Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.Deß Academischen Endlich gieng sie wieder herauß/ und eylete nach welcher
Deß Academiſchen Endlich gieng ſie wieder herauß/ und eylete nach welcher
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0358" n="344"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Deß <hi rendition="#aq">Academi</hi>ſchen</hi> </fw><lb/> <p>Endlich gieng ſie wieder herauß/ und eylete nach<lb/> dem Thurn/ auf welchen ſie/ mittelſt einer ſehr langen<lb/> Leiter/ die ſie durch 2. Maͤnner hatte dahin ſtellen laſ-<lb/> ſen/ ſtiege. Darauf kroch <hi rendition="#aq">Brandano</hi> herfuͤr/ und befahl<lb/> ſeinem Knecht/ den Thurn zu bewahren/ und keinen<lb/> Menſchen darzu zu laſſen/ er zog auch mit ſeiner<lb/> Huͤlffe die Leiter ſachtmuͤthig hernieder/ und iegte ſie<lb/> hinter die Hecke/ gieng hernach wieder zu dem Bau-<lb/> ren-Hauß/ und legte ſich ſchlaffen/ inmaſſen er ver-<lb/> laſſen hatte/ daß er bald wieder kommen wolte. Ehe<lb/> er aber ſich niederlegte/ ließ er ihm etliche abgeſottene<lb/> Eyer langen/ welche er genoſſe/ und zu dem Bauren-<lb/> Weib ſprach: Sie ſolte nach dem Waͤyden-Stock<lb/> gehen/ welchen er ihr bedeutete/ da wuͤrde ſie ſchoͤne<lb/> Frauen-Kleider finden/ welche ſie nur getroſt hinneh-<lb/> men/ und als die Jhrigen behalten koͤnte. Die Frau<lb/> kam bald hernach mit groſſen Freuden wieder/ und<lb/> zeigete ihre Kleider/ woruͤber ſich auch ihr Mann fuͤr-<lb/> nemlich ergoͤtzete/ dann es waren lauter ſeidene Klei-<lb/> der/ und zarter Leinwad. Nachdem endlich <hi rendition="#aq">Branda-<lb/> no</hi> einen guten Schlaff gethan/ ſtunde er etwa zwey<lb/> Stunden nach Mitternacht auf/ und gieng zu dem<lb/> Thurn/ auf welchem die <hi rendition="#aq">Jannetine</hi> annoch immerfort<lb/> ihr Gebet herlaſe/ und der Juͤnglingen erwartete/<lb/> aber ſie blieben auß/ woruͤber ihr die Zeit gewaltig<lb/> lang zu werden begunte. Sie zitterte fuͤr Froſt/ daß<lb/> ſie bebete/ und kunte man es drunten an ihrer Stim̃e<lb/> hoͤren/ dann/ ob es gleich in den heiſſen Hunds-Tagen<lb/> war/ ſo waren doch die Naͤchte fuͤr einen Mutter-<lb/> nackten Leib viel zu kalt. Endlich/ als es Tag zu wer-<lb/> den begunte/ da <hi rendition="#aq">præſenti</hi>rete ſich <hi rendition="#aq">Brandano,</hi> und rieff<lb/> ihr zu; Sie kannte ihn zwar nicht in dieſem Kleide/<lb/> er aber gab ſich zu erkennen/ und ſagte: Du leichtfer-<lb/> tige <hi rendition="#aq">Jannetine,</hi> weiſt du dich noch wol zu erinnern/<lb/> <fw place="bottom" type="catch">welcher</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [344/0358]
Deß Academiſchen
Endlich gieng ſie wieder herauß/ und eylete nach
dem Thurn/ auf welchen ſie/ mittelſt einer ſehr langen
Leiter/ die ſie durch 2. Maͤnner hatte dahin ſtellen laſ-
ſen/ ſtiege. Darauf kroch Brandano herfuͤr/ und befahl
ſeinem Knecht/ den Thurn zu bewahren/ und keinen
Menſchen darzu zu laſſen/ er zog auch mit ſeiner
Huͤlffe die Leiter ſachtmuͤthig hernieder/ und iegte ſie
hinter die Hecke/ gieng hernach wieder zu dem Bau-
ren-Hauß/ und legte ſich ſchlaffen/ inmaſſen er ver-
laſſen hatte/ daß er bald wieder kommen wolte. Ehe
er aber ſich niederlegte/ ließ er ihm etliche abgeſottene
Eyer langen/ welche er genoſſe/ und zu dem Bauren-
Weib ſprach: Sie ſolte nach dem Waͤyden-Stock
gehen/ welchen er ihr bedeutete/ da wuͤrde ſie ſchoͤne
Frauen-Kleider finden/ welche ſie nur getroſt hinneh-
men/ und als die Jhrigen behalten koͤnte. Die Frau
kam bald hernach mit groſſen Freuden wieder/ und
zeigete ihre Kleider/ woruͤber ſich auch ihr Mann fuͤr-
nemlich ergoͤtzete/ dann es waren lauter ſeidene Klei-
der/ und zarter Leinwad. Nachdem endlich Branda-
no einen guten Schlaff gethan/ ſtunde er etwa zwey
Stunden nach Mitternacht auf/ und gieng zu dem
Thurn/ auf welchem die Jannetine annoch immerfort
ihr Gebet herlaſe/ und der Juͤnglingen erwartete/
aber ſie blieben auß/ woruͤber ihr die Zeit gewaltig
lang zu werden begunte. Sie zitterte fuͤr Froſt/ daß
ſie bebete/ und kunte man es drunten an ihrer Stim̃e
hoͤren/ dann/ ob es gleich in den heiſſen Hunds-Tagen
war/ ſo waren doch die Naͤchte fuͤr einen Mutter-
nackten Leib viel zu kalt. Endlich/ als es Tag zu wer-
den begunte/ da præſentirete ſich Brandano, und rieff
ihr zu; Sie kannte ihn zwar nicht in dieſem Kleide/
er aber gab ſich zu erkennen/ und ſagte: Du leichtfer-
tige Jannetine, weiſt du dich noch wol zu erinnern/
welcher
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