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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
Der Ochsen-Köpffe seynd bey nahe 200. darum wird dieses
Grab-Gebäu Capo di Boi genannt/ und wollen die Antiquität-
Forscher/ es sey eine doppelte Hecatombe, oder 200. faltiges
Opffer; (Hecatombe aber war/ nach Julii Capitolini Beschrei-
bung/ ein solches Opffer: Hundert Altäre wurden auf einem
Platz aufgebauet/ und darauf 100. Schweine/ und 106. Schafe
abgewürget. War es aber ein Sacrificium Imperatorium, oder
Opffer eines Römischen Generalissimi, so wurden 100. Leuen/
100. Adler/ und anderer solcher Thiere/ von jedwedem Geschlecht
100. geschlagen/) bey der Leich-Bestattung Caeciliae Metellae ge-
schehen/ deren Name vorn an der Begrädnüß zu lesen/ auf einer
sehr grossen Marmel-Tafel/ gegen dem Thor der Burg zu/ mit
diesen Littern: CAECILIA Q CRETICI F. METELLAE
CRASSI.
So Jemand unten an dem Hügel/ oder Bühel/ wor-
auf der Thurn gebauet ist/ einen gantzen Heroischen Vers auß-
spricht/ wird ein verwunderlicher Echo denselben gantz/ und von
Sylben zu Sylben/ offtmahls widerholen: Jch (spricht dieser
Author,) habe den ersten Vers der Virgilianischen Bücher
AEneidos deutlich 8. mahl widerschallen hören und hernach noch
etliche mahl undeutlich/ und confus. Nirgends wo wird ein sol-
cher Echo gehöret. Man sagt/ dieser Widerschall sey darum so
künstlich erweckt/ daß bey der Leich-Begängnüß dieser Gaecilien/
das. Heulen/ Geschrey und Weheklagen unermäßlich vergrös-
sert und vermehret würde/ indem man solche 2. fache Hecatom-
be,
oder doppeltes Opffer von 100. Altären/ verrichtete/ und die
Grabspiele/ zu Ehren der verblichenen Matron, vorstellete.

Es hat aber P. Kircherus, nachdem er dieses beym Boissar-
do
gelesen/ und Lust gewonnen/ eine solche Wunder-Echo zu hö-
ren/ zum andern und dritten mahl sich dahin begeben mit höch-
stem Fleiß darnach gesuchet/ aber sie gar nicht antreffen können.
P. Schott, der ein anders mahl mit demselben Kirchero gantz ey-
ferig diesen Widerschall gesuchet/ eben so wenig. Und ob sie zwar
hierauf in Rom bey andern forsch-gierigen Personen sich deß-
wegen befraget/ ist doch keiner gefunden worden/ der von diesem
Echo was wissen wollen. Es sey auch/ saget P. Schott, der Ort
nicht darnach disponiret/ daß er einen solchen Echo solte können
formiren. Dannoch hezeuget auch Pflaumerus mit seinem Ge-
hör/ daß diese Echo gantze Verse/ und zwar vielmahl nach ein-
ander/ wieder zuruck werffe.

Cavina sagete hierauf: Jch verwerffe darum Pflaumerum
so wenig/ als Boissardum, weil ich wol weiß/ daß ein solcher Wi-

derschall

Deß Academiſchen
Der Ochſen-Koͤpffe ſeynd bey nahe 200. darum wird dieſes
Grab-Gebaͤu Capo di Boi genannt/ und wollen die Antiquitaͤt-
Forſcher/ es ſey eine doppelte Hecatombe, oder 200. faltiges
Opffer; (Hecatombe aber war/ nach Julii Capitolini Beſchrei-
bung/ ein ſolches Opffer: Hundert Altaͤre wurden auf einem
Platz aufgebauet/ und darauf 100. Schweine/ und 106. Schafe
abgewuͤrget. War es aber ein Sacrificium Imperatorium, oder
Opffer eines Roͤmiſchen Generaliſſimi, ſo wurden 100. Leuen/
100. Adler/ und anderer ſolcher Thiere/ von jedwedem Geſchlecht
100. geſchlagen/) bey der Leich-Beſtattung Cæciliæ Metellæ ge-
ſchehen/ deren Name vorn an der Begraͤdnuͤß zu leſen/ auf einer
ſehr groſſen Marmel-Tafel/ gegen dem Thor der Burg zu/ mit
dieſen Littern: CÆCILIA Q CRETICI F. METELLÆ
CRASSI.
So Jemand unten an dem Huͤgel/ oder Buͤhel/ wor-
auf der Thurn gebauet iſt/ einen gantzen Heroiſchen Vers auß-
ſpricht/ wird ein verwunderlicher Echo denſelben gantz/ und von
Sylben zu Sylben/ offtmahls widerholen: Jch (ſpricht dieſer
Author,) habe den erſten Vers der Virgilianiſchen Buͤcher
Æneidos deutlich 8. mahl widerſchallen hoͤren und hernach noch
etliche mahl undeutlich/ und confus. Nirgends wo wird ein ſol-
cher Echo gehoͤret. Man ſagt/ dieſer Widerſchall ſey darum ſo
kuͤnſtlich erweckt/ daß bey der Leich-Begaͤngnuͤß dieſer Gæcilien/
das. Heulen/ Geſchrey und Weheklagen unermaͤßlich vergroͤſ-
ſert und vermehret wuͤrde/ indem man ſolche 2. fache Hecatom-
be,
oder doppeltes Opffer von 100. Altaͤren/ verrichtete/ und die
Grabſpiele/ zu Ehren der verblichenen Matron, vorſtellete.

