Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.Romans I. Buch. Ein ungelehrter Doctor soll nicht geniessen der viel
Romans I. Buch. Ein ungelehrter Doctor ſoll nicht genieſſen der viel
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Romans I. Buch.
Ein ungelehrter Doctor ſoll nicht genieſſen der
Freyheiten der Gelehrten/ und gewiß die nur nach
dem Titul Doctores ſeyn/ und vergeſſen haben/ was ſie
zuvor gelernet/ waͤren wuͤrdig/ daß man ſie aufs neue
examinirte/ nicht zwar durch ſolche/ welche wollen Ra-
binnen geſcholten ſeyn/ dann auf die Weiſe wuͤrde ein
Blinder den andern fuͤhren/ ſondern durch geſchickte
Magiſtern/ geuͤbte Profeſſoren/ gewiſſenhafftige und
Gottsfuͤrchtige Maͤnnern/ Rectoren und Verbeſſerer/
oder Ober-Aufſehern der Schulen/ die fuͤrwahr in den
Policeyen nicht weniger/ als die Kirchen-Vaͤtter/
noͤthig ſeyn. Zu dem waͤren ſolche zu erkieſen/ welche
die beſtaͤndigſte Erfahrung/ wie Profeſſionen und Fa-
cultaͤten zu reformiren und zu verbeſſern/ auch ſelbſten
die Profeſſion mit Lob verrichtet haͤtten/ alte und wol-
verdiente/ und keine andere/ wir laͤugnen nicht/ ver-
meynen vielmehr/ es ſey billich/ und der Policey heil-
ſam/ daß ein zuvor bewaͤhrter Doctor koͤnne verworf-
fen werden/ wofern er hernach durch gedachte Refor-
matoren auch die Meiſter ſelbſten/ die ihn bewaͤhret/
untuͤchtig ergriffen wurden; Er koͤnne auch der Zier-
den und Freyheiten beraubet werden/ doch habe es
eine andere Bedeutung/ wann die Kunſt/ oder Wiſ-
ſenſchafft/ durch Unfall/ oder Kranckheit/ oder Alter
verlohren worden. Kaͤyſer Gordianus hat alſo ge-
ordnet/ die Grammatic-Lehrer/ oder Redner/ durch
einhellige Schluͤſſe ihres Ordens gebilliget/ wann ſie
ſich nicht nuͤtzlich den Studenten erzeigen: Daß ſie
hinwiederum von eben dem Orden koͤñen verworffen
werden/ iſt nicht unbewuſt. Dann auch in dem Fall
betrifft es den gemeinen Nutzen/ weil wegen Ver-
muthung der Kunſt und Geſchicklichkeit die Doctoren
zu offenen Aemtern und geiſtlichen Præbenden gelaſ-
ſen worden/ und derſelbigen Unwiſſenheit nachmahls
viel
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