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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen

Solcher Stimm- und Schall-erwiderenden Gegenden/
sprach Klingenfeld/ solte man in unserm Teutschland noch wol
mehr antreffen/ wann man mit der Nachforschung sich wolte
bemühen. Es liget in Sachsen das Schloß Obin/ welches ehe-
dessen unter die Unüberwindliche gerechnet worden/ auf einem
Felsen/ wiewol es heute wüste liget/ und um der Gräntzscheidung
willen nicht bevestiget werden darff. Desselbigen Namens findet
sich auch daselbst ein Dorff/ wie auch eine halb auß Felsen ge-
hauene Kirche/ samt einer Quelle/ so von der Natur selbsten
durch den Felsen geleitet wird. Dieses wüste Schloß wird von
vielen Bergen umgeben/ welche verursachen/ daß/ wann man
allda ein Stück löset/ der Knall wunderbarlich herum lauffet/
von einer Gegend zur andern/ und schier in Acht-Theil von der
Stunde nachkrachet; Massen so wol diß/ als die Lustbarkeit der
Gegend/ manche fürnehme Personen zur Besuchung derselben
bewogen hat.

Das achte ich aber nicht für was Seltenes/ weil es nur ein
blosser Widerknall ist/ dann zwischen dem Knall/ oder Hall/ und
der Gegen-Stimme/ oder Echo, gibt es keinen geringen Unter-
scheid. Der Wider-Knall/ oder Nach-Hall/ ist zwar auch ein
Gegenschall/ aber verworrener/ undeutlicher/ ungestimmt/ und
ohne Außdruckung der Sylben/ und mag leicht eine Gegend sich
darzu bequemen. Die Echo aber begehret mehr Umstände/ daß
sie einen ordentlich-abgetheileten oder besylbeten Nachklang ge-
be. Derhalben verwundere ich mich/ über solchen vielmahligen
Nach-Knall bey Obin in Sachsen so übrig hoch nicht/ sondern
vielmehr über die Jenige/ welche/ wie M. Robert Plot, ein En-
gelländer/ in Beschreibung natürlicher Beschaffenheit der Eng-
lischen Provintz Oxfort/ gedencket/ bey Tag 17. bey Nacht aber
20. Sylben/ gar deut- und unterschiedlich widerholet/ nemlich
in einem Lust- und Thier-Wäldlein bey Woogstock.

Das XIX Capitul/

Klingenfeld hält eine possierliche Unterredung mit Cerebac-
chio, der ihm mit lauter Lateinischen Versen/ oder Sprüchwörtern/
antwortet/ welches warlich offt verwunderlich klinget.

ABer/ wir haben gnug geredet von dieser Mate-
rie,
ich sehe/ daß Cerebacchius schon darüber
einschlummern wil/ wir müssen noch ein wenig
Kurtzweil mit ihm haben. Als Klingenfeld dieses ge-

saget/
Deß Academiſchen

Solcher Stimm- und Schall-erwiderenden Gegenden/
ſprach Klingenfeld/ ſolte man in unſerm Teutſchland noch wol
mehr antreffen/ wann man mit der Nachforſchung ſich wolte
bemuͤhen. Es liget in Sachſen das Schloß Obin/ welches ehe-
deſſen unter die Unuͤberwindliche gerechnet worden/ auf einem
Felſen/ wiewol es heute wuͤſte liget/ und um der Graͤntzſcheidung
willen nicht beveſtiget werden darff. Deſſelbigen Namens findet
ſich auch daſelbſt ein Dorff/ wie auch eine halb auß Felſen ge-
hauene Kirche/ ſamt einer Quelle/ ſo von der Natur ſelbſten
durch den Felſen geleitet wird. Dieſes wuͤſte Schloß wird von
vielen Bergen umgeben/ welche verurſachen/ daß/ wann man
allda ein Stuͤck loͤſet/ der Knall wunderbarlich herum lauffet/
von einer Gegend zur andern/ und ſchier in Acht-Theil von der
Stunde nachkrachet; Maſſen ſo wol diß/ als die Luſtbarkeit der
Gegend/ manche fuͤrnehme Perſonen zur Beſuchung derſelben
bewogen hat.

