dictus. Klingenfeld: Gehet es ihm dann wol? Ce- reb. Dives pecoris, dives agris, dives positis in foenore nummis. Klingenfeld: So wird ihn seine Frau wol hertzlich lieben? Cereb. Malo virum, qui pecunia, quam pecuniam, quae viro egeat. Klingenfeld: Begehen sie sich nicht wol mit einander? Cereb. Nulla dies moero- re caret. Klingenfeld: Hat die Frau dann kein Mit- leyden mit ihrem Mann? Cereb. Xantippe irarum & molestiarum scatebat. Klingenfeld: Jch glaube/ ihr redet es der Frauen auß Haß nach. Cereb. Ubi rerum testimonia adsunt, non opus est verbis. Klingenfeld: Wuste dann euer Bruder nicht/ daß sie solch ein Kräutlein wäre? Cereb. Fallit enim vitium specie virtutis. Klingenfeld: So wird der gute Cornelius ein elend Leben haben? Cereb. Deus dilectis suis iter asperum facit, ne dum delectantur in via, obliviscan- tur eorum, quae sunt in patria. Klingenfeld: Hat sie ihn dann so bald zum Gehorsam gebracht? Cereb. Aliq uantum temporis, & magni laboris & impensae multae opus fuit. Klingenfeld: Das muß wol ein ein- fältiger Narr seyn/ der sich von einem bösen Weib so bald solte zu Chor treiben lassen? Cereb. Gloriosa sa- pientia non magno aestimanda est, stultorum omnia sunt plena. Welche Worte den Klingenfeld etwas verdrossen/ deßwegen stutzete er/ und wolte sich mit ihm nicht weiter bemengen/ aber der Printz hatte gar zu grosse Lust an diesem Discurs, derwegen winckete er ihm/ fort zu fahren/ und als eben Cerebachius den Wein-Becher an den Mund setzete/ zu trincken/ rieff ihm dieser zu: Est virtus placitis abstinuisse bonis. Ce- rebacchius aber thäte einen guten Trunck/ und nach- dem er den Mund gewischet/ sahe er ihn starr an/ und schwieg still. Klingenfeld aber sprach: Wisset ihr wol/ was ihr vorhin zu mir gesaget/ solche Worte sind
mächtig/
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Romans I. Buch.
dictus. Klingenfeld: Gehet es ihm dann wol? Ce- reb. Dives pecoris, dives agris, dives poſitis in fœnore nummis. Klingenfeld: So wird ihn ſeine Frau wol hertzlich lieben? Cereb. Malo virum, qui pecunia, quàm pecuniam, quæ viro egeat. Klingenfeld: Begehen ſie ſich nicht wol mit einander? Cereb. Nulla dies mœro- re caret. Klingenfeld: Hat die Frau dann kein Mit- leyden mit ihrem Mann? Cereb. Xantippe irarum & moleſtiarum ſcatebat. Klingenfeld: Jch glaube/ ihr redet es der Frauen auß Haß nach. Cereb. Ubi rerum teſtimonia adſunt, non opus eſt verbis. Klingenfeld: Wuſte dann euer Bruder nicht/ daß ſie ſolch ein Kraͤutlein waͤre? Cereb. Fallit enim vitium ſpecie virtutis. Klingenfeld: So wird der gute Cornelius ein elend Leben haben? Cereb. Deus dilectis ſuis iter aſperum facit, ne dum delectantur in via, obliviſcan- tur eorum, quæ ſunt in patria. Klingenfeld: Hat ſie ihn dann ſo bald zum Gehorſam gebracht? Cereb. Aliq uantum temporis, & magni laboris & impenſæ multæ opus fuit. Klingenfeld: Das muß wol ein ein- faͤltiger Narꝛ ſeyn/ der ſich von einem boͤſen Weib ſo bald ſolte zu Chor treiben laſſen? Cereb. Glorioſa ſa- pientia non magno æſtimanda eſt, ſtultorum omnia ſunt plena. Welche Worte den Klingenfeld etwas verdroſſen/ deßwegen ſtutzete er/ und wolte ſich mit ihm nicht weiter bemengen/ aber der Printz hatte gar zu groſſe Luſt an dieſem Diſcurs, derwegen winckete er ihm/ fort zu fahren/ und als eben Cerebachius den Wein-Becher an den Mund ſetzete/ zu trincken/ rieff ihm dieſer zu: Eſt virtus placitis abſtinuiſſe bonis. Ce- rebacchius aber thaͤte einen guten Trunck/ und nach- dem er den Mund gewiſchet/ ſahe er ihn ſtarꝛ an/ und ſchwieg ſtill. Klingenfeld aber ſprach: Wiſſet ihr wol/ was ihr vorhin zu mir geſaget/ ſolche Worte ſind
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Romans I. Buch.
dictus. Klingenfeld: Gehet es ihm dann wol? Ce-
reb. Dives pecoris, dives agris, dives poſitis in fœnore
nummis. Klingenfeld: So wird ihn ſeine Frau wol
hertzlich lieben? Cereb. Malo virum, qui pecunia, quàm
pecuniam, quæ viro egeat. Klingenfeld: Begehen ſie
ſich nicht wol mit einander? Cereb. Nulla dies mœro-
re caret. Klingenfeld: Hat die Frau dann kein Mit-
leyden mit ihrem Mann? Cereb. Xantippe irarum &
moleſtiarum ſcatebat. Klingenfeld: Jch glaube/ ihr
redet es der Frauen auß Haß nach. Cereb. Ubi rerum
teſtimonia adſunt, non opus eſt verbis. Klingenfeld:
Wuſte dann euer Bruder nicht/ daß ſie ſolch ein
Kraͤutlein waͤre? Cereb. Fallit enim vitium ſpecie
virtutis. Klingenfeld: So wird der gute Cornelius
ein elend Leben haben? Cereb. Deus dilectis ſuis iter
aſperum facit, ne dum delectantur in via, obliviſcan-
tur eorum, quæ ſunt in patria. Klingenfeld: Hat ſie
ihn dann ſo bald zum Gehorſam gebracht? Cereb.
Aliq uantum temporis, & magni laboris & impenſæ
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pientia non magno æſtimanda eſt, ſtultorum omnia
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verdroſſen/ deßwegen ſtutzete er/ und wolte ſich mit
ihm nicht weiter bemengen/ aber der Printz hatte gar
zu groſſe Luſt an dieſem Diſcurs, derwegen winckete er
ihm/ fort zu fahren/ und als eben Cerebachius den
Wein-Becher an den Mund ſetzete/ zu trincken/ rieff
ihm dieſer zu: Eſt virtus placitis abſtinuiſſe bonis. Ce-
rebacchius aber thaͤte einen guten Trunck/ und nach-
dem er den Mund gewiſchet/ ſahe er ihn ſtarꝛ an/ und
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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/229>, abgerufen am 27.11.2024.
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