Es hat aber P. Kircherus, nachdem er dieſes beym Boiſſar-
do
geleſen/ und Luſt gewonnen/ eine ſolche Wunder-Echo zu hoͤ-
ren/ zum andern und dritten mahl ſich dahin begeben mit hoͤch-
ſtem Fleiß darnach geſuchet/ aber ſie gar nicht antreffen koͤnnen.
P. Schott, der ein anders mahl mit demſelben Kirchero gantz ey-
ferig dieſen Widerſchall geſuchet/ eben ſo wenig. Und ob ſie zwar
hierauf in Rom bey andern forſch-gierigen Perſonen ſich deß-
wegen befraget/ iſt doch keiner gefunden worden/ der von dieſem
Echo was wiſſen wollen. Es ſey auch/ ſaget P. Schott, der Ort
nicht darnach diſponiret/ daß er einen ſolchen Echo ſolte koͤnnen
formiren. Dannoch hezeuget auch Pflaumerus mit ſeinem Ge-
hoͤr/ daß dieſe Echo gantze Verſe/ und zwar vielmahl nach ein-
ander/ wieder zuruck werffe.

Cavina ſagete hierauf: Jch verwerffe darum Pflaumerum
ſo wenig/ als Boiſſardum, weil ich wol weiß/ daß ein ſolcher Wi-

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[206/0218] Deß Academiſchen Der Ochſen-Koͤpffe ſeynd bey nahe 200. darum wird dieſes Grab-Gebaͤu Capo di Boi genannt/ und wollen die Antiquitaͤt- Forſcher/ es ſey eine doppelte Hecatombe, oder 200. faltiges Opffer; (Hecatombe aber war/ nach Julii Capitolini Beſchrei- bung/ ein ſolches Opffer: Hundert Altaͤre wurden auf einem Platz aufgebauet/ und darauf 100. Schweine/ und 106. Schafe abgewuͤrget. War es aber ein Sacrificium Imperatorium, oder Opffer eines Roͤmiſchen Generaliſſimi, ſo wurden 100. Leuen/ 100. Adler/ und anderer ſolcher Thiere/ von jedwedem Geſchlecht 100. geſchlagen/) bey der Leich-Beſtattung Cæciliæ Metellæ ge- ſchehen/ deren Name vorn an der Begraͤdnuͤß zu leſen/ auf einer ſehr groſſen Marmel-Tafel/ gegen dem Thor der Burg zu/ mit dieſen Littern: CÆCILIA Q CRETICI F. METELLÆ CRASSI. So Jemand unten an dem Huͤgel/ oder Buͤhel/ wor- auf der Thurn gebauet iſt/ einen gantzen Heroiſchen Vers auß- ſpricht/ wird ein verwunderlicher Echo denſelben gantz/ und von Sylben zu Sylben/ offtmahls widerholen: Jch (ſpricht dieſer Author,) habe den erſten Vers der Virgilianiſchen Buͤcher Æneidos deutlich 8. mahl widerſchallen hoͤren und hernach noch etliche mahl undeutlich/ und confus. Nirgends wo wird ein ſol- cher Echo gehoͤret. Man ſagt/ dieſer Widerſchall ſey darum ſo kuͤnſtlich erweckt/ daß bey der Leich-Begaͤngnuͤß dieſer Gæcilien/ das. Heulen/ Geſchrey und Weheklagen unermaͤßlich vergroͤſ- ſert und vermehret wuͤrde/ indem man ſolche 2. fache Hecatom- be, oder doppeltes Opffer von 100. Altaͤren/ verrichtete/ und die Grabſpiele/ zu Ehren der verblichenen Matron, vorſtellete. Es hat aber P. Kircherus, nachdem er dieſes beym Boiſſar- do geleſen/ und Luſt gewonnen/ eine ſolche Wunder-Echo zu hoͤ- ren/ zum andern und dritten mahl ſich dahin begeben mit hoͤch- ſtem Fleiß darnach geſuchet/ aber ſie gar nicht antreffen koͤnnen. P. Schott, der ein anders mahl mit demſelben Kirchero gantz ey- ferig dieſen Widerſchall geſuchet/ eben ſo wenig. Und ob ſie zwar hierauf in Rom bey andern forſch-gierigen Perſonen ſich deß- wegen befraget/ iſt doch keiner gefunden worden/ der von dieſem Echo was wiſſen wollen. Es ſey auch/ ſaget P. Schott, der Ort nicht darnach diſponiret/ daß er einen ſolchen Echo ſolte koͤnnen formiren. Dannoch hezeuget auch Pflaumerus mit ſeinem Ge- hoͤr/ daß dieſe Echo gantze Verſe/ und zwar vielmahl nach ein- ander/ wieder zuruck werffe. Cavina ſagete hierauf: Jch verwerffe darum Pflaumerum ſo wenig/ als Boiſſardum, weil ich wol weiß/ daß ein ſolcher Wi- derſchall

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/218>, abgerufen am 27.11.2024.