Das achte ich aber nicht fuͤr was Seltenes/ weil es nur ein
bloſſer Widerknall iſt/ dann zwiſchen dem Knall/ oder Hall/ und
der Gegen-Stimme/ oder Echo, gibt es keinen geringen Unter-
ſcheid. Der Wider-Knall/ oder Nach-Hall/ iſt zwar auch ein
Gegenſchall/ aber verworrener/ undeutlicher/ ungeſtimmt/ und
ohne Außdruckung der Sylben/ und mag leicht eine Gegend ſich
darzu bequemen. Die Echo aber begehret mehr Umſtaͤnde/ daß
ſie einen ordentlich-abgetheileten oder beſylbeten Nachklang ge-
be. Derhalben verwundere ich mich/ uͤber ſolchen vielmahligen
Nach-Knall bey Obin in Sachſen ſo uͤbrig hoch nicht/ ſondern
vielmehr uͤber die Jenige/ welche/ wie M. Robert Plot, ein En-
gellaͤnder/ in Beſchreibung natuͤrlicher Beſchaffenheit der Eng-
liſchen Provintz Oxfort/ gedencket/ bey Tag 17. bey Nacht aber
20. Sylben/ gar deut- und unterſchiedlich widerholet/ nemlich
in einem Luſt- und Thier-Waͤldlein bey Woogſtock.

Das XIX Capitul/

Klingenfeld haͤlt eine poſſierliche Unterredung mit Cerebac-
chio, der ihm mit lauter Lateiniſchen Verſen/ oder Spruͤchwoͤrtern/
antwortet/ welches warlich offt verwunderlich klinget.

ABer/ wir haben gnug geredet von dieſer Mate-
rie,
ich ſehe/ daß Cerebacchius ſchon daruͤber
einſchlummern wil/ wir muͤſſen noch ein wenig
Kurtzweil mit ihm haben. Als Klingenfeld dieſes ge-

ſaget/
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[208/0220] Deß Academiſchen Solcher Stimm- und Schall-erwiderenden Gegenden/ ſprach Klingenfeld/ ſolte man in unſerm Teutſchland noch wol mehr antreffen/ wann man mit der Nachforſchung ſich wolte bemuͤhen. Es liget in Sachſen das Schloß Obin/ welches ehe- deſſen unter die Unuͤberwindliche gerechnet worden/ auf einem Felſen/ wiewol es heute wuͤſte liget/ und um der Graͤntzſcheidung willen nicht beveſtiget werden darff. Deſſelbigen Namens findet ſich auch daſelbſt ein Dorff/ wie auch eine halb auß Felſen ge- hauene Kirche/ ſamt einer Quelle/ ſo von der Natur ſelbſten durch den Felſen geleitet wird. Dieſes wuͤſte Schloß wird von vielen Bergen umgeben/ welche verurſachen/ daß/ wann man allda ein Stuͤck loͤſet/ der Knall wunderbarlich herum lauffet/ von einer Gegend zur andern/ und ſchier in Acht-Theil von der Stunde nachkrachet; Maſſen ſo wol diß/ als die Luſtbarkeit der Gegend/ manche fuͤrnehme Perſonen zur Beſuchung derſelben bewogen hat. Das achte ich aber nicht fuͤr was Seltenes/ weil es nur ein bloſſer Widerknall iſt/ dann zwiſchen dem Knall/ oder Hall/ und der Gegen-Stimme/ oder Echo, gibt es keinen geringen Unter- ſcheid. Der Wider-Knall/ oder Nach-Hall/ iſt zwar auch ein Gegenſchall/ aber verworrener/ undeutlicher/ ungeſtimmt/ und ohne Außdruckung der Sylben/ und mag leicht eine Gegend ſich darzu bequemen. Die Echo aber begehret mehr Umſtaͤnde/ daß ſie einen ordentlich-abgetheileten oder beſylbeten Nachklang ge- be. Derhalben verwundere ich mich/ uͤber ſolchen vielmahligen Nach-Knall bey Obin in Sachſen ſo uͤbrig hoch nicht/ ſondern vielmehr uͤber die Jenige/ welche/ wie M. Robert Plot, ein En- gellaͤnder/ in Beſchreibung natuͤrlicher Beſchaffenheit der Eng- liſchen Provintz Oxfort/ gedencket/ bey Tag 17. bey Nacht aber 20. Sylben/ gar deut- und unterſchiedlich widerholet/ nemlich in einem Luſt- und Thier-Waͤldlein bey Woogſtock. Das XIX Capitul/ Klingenfeld haͤlt eine poſſierliche Unterredung mit Cerebac- chio, der ihm mit lauter Lateiniſchen Verſen/ oder Spruͤchwoͤrtern/ antwortet/ welches warlich offt verwunderlich klinget. ABer/ wir haben gnug geredet von dieſer Mate- rie, ich ſehe/ daß Cerebacchius ſchon daruͤber einſchlummern wil/ wir muͤſſen noch ein wenig Kurtzweil mit ihm haben. Als Klingenfeld dieſes ge- ſaget/

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/220>, abgerufen am 23.11.2024.