen bewahret/ und darauf umſtrei- chende Schwerdter geweſen/ die/ je feſter die Waͤgen gelauffen/ je ſchneller die Schwerdter loß geſchlagen. Eben darum muſten die erſten Monarchen nothwen- dig hohe und niedrige Schulen anrichten/ damit das maͤchtige Volck koͤnte regieret/ und die taͤglich-auf- wachſende Jugend in den Kuͤnſten und Sitten erzo- gen werden/ welche man durchauß nicht wuſte zu ent- baͤhren Dazumahl ſeyn die gewaltige hohe Schulen in der Heydenſchafft aufgangen/ Babylon und Ni- nive/ inmaſſen der fuͤrtreffliche Henricus bezeuget; ſin- temahl/ was nur an gelehrten/ erfahrnen und verſuch- ten Leuten zu ſpuͤren/ muſte dahin/ als in die beruͤhmte Reſidentzen und Haupt-Staͤdte/ geſammlet werden. Auch/ wo unter den Handwerckern geſchickte Meiſter und ſubtile Arbeiter in Metallen/ Holtz und Steinen/ außzu-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/21
Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/21>, abgerufen am 03.05.2024.