Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite

Deß Academischen
te/ und ob ihm gleich zu diesem mahl die Gelegenheit
benommen ward/ sich mit ihr in einen Discurs einzu-
lassen/ machte er ihm doch die gewisse Hoffnung/ daß
sich solches fordersamst schicken werde.

Sein Hertz war dergestalt in sie vernarret/ daß
es ohne diese Schöne nicht zu bleiben wuste/ auf fleis-
siges Nachforschen aber erfuhr er/ daß die Dame eine
junge Kauffmanns-Wittwe/ Namens Jannetine,
welche sich/ ob sie gleich viel Werber gehabt/ durch-
auß nicht wieder verheurathen wolle. Er gieng dem-
nach alle Tage vor ihrem Hause vorbey/ und fand sie
meist allemahl entweder am Fenster/ oder vor der
Thür/ da er dann einsmahls/ weil sie darzu nicht ab-
hold schiene/ sich in eine freundliche Unterredung mit
ihr einließ/ und auf alles eine höfliche Antwort und
guten Bescheid erhielt/ auch darbey in der 4. oder
5. Unterredung ihr seine hertzliche Affection mit sol-
chen beweglichen Worten zu erkennen gab/ und dar-
neben zugleich um Hülffe wider deren Hefftigkeit
anhielt/ daß sie ihm zum ersten mahl mit einem
freundlichen Hände-Drücken ihre Gegen-Gewogen-
heit gleichsam als ein Pfand der schier künfftigen
Liebe schenckete. Er nahm damahlen mit solchem
Vergnügen seinen Abschied/ daß er sich glück seeliger
in seinem Hertzen schätzete/ als den grossen Monar-
chen von Franckreich. Er überlegete die Sache zu
Hauß/ und wo er auch immer seyn möchte. Er hatte
weder Ruhe/ noch Rast/ in seinem Gemüthe/ und wä-
re villeicht glückseeliger gewesen/ wann ihm die Jan-
netine
kein Zeichen ihrer Liebe gegeben/ noch aber/
wann er dieselbe nimmer zu Gesichte bekommen
hätte. Er kunte weder Tag noch Nacht einige Ruhe
empfinden/ und wo er war/ da war er ausser ihm sel-
ber/ daß er also aller Gesellschafft sich äusserte/ damit

er ihm

Deß Academiſchen
te/ und ob ihm gleich zu dieſem mahl die Gelegenheit
benommen ward/ ſich mit ihr in einen Diſcurs einzu-
laſſen/ machte er ihm doch die gewiſſe Hoffnung/ daß
ſich ſolches forderſamſt ſchicken werde.

Sein Hertz war dergeſtalt in ſie vernarret/ daß
es ohne dieſe Schoͤne nicht zu bleiben wuſte/ auf fleiſ-
ſiges Nachforſchen aber erfuhr er/ daß die Dame eine
junge Kauffmanns-Wittwe/ Namens Jannetine,
welche ſich/ ob ſie gleich viel Werber gehabt/ durch-
auß nicht wieder verheurathen wolle. Er gieng dem-
nach alle Tage vor ihrem Hauſe vorbey/ und fand ſie
meiſt allemahl entweder am Fenſter/ oder vor der
Thuͤr/ da er dann einsmahls/ weil ſie darzu nicht ab-
hold ſchiene/ ſich in eine freundliche Unterredung mit
ihr einließ/ und auf alles eine hoͤfliche Antwort und
guten Beſcheid erhielt/ auch darbey in der 4. oder
5. Unterredung ihr ſeine hertzliche Affection mit ſol-
chen beweglichen Worten zu erkennen gab/ und dar-
neben zugleich um Huͤlffe wider deren Hefftigkeit
anhielt/ daß ſie ihm zum erſten mahl mit einem
freundlichen Haͤnde-Druͤcken ihre Gegen-Gewogen-
heit gleichſam als ein Pfand der ſchier kuͤnfftigen
Liebe ſchenckete. Er nahm damahlen mit ſolchem
Vergnuͤgen ſeinen Abſchied/ daß er ſich gluͤck ſeeliger
in ſeinem Hertzen ſchaͤtzete/ als den groſſen Monar-
chen von Franckreich. Er uͤberlegete die Sache zu
Hauß/ und wo er auch immer ſeyn moͤchte. Er hatte
weder Ruhe/ noch Raſt/ in ſeinem Gemuͤthe/ und waͤ-
re villeicht gluͤckſeeliger geweſen/ wann ihm die Jan-
netine
kein Zeichen ihrer Liebe gegeben/ noch aber/
wann er dieſelbe nimmer zu Geſichte bekommen
haͤtte. Er kunte weder Tag noch Nacht einige Ruhe
empfinden/ und wo er war/ da war er auſſer ihm ſel-
ber/ daß er alſo aller Geſellſchafft ſich aͤuſſerte/ damit

