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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
ihrer Hauß-Magd offenbahrete/ die eine alte Frau
auß der Nachbarschafft holen muste/ welche in der
Jugend ein frisches Leben geführet/ und hernach sich
zu einer Rospian/ oder Kupplerin/ hatte brauchen las-
sen/ biß sie endlich so alt und scheußlich worden/ daß
sich ihrer kein Mensch mehr bedienen wolte. Diese
kam gar willig/ und empfieng von Troll einen Reichs-
Thaler/ zu dem Ende/ daß sie sich in der Margara Bette
legen solte/ woselbst sie von einem jungen Courtisan,
dessen man sich auf alle mögliche Weise zu entbrechen
suchte/ diese Nacht über solte bedienet werden. Die
alte Frau war von Hertzen froh über dieses Geschenck/
noch mehr aber über die fröliche Nacht/ nahm dem-
nach von der Margara ein wolriechendes Wasser/ be-
strich ihren runtzlichten gelben Halß und Affen-glei-
ches Angesicht damit/ daß sie ein wenig Geruchs be-
käme/ ließ ihr hernach etwas zu essen langen/ und
nachdem sie einen Trunck Weins gethan auß der
Flasche/ die von Cerebacchio war hergekommen/ gieng
sie nach Hauß/ und zog rein Leinwad an/ kam auch zu
beftimmter Zeit wieder/ und ward von der Margara
nach ihrem Zimmer und Bette geführet/ darinn sie
sich verkroche. Troll gieng mit hinein/ und beschauete
ihren Kopff-Zierrath/ und gantzen Nacht-Habit/ den
er so anmuthig befand/ daß er ihm einbildete/ dadurch
auch dem tapffersten Mann eine Furcht einzujagen.
Sie nahmen endlich das Liecht mit hinauß/ und die
Jungfrau gieng in eine Kammer darneben/ samt ihrer
Magd/ da inzwischen Troll sich wieder zu der Gesell-
schafft verfügete.

Nachdem endlich die Tafel gehoben/ bewog
Klingenfeld die Compagnie, daß sie gleichsam ein
Verlangen trüge/ schlaffen zu gehen; Und da der
Hauß-Knecht einem Jeden sein Lager angezeiget/

führete

Deß Academiſchen
ihrer Hauß-Magd offenbahrete/ die eine alte Frau
auß der Nachbarſchafft holen muſte/ welche in der
Jugend ein friſches Leben gefuͤhret/ und hernach ſich
zu einer Roſpian/ oder Kupplerin/ hatte brauchen laſ-
ſen/ biß ſie endlich ſo alt und ſcheußlich worden/ daß
ſich ihrer kein Menſch mehr bedienen wolte. Dieſe
kam gar willig/ und empfieng von Troll einen Reichs-
Thaler/ zu dem Ende/ daß ſie ſich in der Margara Bette
legen ſolte/ woſelbſt ſie von einem jungen Courtiſan,
deſſen man ſich auf alle moͤgliche Weiſe zu entbrechen
ſuchte/ dieſe Nacht uͤber ſolte bedienet werden. Die
alte Frau war von Hertzen froh uͤber dieſes Geſchenck/
noch mehr aber uͤber die froͤliche Nacht/ nahm dem-
nach von der Margara ein wolriechendes Waſſer/ be-
ſtrich ihren runtzlichten gelben Halß und Affen-glei-
ches Angeſicht damit/ daß ſie ein wenig Geruchs be-
kaͤme/ ließ ihr hernach etwas zu eſſen langen/ und
nachdem ſie einen Trunck Weins gethan auß der
Flaſche/ die von Cerebacchio war hergekommen/ gieng
ſie nach Hauß/ und zog rein Leinwad an/ kam auch zu
beftimmter Zeit wieder/ und ward von der Margara
nach ihrem Zimmer und Bette gefuͤhret/ darinn ſie
ſich verkroche. Troll gieng mit hinein/ und beſchauete
ihren Kopff-Zierrath/ und gantzen Nacht-Habit/ den
er ſo anmuthig befand/ daß er ihm einbildete/ dadurch
auch dem tapfferſten Mann eine Furcht einzujagen.
Sie nahmen endlich das Liecht mit hinauß/ und die
Jungfrau gieng in eine Kam̃er darneben/ ſamt ihrer
Magd/ da inzwiſchen Troll ſich wieder zu der Geſell-
ſchafft verfuͤgete.

Nachdem endlich die Tafel gehoben/ bewog
Klingenfeld die Compagnie, daß ſie gleichſam ein
Verlangen truͤge/ ſchlaffen zu gehen; Und da der
Hauß-Knecht einem Jeden ſein Lager angezeiget/

fuͤhrete
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[250/0262] Deß Academiſchen ihrer Hauß-Magd offenbahrete/ die eine alte Frau auß der Nachbarſchafft holen muſte/ welche in der Jugend ein friſches Leben gefuͤhret/ und hernach ſich zu einer Roſpian/ oder Kupplerin/ hatte brauchen laſ- ſen/ biß ſie endlich ſo alt und ſcheußlich worden/ daß ſich ihrer kein Menſch mehr bedienen wolte. Dieſe kam gar willig/ und empfieng von Troll einen Reichs- Thaler/ zu dem Ende/ daß ſie ſich in der Margara Bette legen ſolte/ woſelbſt ſie von einem jungen Courtiſan, deſſen man ſich auf alle moͤgliche Weiſe zu entbrechen ſuchte/ dieſe Nacht uͤber ſolte bedienet werden. Die alte Frau war von Hertzen froh uͤber dieſes Geſchenck/ noch mehr aber uͤber die froͤliche Nacht/ nahm dem- nach von der Margara ein wolriechendes Waſſer/ be- ſtrich ihren runtzlichten gelben Halß und Affen-glei- ches Angeſicht damit/ daß ſie ein wenig Geruchs be- kaͤme/ ließ ihr hernach etwas zu eſſen langen/ und nachdem ſie einen Trunck Weins gethan auß der Flaſche/ die von Cerebacchio war hergekommen/ gieng ſie nach Hauß/ und zog rein Leinwad an/ kam auch zu beftimmter Zeit wieder/ und ward von der Margara nach ihrem Zimmer und Bette gefuͤhret/ darinn ſie ſich verkroche. Troll gieng mit hinein/ und beſchauete ihren Kopff-Zierrath/ und gantzen Nacht-Habit/ den er ſo anmuthig befand/ daß er ihm einbildete/ dadurch auch dem tapfferſten Mann eine Furcht einzujagen. Sie nahmen endlich das Liecht mit hinauß/ und die Jungfrau gieng in eine Kam̃er darneben/ ſamt ihrer Magd/ da inzwiſchen Troll ſich wieder zu der Geſell- ſchafft verfuͤgete. Nachdem endlich die Tafel gehoben/ bewog Klingenfeld die Compagnie, daß ſie gleichſam ein Verlangen truͤge/ ſchlaffen zu gehen; Und da der Hauß-Knecht einem Jeden ſein Lager angezeiget/ fuͤhrete

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/262>, abgerufen am 01.06.2024.