Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.Romans I. Buch. führete er den Cerebacchium in ein besonder Gemach/um darinn gantz allein zu schlaffen. Er preisete hier- auß seiner Margara Fürsichtigkeit/ als die ausser Zweiffel nicht ohne Ursach ihm diesen Ort allein ein- raumen lassen/ damit er diese Nacht über/ wann er die Runde gehen würde/ von Niemand möchte gese- hen werden. Er entkleidete sich demnach/ biß auf die Unter-Hosen/ legte sich in das Bette/ und erwartete der ihm angesetzten Zeit/ da er inzwischen ihm in sei- nem Hertzen die Süssigkeit seiner Freude dermassen fürzustellen wuste/ daß er gantz ausser ihm selber war. Endlich kam die Zeit heran/ dannenhero stund er auf/ und schlich fein säuberlich hin nach der Margara Kam- mer. Daselbst für der Thür/ stieß ihm die Hauß-Magd gantz leise mit dem Arm an/ und sagte: Signoro, mei- ne Jungfrau lässet euch warnen/ daß ihr bey Verlust ihrer Gunst nicht hart sprechet/ damit sie nicht mit euch verrathen werde. Cerebacchius strich ihr über den Backen/ und sagte: Jch wil im Sprechen diese Nacht über ein Hecht/ und im Liebeln ein Gründlein seyn. Also machte sie ihm die Thür fein sanfft auf/ und nachdem er hinein getretten/ zog sie dieselbe wie- der zu sich/ und hieng sie außwendig zu. Der Prasser war voll Feuers der Unzucht/ daß er weder das eine mercken/ noch das andere hören kunte. Er kunte/ ob es gleich dunckel war/ das Bett bald erblicken/ warff demnach die Unter-Hosen von sich/ schlich sanffte hin- zu/ küssete die alte Frau auf den Backen/ und stieg zu ihr ins Bett hinein. Was er daselbst für Handgebärde und selzame keit
Romans I. Buch. fuͤhrete er den Cerebacchium in ein beſonder Gemach/um darinn gantz allein zu ſchlaffen. Er preiſete hier- auß ſeiner Margara Fuͤrſichtigkeit/ als die auſſer Zweiffel nicht ohne Urſach ihm dieſen Ort allein ein- raumen laſſen/ damit er dieſe Nacht uͤber/ wann er die Runde gehen wuͤrde/ von Niemand moͤchte geſe- hen werden. Er entkleidete ſich demnach/ biß auf die Unter-Hoſen/ legte ſich in das Bette/ und erwartete der ihm angeſetzten Zeit/ da er inzwiſchen ihm in ſei- nem Hertzen die Suͤſſigkeit ſeiner Freude dermaſſen fuͤrzuſtellen wuſte/ daß er gantz auſſer ihm ſelber war. Endlich kam die Zeit heran/ dannenhero ſtund er auf/ und ſchlich fein ſaͤuberlich hin nach der Margara Kam- mer. Daſelbſt fuͤr der Thuͤr/ ſtieß ihm die Hauß-Magd gantz leiſe mit dem Arm an/ und ſagte: Signoro, mei- ne Jungfrau laͤſſet euch warnen/ daß ihr bey Verluſt ihrer Gunſt nicht hart ſprechet/ damit ſie nicht mit euch verrathen werde. Cerebacchius ſtrich ihr uͤber den Backen/ und ſagte: Jch wil im Sprechen dieſe Nacht uͤber ein Hecht/ und im Liebeln ein Gruͤndlein ſeyn. Alſo machte ſie ihm die Thuͤr fein ſanfft auf/ und nachdem er hinein getretten/ zog ſie dieſelbe wie- der zu ſich/ und hieng ſie außwendig zu. Der Praſſer war voll Feuers der Unzucht/ daß er weder das eine mercken/ noch das andere hoͤren kunte. Er kunte/ ob es gleich dunckel war/ das Bett bald erblicken/ warff demnach die Unter-Hoſen von ſich/ ſchlich ſanffte hin- zu/ kuͤſſete die alte Frau auf den Backen/ und ſtieg zu ihr ins Bett hinein. Was er daſelbſt fuͤr Handgebaͤrde und ſelzame keit
