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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans I. Buch.
habt ihr diß muthige Pferd bekommen? Der Polack
war ein sehr reicher und fürnehmer Staroste/ gab ihm
demnach die Antwort/ was er darnach zu fragen hät-
te/ gab darauf dem Pferde die Sporen/ und wolte
den Lieffländer vom hohen Groth vollends herunter
werffen. Aber dieser sprung besser herein/ ergriffe das
Pferd bey der Brust/ hub es vornen in die Höhe/ und
warff es/ samt dem Starosten/ aufs Pflaster/ daß es
glatschete/ nahm darauf deß Polacken Säbel/ schlug
ihm darmit um den Kopff/ ließ ihn hernach ligen/ und
gienge seines Weges/ nachdem er seiner Liebsten ein
höflich Compliment gemacht/ dann diese hatte den
gantzen Handel angesehen. Der Polack ward von sei-
nen Dienern endlich wieder aufgerafft/ zu Pferd ge-
setzet/ und nach dem Balbierer gebracht/ der ihm die
Galanterie-Wunden verband. Der Lieffländer hin-
gegen stellete sich bey seinen Gästen wieder ein/ die
von nichts gewust hätten/ wann man ihn nicht mit
Pohlnischem Blut hätte besprenget gesehen.

Eben dieser Lieffländer hatte noch viel andere
wackere Studenten zu Feinden/ wie er demnach eins-
mahls im Wein-Hauß sich lustig machte/ warnete
ihn ein guter Freund/ sich vorzusehen/ weil 6. seiner
Widerparten mit grossen Degen auf dem Marckt
auf ihn laureten. Kaum hatte er diesen Bericht em-
pfangen/ da gehet er mit seinem kleinen Degen allein
auf die 6. Pursche loß/ schilt sie/ und fordert sie her-
auß. Sie liessen sich nicht lange bitten/ zogen dem-
nach ihre Plampen von Leder/ und schlugen demnach
auf ihn loß/ daß er hefftig verwundet ward. Der Lieff-
länder parirte mit seinem kleinen Degen/ aber die
Klinge ward ihm vor dem Gefäß weggehauen/ dar-
auf drunge er in den Hauffen/ und ergriffe einen gros-
sen Hieb-Degen/ der auf ihn loßgeschlagen ward/

bey
Z 4

Romans I. Buch.
habt ihr diß muthige Pferd bekommen? Der Polack
war ein ſehr reicher und fuͤrnehmer Staroſte/ gab ihm
demnach die Antwort/ was er darnach zu fragen haͤt-
te/ gab darauf dem Pferde die Sporen/ und wolte
den Liefflaͤnder vom hohen Groth vollends herunter
werffen. Aber dieſer ſprung beſſer herein/ ergriffe das
Pferd bey der Bruſt/ hub es vornen in die Hoͤhe/ und
warff es/ ſamt dem Staroſten/ aufs Pflaſter/ daß es
glatſchete/ nahm darauf deß Polacken Saͤbel/ ſchlug
ihm darmit um den Kopff/ ließ ihn hernach ligen/ und
gienge ſeines Weges/ nachdem er ſeiner Liebſten ein
hoͤflich Compliment gemacht/ dann dieſe hatte den
gantzen Handel angeſehen. Der Polack ward von ſei-
nen Dienern endlich wieder aufgerafft/ zu Pferd ge-
ſetzet/ und nach dem Balbierer gebracht/ der ihm die
Galanterie-Wunden verband. Der Liefflaͤnder hin-
gegen ſtellete ſich bey ſeinen Gaͤſten wieder ein/ die
von nichts gewuſt haͤtten/ wann man ihn nicht mit
Pohlniſchem Blut haͤtte beſprenget geſehen.

Eben dieſer Liefflaͤnder hatte noch viel andere
wackere Studenten zu Feinden/ wie er demnach eins-
mahls im Wein-Hauß ſich luſtig machte/ warnete
ihn ein guter Freund/ ſich vorzuſehen/ weil 6. ſeiner
Widerparten mit groſſen Degen auf dem Marckt
auf ihn laureten. Kaum hatte er dieſen Bericht em-
pfangen/ da gehet er mit ſeinem kleinen Degen allein
auf die 6. Purſche loß/ ſchilt ſie/ und fordert ſie her-
auß. Sie lieſſen ſich nicht lange bitten/ zogen dem-
nach ihre Plampen von Leder/ und ſchlugen demnach
auf ihn loß/ daß er hefftig verwundet ward. Der Lieff-
laͤnder parirte mit ſeinem kleinen Degen/ aber die
Klinge ward ihm vor dem Gefaͤß weggehauen/ dar-
auf drunge er in den Hauffen/ und ergriffe einen groſ-
ſen Hieb-Degen/ der auf ihn loßgeſchlagen ward/

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Z 4
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[359/0373] Romans I. Buch. habt ihr diß muthige Pferd bekommen? Der Polack war ein ſehr reicher und fuͤrnehmer Staroſte/ gab ihm demnach die Antwort/ was er darnach zu fragen haͤt- te/ gab darauf dem Pferde die Sporen/ und wolte den Liefflaͤnder vom hohen Groth vollends herunter werffen. Aber dieſer ſprung beſſer herein/ ergriffe das Pferd bey der Bruſt/ hub es vornen in die Hoͤhe/ und warff es/ ſamt dem Staroſten/ aufs Pflaſter/ daß es glatſchete/ nahm darauf deß Polacken Saͤbel/ ſchlug ihm darmit um den Kopff/ ließ ihn hernach ligen/ und gienge ſeines Weges/ nachdem er ſeiner Liebſten ein hoͤflich Compliment gemacht/ dann dieſe hatte den gantzen Handel angeſehen. Der Polack ward von ſei- nen Dienern endlich wieder aufgerafft/ zu Pferd ge- ſetzet/ und nach dem Balbierer gebracht/ der ihm die Galanterie-Wunden verband. Der Liefflaͤnder hin- gegen ſtellete ſich bey ſeinen Gaͤſten wieder ein/ die von nichts gewuſt haͤtten/ wann man ihn nicht mit Pohlniſchem Blut haͤtte beſprenget geſehen. Eben dieſer Liefflaͤnder hatte noch viel andere wackere Studenten zu Feinden/ wie er demnach eins- mahls im Wein-Hauß ſich luſtig machte/ warnete ihn ein guter Freund/ ſich vorzuſehen/ weil 6. ſeiner Widerparten mit groſſen Degen auf dem Marckt auf ihn laureten. Kaum hatte er dieſen Bericht em- pfangen/ da gehet er mit ſeinem kleinen Degen allein auf die 6. Purſche loß/ ſchilt ſie/ und fordert ſie her- auß. Sie lieſſen ſich nicht lange bitten/ zogen dem- nach ihre Plampen von Leder/ und ſchlugen demnach auf ihn loß/ daß er hefftig verwundet ward. Der Lieff- laͤnder parirte mit ſeinem kleinen Degen/ aber die Klinge ward ihm vor dem Gefaͤß weggehauen/ dar- auf drunge er in den Hauffen/ und ergriffe einen groſ- ſen Hieb-Degen/ der auf ihn loßgeſchlagen ward/ bey Z 4

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/373>, abgerufen am 22.11.2024.