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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans I. Buch.
men möge/ zu dem/ habt ihr auch Geld/ daß ihr eines
bezahlen möget? Potz Velden/ sprach Cerebacchius,
der Dieb hat mit dem Kleid auch alle meine Heller
bekommen/ wie fange ich es doch immermehr an. Klin-
genfeld ist wol so ehrlich/ und spricht so lange gut vor
mich/ biß ich wieder außgehen kan. Gehet nur hin/
und thut euer Bestes/ daß ich die Mittags-Mahlzeit
nicht versäume. Also gieng Troll in seiner gewöhn-
lichen Jtaliänischen Kleidung/ mit einem kurtzen De-
gen an der Seiten/ hin zu dem vorigen Juden/ und
weil er kein Pflaster mehr auf dem Aug hatte/ auch
Jtaliänisch redete/ und sonst gantz anderst gekleidet
war/ kennete er ihn nicht mehr/ dannenhero ersuchte
ihn Troll/ ob er einige gemachte Kleider hätte/ weil
ein Fremdling in dem und dem Wirths-Hauß/ wel-
ches er ihm bezeichnete/ deren benöthiget/ der Jud
führete ihn in seine Kammer/ und zeigete ihm statt-
liche und schlechte Kleider/ da er dann darunter auch
deß Cerebacchii seine fand/ die er ihm vor wenigen
Stunden selber verkaufft hatte. Also suchte er etliche
auß/ und befahl ihm/ über eine halbe Stunde an den
bezeichneten Ort zu kommen. Hiermit nahm er seinen
Abschied/ und gieng seines Weges.

Das Verlangen deß Cerebacchii nach ihm war
sehr groß/ und als er so bald wieder kam/ preisete er
seinen Fleiß/ und versprach ihm zu dienen/ wo er nur
immer könte. Aber/ wie ist es/ sprach er/ kan ich auf
den Mittag wol ein Kleid bekommen? Was wollet
ihr mir geben/ gab Jener zur Antwort/ wann ich euch
über eine halbe Stunde eines schaffe/ darinn ihr noch
bey dem Frühstück erscheinen möget? O du edle Tu-
gend/ replicirte Cerebacchius anjetzo/ deine Würdig-
keit erkenne ich nun allererst. Aber mein/ saget mir/
wo soll ich das Geld darfür hernehmen? Jch traue/

war

Romans I. Buch.
men moͤge/ zu dem/ habt ihr auch Geld/ daß ihr eines
bezahlen moͤget? Potz Velden/ ſprach Cerebacchius,
der Dieb hat mit dem Kleid auch alle meine Heller
bekom̃en/ wie fange ich es doch im̃ermehr an. Klin-
genfeld iſt wol ſo ehrlich/ und ſpricht ſo lange gut vor
mich/ biß ich wieder außgehen kan. Gehet nur hin/
und thut euer Beſtes/ daß ich die Mittags-Mahlzeit
nicht verſaͤume. Alſo gieng Troll in ſeiner gewoͤhn-
lichen Jtaliaͤniſchen Kleidung/ mit einem kurtzen De-
gen an der Seiten/ hin zu dem vorigen Juden/ und
weil er kein Pflaſter mehr auf dem Aug hatte/ auch
Jtaliaͤniſch redete/ und ſonſt gantz anderſt gekleidet
war/ kennete er ihn nicht mehr/ dannenhero erſuchte
ihn Troll/ ob er einige gemachte Kleider haͤtte/ weil
ein Fremdling in dem und dem Wirths-Hauß/ wel-
ches er ihm bezeichnete/ deren benoͤthiget/ der Jud
fuͤhrete ihn in ſeine Kammer/ und zeigete ihm ſtatt-
liche und ſchlechte Kleider/ da er dann darunter auch
deß Cerebacchii ſeine fand/ die er ihm vor wenigen
Stunden ſelber verkaufft hatte. Alſo ſuchte er etliche
auß/ und befahl ihm/ uͤber eine halbe Stunde an den
bezeichneten Ort zu kommen. Hiermit nahm er ſeinen
Abſchied/ und gieng ſeines Weges.

Das Verlangen deß Cerebacchii nach ihm war
ſehr groß/ und als er ſo bald wieder kam/ preiſete er
ſeinen Fleiß/ und verſprach ihm zu dienen/ wo er nur
immer koͤnte. Aber/ wie iſt es/ ſprach er/ kan ich auf
den Mittag wol ein Kleid bekommen? Was wollet
ihr mir geben/ gab Jener zur Antwort/ wann ich euch
uͤber eine halbe Stunde eines ſchaffe/ darinn ihr noch
bey dem Fruͤhſtuͤck erſcheinen moͤget? O du edle Tu-
gend/ replicirte Cerebacchius anjetzo/ deine Wuͤrdig-
keit erkenne ich nun allererſt. Aber mein/ ſaget mir/
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[255/0267] Romans I. Buch. men moͤge/ zu dem/ habt ihr auch Geld/ daß ihr eines bezahlen moͤget? Potz Velden/ ſprach Cerebacchius, der Dieb hat mit dem Kleid auch alle meine Heller bekom̃en/ wie fange ich es doch im̃ermehr an. Klin- genfeld iſt wol ſo ehrlich/ und ſpricht ſo lange gut vor mich/ biß ich wieder außgehen kan. Gehet nur hin/ und thut euer Beſtes/ daß ich die Mittags-Mahlzeit nicht verſaͤume. Alſo gieng Troll in ſeiner gewoͤhn- lichen Jtaliaͤniſchen Kleidung/ mit einem kurtzen De- gen an der Seiten/ hin zu dem vorigen Juden/ und weil er kein Pflaſter mehr auf dem Aug hatte/ auch Jtaliaͤniſch redete/ und ſonſt gantz anderſt gekleidet war/ kennete er ihn nicht mehr/ dannenhero erſuchte ihn Troll/ ob er einige gemachte Kleider haͤtte/ weil ein Fremdling in dem und dem Wirths-Hauß/ wel- ches er ihm bezeichnete/ deren benoͤthiget/ der Jud fuͤhrete ihn in ſeine Kammer/ und zeigete ihm ſtatt- liche und ſchlechte Kleider/ da er dann darunter auch deß Cerebacchii ſeine fand/ die er ihm vor wenigen Stunden ſelber verkaufft hatte. Alſo ſuchte er etliche auß/ und befahl ihm/ uͤber eine halbe Stunde an den bezeichneten Ort zu kommen. Hiermit nahm er ſeinen Abſchied/ und gieng ſeines Weges. Das Verlangen deß Cerebacchii nach ihm war ſehr groß/ und als er ſo bald wieder kam/ preiſete er ſeinen Fleiß/ und verſprach ihm zu dienen/ wo er nur immer koͤnte. Aber/ wie iſt es/ ſprach er/ kan ich auf den Mittag wol ein Kleid bekommen? Was wollet ihr mir geben/ gab Jener zur Antwort/ wann ich euch uͤber eine halbe Stunde eines ſchaffe/ darinn ihr noch bey dem Fruͤhſtuͤck erſcheinen moͤget? O du edle Tu- gend/ replicirte Cerebacchius anjetzo/ deine Wuͤrdig- keit erkenne ich nun allererſt. Aber mein/ ſaget mir/ wo ſoll ich das Geld darfuͤr hernehmen? Jch traue/ war

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/267>, abgerufen am 22.06.2024.