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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
viel betreuget/ und beleydiget. Derenthalben/ wann
einer examiniret/ und bewähret ist zu den Würden
der Licentiatur, kan er in dem Examine der Doctur
verworffen werden/ weil nicht unmüglich/ daß er auß
neuen Ursachen sich untauglich mache/ &c.

Sylvester: Man fraget/ was wird an dem/ der be-
gehret Doctor zu werden/ erfordert/ daß er nicht ver-
worffen sondern bewähret werde? Jch sage/ daß ein
Student kan verworffen werden/ nicht nur wegen der
Wissenschafft/ dann die muß richtig seyn/ und/ daß sie
richtig sey zu solchen Würden/ erkennet werde/ son-
dern auch wegen der Sitten Mangel. Daher werden
6. Stücke erfordert an dem/ der zu den Würden der
Doctur soll befordert werden. Erstlich/ Erfahrenheit
oder Wissenschafft zu lehren. Zum Andern/ Beredt-
samkeit zu lehren. Zum Dritten/ Scharffsinnigkeit zu
erklären. Zum Vierdten/ Richtigkeit oder Uberfluß
der Wissenschafft zu lehren. Zum Fünfften/ Vortreff-
lichkeit der Sitten. Zum Sechsten/ Stärcke der
Großmüthigkeit/ daß er wisse der Gewalt mit Tapf-
ferkeit zu widerstehen. Item: Wer zu der Zeit/ da er ist
bewähret worden/ diese Eigenschafften gehabt/ wann
er nachmahls untüchtig wird/ ist er zu verstossen von
den Würden der Doctur. Bißher D. Adam. Contzen.

Solte man nach diesen Stücken etliche Docto-
r
en der H. Schifft beschauen/ was würde alsdann ge-
schehen? Was soll es seyn? Dann die Würde der
Doctur ist vielen groben Höltzern angebotten worden.
Vielen groben Höltzern ist das künfftige Examen
heimlich verrathen worden. Vielen groben Höltzern
ist die Materia der Lectionen 7. oder 8. Wochen zuvor
über Land geschrieben worden. Vielen seyn nur ge-
meine/ und ihnen angewohnete leichte und Leib-
Quaestiones, wie es wackere Studenten heissen/ vor-

gehalten

Deß Academiſchen
viel betreuget/ und beleydiget. Derenthalben/ wann
einer examiniret/ und bewaͤhret iſt zu den Wuͤrden
der Licentiatur, kan er in dem Examine der Doctur
verworffen werden/ weil nicht unmuͤglich/ daß er auß
neuen Urſachen ſich untauglich mache/ &c.

Sylveſter: Man fraget/ was wird an dem/ der be-
gehret Doctor zu werden/ erfordert/ daß er nicht ver-
worffen ſondern bewaͤhret werde? Jch ſage/ daß ein
Student kan verworffen werden/ nicht nur wegen der
Wiſſenſchafft/ dann die muß richtig ſeyn/ und/ daß ſie
richtig ſey zu ſolchen Wuͤrden/ erkennet werde/ ſon-
dern auch wegen der Sitten Mangel. Daher werden
6. Stuͤcke erfordert an dem/ der zu den Wuͤrden der
Doctur ſoll befordert werden. Erſtlich/ Erfahrenheit
oder Wiſſenſchafft zu lehren. Zum Andern/ Beredt-
ſamkeit zu lehren. Zum Dritten/ Scharffſinnigkeit zu
erklaͤren. Zum Vierdten/ Richtigkeit oder Uberfluß
der Wiſſenſchafft zu lehren. Zum Fuͤnfften/ Vortreff-
lichkeit der Sitten. Zum Sechſten/ Staͤrcke der
Großmuͤthigkeit/ daß er wiſſe der Gewalt mit Tapf-
ferkeit zu widerſtehen. Item: Wer zu der Zeit/ da er iſt
bewaͤhret worden/ dieſe Eigenſchafften gehabt/ wann
er nachmahls untuͤchtig wird/ iſt er zu verſtoſſen von
den Wuͤrden der Doctur. Bißher D. Adam. Contzen.

Solte man nach dieſen Stuͤcken etliche Docto-
r
en der H. Schifft beſchauen/ was wuͤrde alsdann ge-
ſchehen? Was ſoll es ſeyn? Dann die Wuͤrde der
Doctur iſt vielen groben Hoͤltzern angebotten worden.
Vielen groben Hoͤltzern iſt das kuͤnfftige Examen
heimlich verrathen worden. Vielen groben Hoͤltzern
iſt die Materia der Lectionen 7. oder 8. Wochen zuvor
uͤber Land geſchrieben worden. Vielen ſeyn nur ge-
meine/ und ihnen angewohnete leichte und Leib-
Quæſtiones, wie es wackere Studenten heiſſen/ vor-

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[236/0248] Deß Academiſchen viel betreuget/ und beleydiget. Derenthalben/ wann einer examiniret/ und bewaͤhret iſt zu den Wuͤrden der Licentiatur, kan er in dem Examine der Doctur verworffen werden/ weil nicht unmuͤglich/ daß er auß neuen Urſachen ſich untauglich mache/ &c. Sylveſter: Man fraget/ was wird an dem/ der be- gehret Doctor zu werden/ erfordert/ daß er nicht ver- worffen ſondern bewaͤhret werde? Jch ſage/ daß ein Student kan verworffen werden/ nicht nur wegen der Wiſſenſchafft/ dann die muß richtig ſeyn/ und/ daß ſie richtig ſey zu ſolchen Wuͤrden/ erkennet werde/ ſon- dern auch wegen der Sitten Mangel. Daher werden 6. Stuͤcke erfordert an dem/ der zu den Wuͤrden der Doctur ſoll befordert werden. Erſtlich/ Erfahrenheit oder Wiſſenſchafft zu lehren. Zum Andern/ Beredt- ſamkeit zu lehren. Zum Dritten/ Scharffſinnigkeit zu erklaͤren. Zum Vierdten/ Richtigkeit oder Uberfluß der Wiſſenſchafft zu lehren. Zum Fuͤnfften/ Vortreff- lichkeit der Sitten. Zum Sechſten/ Staͤrcke der Großmuͤthigkeit/ daß er wiſſe der Gewalt mit Tapf- ferkeit zu widerſtehen. Item: Wer zu der Zeit/ da er iſt bewaͤhret worden/ dieſe Eigenſchafften gehabt/ wann er nachmahls untuͤchtig wird/ iſt er zu verſtoſſen von den Wuͤrden der Doctur. Bißher D. Adam. Contzen. Solte man nach dieſen Stuͤcken etliche Docto- ren der H. Schifft beſchauen/ was wuͤrde alsdann ge- ſchehen? Was ſoll es ſeyn? Dann die Wuͤrde der Doctur iſt vielen groben Hoͤltzern angebotten worden. Vielen groben Hoͤltzern iſt das kuͤnfftige Examen heimlich verrathen worden. Vielen groben Hoͤltzern iſt die Materia der Lectionen 7. oder 8. Wochen zuvor uͤber Land geſchrieben worden. Vielen ſeyn nur ge- meine/ und ihnen angewohnete leichte und Leib- Quæſtiones, wie es wackere Studenten heiſſen/ vor- gehalten

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/248>, abgerufen am 22.11.2024.