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0263" n="251"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Romans <hi rendition="#aq">I.</hi> Buch.</hi></fw><lb/> fuͤhrete er den <hi rendition="#aq">Cerebacchium</hi> in ein beſonder Gemach/<lb/> um darinn gantz allein zu ſchlaffen. Er preiſete hier-<lb/> auß ſeiner <hi rendition="#aq">Margara</hi> Fuͤrſichtigkeit/ als die auſſer<lb/> Zweiffel nicht ohne Urſach ihm dieſen Ort allein ein-<lb/> raumen laſſen/ damit er dieſe Nacht uͤber/ wann er<lb/> die Runde gehen wuͤrde/ von Niemand moͤchte geſe-<lb/> hen werden. Er entkleidete ſich demnach/ biß auf die<lb/> Unter-Hoſen/ legte ſich in das Bette/ und erwartete<lb/> der ihm angeſetzten Zeit/ da er inzwiſchen ihm in ſei-<lb/> nem Hertzen die Suͤſſigkeit ſeiner Freude dermaſſen<lb/> fuͤrzuſtellen wuſte/ daß er gantz auſſer ihm ſelber war.<lb/> Endlich kam die Zeit heran/ dannenhero ſtund er auf/<lb/> und ſchlich fein ſaͤuberlich hin nach der <hi rendition="#aq">Margara</hi> Kam-<lb/> mer. Daſelbſt fuͤr der Thuͤr/ ſtieß ihm die Hauß-Magd<lb/> gantz leiſe mit dem Arm an/ und ſagte: <hi rendition="#aq">Signoro,</hi> mei-<lb/> ne Jungfrau laͤſſet euch warnen/ daß ihr bey Verluſt<lb/> ihrer Gunſt nicht hart ſprechet/ damit ſie nicht mit<lb/> euch verrathen werde. <hi rendition="#aq">Cerebacchius</hi> ſtrich ihr uͤber<lb/> den Backen/ und ſagte: Jch wil im Sprechen dieſe<lb/> Nacht uͤber ein Hecht/ und im Liebeln ein Gruͤndlein<lb/> ſeyn. Alſo machte ſie ihm die Thuͤr fein ſanfft auf/<lb/> und nachdem er hinein getretten/ zog ſie dieſelbe wie-<lb/> der zu ſich/ und hieng ſie außwendig zu. Der Praſſer<lb/> war voll Feuers der Unzucht/ daß er weder das eine<lb/> mercken/ noch das andere hoͤren kunte. Er kunte/ ob<lb/> es gleich dunckel war/ das Bett bald erblicken/ warff<lb/> demnach die Unter-Hoſen von ſich/ ſchlich ſanffte hin-<lb/> zu/ kuͤſſete die alte Frau auf den Backen/ und ſtieg zu<lb/> ihr ins Bett hinein.</p><lb/> <p>Was er daſelbſt fuͤr Handgebaͤrde und ſelzame<lb/> Grimmaſſen gemacht/ iſt in der Finſternuͤß nicht wol<lb/> zu ſehen/ ich ſchaͤme mich/ auch viel darvon zu ſchrei-<lb/> ben/ und iſt mir leyd/ daß ich ſo viel darvon geredet<lb/> habe/ jedoch hoffe ich/ in den Schrancken der Ehrbar-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">keit</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [251/0263]
Romans I. Buch.
fuͤhrete er den Cerebacchium in ein beſonder Gemach/
um darinn gantz allein zu ſchlaffen. Er preiſete hier-
auß ſeiner Margara Fuͤrſichtigkeit/ als die auſſer
Zweiffel nicht ohne Urſach ihm dieſen Ort allein ein-
raumen laſſen/ damit er dieſe Nacht uͤber/ wann er
die Runde gehen wuͤrde/ von Niemand moͤchte geſe-
hen werden. Er entkleidete ſich demnach/ biß auf die
Unter-Hoſen/ legte ſich in das Bette/ und erwartete
der ihm angeſetzten Zeit/ da er inzwiſchen ihm in ſei-
nem Hertzen die Suͤſſigkeit ſeiner Freude dermaſſen
fuͤrzuſtellen wuſte/ daß er gantz auſſer ihm ſelber war.
Endlich kam die Zeit heran/ dannenhero ſtund er auf/
und ſchlich fein ſaͤuberlich hin nach der Margara Kam-
mer. Daſelbſt fuͤr der Thuͤr/ ſtieß ihm die Hauß-Magd
gantz leiſe mit dem Arm an/ und ſagte: Signoro, mei-
ne Jungfrau laͤſſet euch warnen/ daß ihr bey Verluſt
ihrer Gunſt nicht hart ſprechet/ damit ſie nicht mit
euch verrathen werde. Cerebacchius ſtrich ihr uͤber
den Backen/ und ſagte: Jch wil im Sprechen dieſe
Nacht uͤber ein Hecht/ und im Liebeln ein Gruͤndlein
ſeyn. Alſo machte ſie ihm die Thuͤr fein ſanfft auf/
und nachdem er hinein getretten/ zog ſie dieſelbe wie-
der zu ſich/ und hieng ſie außwendig zu. Der Praſſer
war voll Feuers der Unzucht/ daß er weder das eine
mercken/ noch das andere hoͤren kunte. Er kunte/ ob
es gleich dunckel war/ das Bett bald erblicken/ warff
demnach die Unter-Hoſen von ſich/ ſchlich ſanffte hin-
zu/ kuͤſſete die alte Frau auf den Backen/ und ſtieg zu
ihr ins Bett hinein.
Was er daſelbſt fuͤr Handgebaͤrde und ſelzame
Grimmaſſen gemacht/ iſt in der Finſternuͤß nicht wol
zu ſehen/ ich ſchaͤme mich/ auch viel darvon zu ſchrei-
ben/ und iſt mir leyd/ daß ich ſo viel darvon geredet
habe/ jedoch hoffe ich/ in den Schrancken der Ehrbar-
keit
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |