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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans I. Buch.
derschall nicht unmöglich/ zumahl/ wann die Kunst zu der na-
türlichen Gelegenheit deß Orts sich bequemet. Wohnet doch
noch auf diesen Tag an einem Renn-Platz zu Rom eine Echo,
so die Sylben 8. mahl nach einander widerholet. Dergleichen
trifft man auch an bey einer Mauren der Stadt Avignon, wie
Herr Kircherus auß eigener Erfahrung bezeuget. Aber die Zeit
und Veränderung der Gelegenheit deß Orts hat Zweiffels ohne
solchen fürtrefflichen Widerhall besagten Grabes nunmehr ver-
trieben/ und dieser Schall-Jungfrauen den Athem ersticket. Jn
dergleichen Gedancken stehet auch gemelter P. Schottus. Wofern
dem also/ was vor diesem von solcher Echo geschrieben worden/
müsse in der Gelegenheit deß Orts/ und der umstehenden Ge-
bäue/ eine grosse Veränderung vorgegangen seyn. Er wisse/ daß
auch nur eine kleine und geringe Aenderung an den Mauren/
oder Häusern/ gar wol so viel könne würcken/ daß ein Echo ent-
weder vergehe/ oder von neuem entstehe.

Solches beweiset er mit diesem Exempel: Zu Panormo
(oder Palermo,) in Sicilien/ haben die Jesuiten einen Meyerhof/
vor der Stadt/ bey dessen Fürgang man auf einen langen und
breiten Spatzier-Gang kommt/ der zu beyden Seiten mit Bäu-
men und Weinstöcken besetzet/ und wo derse[l]be zu Ende lauffet/
stehet zur Lincken ein gar hohes/ weitläufftiges Hauß; Ein we-
nig besser hin aber/ zur Rechten/ ein anders/ das weder hoch/
noch weitläufftig. Hinter solchen 2. Häusern stunde vormahls
eine alte Capelle allein/ darzu man nachmahls von vornen zu/ ei-
ne andere solcher Gestalt gebauet/ daß diese Letzte der Alten un-
mittelbahr anhafftete. Bevor nun solche neue Capell dahin ge-
leget ward/ hat sich in dem Spatzier-Gang niemahls einiger
Widerschall verlauten lassen; Nachdem sie aber dahin gesetzet/
höret man bey Eintritt deß Gartens einen hellen Echo, welcher
etliche Sylben aufs Allerdeutlichste nachspricht; Vermuthlich
auß dieser Ursach/ weil der Gegenhall um etliche Schritte nä-
her/ gegen der Garten-Thür hin/ verrucket worden.

Er stellet auch das Exempel der Stadt/ oder vielmehr deß
Schlosses zu Würtzburg vor/ welches/ wie bekandt/ nicht allein
nach der Zier/ sondern auch/ wider den Ernst/ nach der Bevesti-
gungs-Kunst gebauet ist. Wann man von selbigem Schloß
einen Schuß thut/ verstärcket und mehret sich der donnerende
Knall zwischen den Thälern und Bergen/ schallet 5. 6. und mehr
mahl/ nach einander wieder zuruck/ gleich/ als ob nicht nur ein/
sondern viel Schüsse geschehen/ und auf den Bergen das Wetter
herum lieffe.

Sölcher

Romans I. Buch.
derſchall nicht unmoͤglich/ zumahl/ wann die Kunſt zu der na-
tuͤrlichen Gelegenheit deß Orts ſich bequemet. Wohnet doch
noch auf dieſen Tag an einem Renn-Platz zu Rom eine Echo,
ſo die Sylben 8. mahl nach einander widerholet. Dergleichen
trifft man auch an bey einer Mauren der Stadt Avignon, wie
Herꝛ Kircherus auß eigener Erfahrung bezeuget. Aber die Zeit
und Veraͤnderung der Gelegenheit deß Orts hat Zweiffels ohne
ſolchen fuͤrtrefflichen Widerhall beſagten Grabes nunmehr ver-
trieben/ und dieſer Schall-Jungfrauen den Athem erſticket. Jn
dergleichen Gedancken ſtehet auch gemelter P. Schottus. Wofern
dem alſo/ was vor dieſem von ſolcher Echo geſchrieben worden/
muͤſſe in der Gelegenheit deß Orts/ und der umſtehenden Ge-
baͤue/ eine groſſe Veraͤnderung vorgegangen ſeyn. Er wiſſe/ daß
auch nur eine kleine und geringe Aenderung an den Mauren/
oder Haͤuſern/ gar wol ſo viel koͤnne wuͤrcken/ daß ein Echo ent-
weder vergehe/ oder von neuem entſtehe.

Solches beweiſet er mit dieſem Exempel: Zu Panormo
(oder Palermo,) in Sicilien/ haben die Jeſuiten einen Meyerhof/
vor der Stadt/ bey deſſen Fuͤrgang man auf einen langen und
breiten Spatzier-Gang kommt/ der zu beyden Seiten mit Baͤu-
men und Weinſtoͤcken beſetzet/ und wo derſe[l]be zu Ende lauffet/
ſtehet zur Lincken ein gar hohes/ weitlaͤufftiges Hauß; Ein we-
nig beſſer hin aber/ zur Rechten/ ein anders/ das weder hoch/
noch weitlaͤufftig. Hinter ſolchen 2. Haͤuſern ſtunde vormahls
eine alte Capelle allein/ darzu man nachmahls von vornen zu/ ei-
ne andere ſolcher Geſtalt gebauet/ daß dieſe Letzte der Alten un-
mittelbahr anhafftete. Bevor nun ſolche neue Capell dahin ge-
leget ward/ hat ſich in dem Spatzier-Gang niemahls einiger
Widerſchall verlauten laſſen; Nachdem ſie aber dahin geſetzet/
hoͤret man bey Eintritt deß Gartens einen hellen Echo, welcher
etliche Sylben aufs Allerdeutlichſte nachſpricht; Vermuthlich
auß dieſer Urſach/ weil der Gegenhall um etliche Schritte naͤ-
her/ gegen der Garten-Thuͤr hin/ verrucket worden.

Er ſtellet auch das Exempel der Stadt/ oder vielmehr deß
Schloſſes zu Wuͤrtzburg vor/ welches/ wie bekandt/ nicht allein
nach der Zier/ ſondern auch/ wider den Ernſt/ nach der Beveſti-
gungs-Kunſt gebauet iſt. Wann man von ſelbigem Schloß
einen Schuß thut/ verſtaͤrcket und mehret ſich der donnerende
Knall zwiſchen den Thaͤlern und Bergen/ ſchallet 5. 6. und mehr
mahl/ nach einander wieder zuruck/ gleich/ als ob nicht nur ein/
ſondern viel Schuͤſſe geſchehen/ und auf den Bergen das Wetter
herum lieffe.

Soͤlcher
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[207/0219] Romans I. Buch. derſchall nicht unmoͤglich/ zumahl/ wann die Kunſt zu der na- tuͤrlichen Gelegenheit deß Orts ſich bequemet. Wohnet doch noch auf dieſen Tag an einem Renn-Platz zu Rom eine Echo, ſo die Sylben 8. mahl nach einander widerholet. Dergleichen trifft man auch an bey einer Mauren der Stadt Avignon, wie Herꝛ Kircherus auß eigener Erfahrung bezeuget. Aber die Zeit und Veraͤnderung der Gelegenheit deß Orts hat Zweiffels ohne ſolchen fuͤrtrefflichen Widerhall beſagten Grabes nunmehr ver- trieben/ und dieſer Schall-Jungfrauen den Athem erſticket. Jn dergleichen Gedancken ſtehet auch gemelter P. Schottus. Wofern dem alſo/ was vor dieſem von ſolcher Echo geſchrieben worden/ muͤſſe in der Gelegenheit deß Orts/ und der umſtehenden Ge- baͤue/ eine groſſe Veraͤnderung vorgegangen ſeyn. Er wiſſe/ daß auch nur eine kleine und geringe Aenderung an den Mauren/ oder Haͤuſern/ gar wol ſo viel koͤnne wuͤrcken/ daß ein Echo ent- weder vergehe/ oder von neuem entſtehe. Solches beweiſet er mit dieſem Exempel: Zu Panormo (oder Palermo,) in Sicilien/ haben die Jeſuiten einen Meyerhof/ vor der Stadt/ bey deſſen Fuͤrgang man auf einen langen und breiten Spatzier-Gang kommt/ der zu beyden Seiten mit Baͤu- men und Weinſtoͤcken beſetzet/ und wo derſelbe zu Ende lauffet/ ſtehet zur Lincken ein gar hohes/ weitlaͤufftiges Hauß; Ein we- nig beſſer hin aber/ zur Rechten/ ein anders/ das weder hoch/ noch weitlaͤufftig. Hinter ſolchen 2. Haͤuſern ſtunde vormahls eine alte Capelle allein/ darzu man nachmahls von vornen zu/ ei- ne andere ſolcher Geſtalt gebauet/ daß dieſe Letzte der Alten un- mittelbahr anhafftete. Bevor nun ſolche neue Capell dahin ge- leget ward/ hat ſich in dem Spatzier-Gang niemahls einiger Widerſchall verlauten laſſen; Nachdem ſie aber dahin geſetzet/ hoͤret man bey Eintritt deß Gartens einen hellen Echo, welcher etliche Sylben aufs Allerdeutlichſte nachſpricht; Vermuthlich auß dieſer Urſach/ weil der Gegenhall um etliche Schritte naͤ- her/ gegen der Garten-Thuͤr hin/ verrucket worden. Er ſtellet auch das Exempel der Stadt/ oder vielmehr deß Schloſſes zu Wuͤrtzburg vor/ welches/ wie bekandt/ nicht allein nach der Zier/ ſondern auch/ wider den Ernſt/ nach der Beveſti- gungs-Kunſt gebauet iſt. Wann man von ſelbigem Schloß einen Schuß thut/ verſtaͤrcket und mehret ſich der donnerende Knall zwiſchen den Thaͤlern und Bergen/ ſchallet 5. 6. und mehr mahl/ nach einander wieder zuruck/ gleich/ als ob nicht nur ein/ ſondern viel Schuͤſſe geſchehen/ und auf den Bergen das Wetter herum lieffe. Soͤlcher

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/219>, abgerufen am 23.11.2024.