er ihm
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0342" n="328"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Deß <hi rendition="#aq">Academi</hi>&#x017F;chen</hi></fw><lb/>
te/ und ob ihm gleich zu die&#x017F;em mahl die Gelegenheit<lb/>
benommen ward/ &#x017F;ich mit ihr in einen <hi rendition="#aq">Di&#x017F;curs</hi> einzu-<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en/ machte er ihm doch die gewi&#x017F;&#x017F;e Hoffnung/ daß<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;olches forder&#x017F;am&#x017F;t &#x017F;chicken werde.</p><lb/>
          <p>Sein Hertz war derge&#x017F;talt in &#x017F;ie vernarret/ daß<lb/>
es ohne die&#x017F;e Scho&#x0364;ne nicht zu bleiben wu&#x017F;te/ auf flei&#x017F;-<lb/>
&#x017F;iges Nachfor&#x017F;chen aber erfuhr er/ daß die <hi rendition="#aq">Dame</hi> eine<lb/>
junge Kauffmanns-Wittwe/ Namens <hi rendition="#aq">Jannetine,</hi><lb/>
welche &#x017F;ich/ ob &#x017F;ie gleich viel Werber gehabt/ durch-<lb/>
auß nicht wieder verheurathen wolle. Er gieng dem-<lb/>
nach alle Tage vor ihrem Hau&#x017F;e vorbey/ und fand &#x017F;ie<lb/>
mei&#x017F;t allemahl entweder am Fen&#x017F;ter/ oder vor der<lb/>
Thu&#x0364;r/ da er dann einsmahls/ weil &#x017F;ie darzu nicht ab-<lb/>
hold &#x017F;chiene/ &#x017F;ich in eine freundliche Unterredung mit<lb/>
ihr einließ/ und auf alles eine ho&#x0364;fliche Antwort und<lb/>
guten Be&#x017F;cheid erhielt/ auch darbey in der 4. oder<lb/>
5. Unterredung ihr &#x017F;eine hertzliche <hi rendition="#aq">Affection</hi> mit &#x017F;ol-<lb/>
chen beweglichen Worten zu erkennen gab/ und dar-<lb/>
neben zugleich um Hu&#x0364;lffe wider deren Hefftigkeit<lb/>
anhielt/ daß &#x017F;ie ihm zum er&#x017F;ten mahl mit einem<lb/>
freundlichen Ha&#x0364;nde-Dru&#x0364;cken ihre Gegen-Gewogen-<lb/>
heit gleich&#x017F;am als ein Pfand der &#x017F;chier ku&#x0364;nfftigen<lb/>
Liebe &#x017F;chenckete. Er nahm damahlen mit &#x017F;olchem<lb/>
Vergnu&#x0364;gen &#x017F;einen Ab&#x017F;chied/ daß er &#x017F;ich glu&#x0364;ck &#x017F;eeliger<lb/>
in &#x017F;einem Hertzen &#x017F;cha&#x0364;tzete/ als den gro&#x017F;&#x017F;en Monar-<lb/>
chen von Franckreich. Er u&#x0364;berlegete die Sache zu<lb/>
Hauß/ und wo er auch immer &#x017F;eyn mo&#x0364;chte. Er hatte<lb/>
weder Ruhe/ noch Ra&#x017F;t/ in &#x017F;einem Gemu&#x0364;the/ und wa&#x0364;-<lb/>
re villeicht glu&#x0364;ck&#x017F;eeliger gewe&#x017F;en/ wann ihm die <hi rendition="#aq">Jan-<lb/>
netine</hi> kein Zeichen ihrer Liebe gegeben/ noch aber/<lb/>
wann er die&#x017F;elbe nimmer zu Ge&#x017F;ichte bekommen<lb/>
ha&#x0364;tte. Er kunte weder Tag noch Nacht einige Ruhe<lb/>
empfinden/ und wo er war/ da war er au&#x017F;&#x017F;er ihm &#x017F;el-<lb/>
ber/ daß er al&#x017F;o aller Ge&#x017F;ell&#x017F;chafft &#x017F;ich a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erte/ damit<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">er ihm</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[328/0342] Deß Academiſchen te/ und ob ihm gleich zu dieſem mahl die Gelegenheit benommen ward/ ſich mit ihr in einen Diſcurs einzu- laſſen/ machte er ihm doch die gewiſſe Hoffnung/ daß ſich ſolches forderſamſt ſchicken werde. Sein Hertz war dergeſtalt in ſie vernarret/ daß es ohne dieſe Schoͤne nicht zu bleiben wuſte/ auf fleiſ- ſiges Nachforſchen aber erfuhr er/ daß die Dame eine junge Kauffmanns-Wittwe/ Namens Jannetine, welche ſich/ ob ſie gleich viel Werber gehabt/ durch- auß nicht wieder verheurathen wolle. Er gieng dem- nach alle Tage vor ihrem Hauſe vorbey/ und fand ſie meiſt allemahl entweder am Fenſter/ oder vor der Thuͤr/ da er dann einsmahls/ weil ſie darzu nicht ab- hold ſchiene/ ſich in eine freundliche Unterredung mit ihr einließ/ und auf alles eine hoͤfliche Antwort und guten Beſcheid erhielt/ auch darbey in der 4. oder 5. Unterredung ihr ſeine hertzliche Affection mit ſol- chen beweglichen Worten zu erkennen gab/ und dar- neben zugleich um Huͤlffe wider deren Hefftigkeit anhielt/ daß ſie ihm zum erſten mahl mit einem freundlichen Haͤnde-Druͤcken ihre Gegen-Gewogen- heit gleichſam als ein Pfand der ſchier kuͤnfftigen Liebe ſchenckete. Er nahm damahlen mit ſolchem Vergnuͤgen ſeinen Abſchied/ daß er ſich gluͤck ſeeliger in ſeinem Hertzen ſchaͤtzete/ als den groſſen Monar- chen von Franckreich. Er uͤberlegete die Sache zu Hauß/ und wo er auch immer ſeyn moͤchte. Er hatte weder Ruhe/ noch Raſt/ in ſeinem Gemuͤthe/ und waͤ- re villeicht gluͤckſeeliger geweſen/ wann ihm die Jan- netine kein Zeichen ihrer Liebe gegeben/ noch aber/ wann er dieſelbe nimmer zu Geſichte bekommen haͤtte. Er kunte weder Tag noch Nacht einige Ruhe empfinden/ und wo er war/ da war er auſſer ihm ſel- ber/ daß er alſo aller Geſellſchafft ſich aͤuſſerte/ damit er ihm

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/342
Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/342>, abgerufen am 22.11.2024.