Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.Deß Academischen gönnen wollen/ williglich zusagte/ auch mit Levion zubestimmter Zeit dahin verfügete. Er fand diesen Vor- steher der Gaudieben mitten unter verschiedenen wolgemachten und ansehnlichen Personen/ die mit dem Hut in der Hand zu ihm sprachen/ und ihm Re- chenschafft thaten über das/ so er von ihnen forschete. Es waren etliche darunter/ die ihm vielerhand Juwe- len/ wie auch eine gute Summe von gemüntztem Gold und Silber zur Hand stelleten; Aber Cajo wolte die Zeit nicht nehmen/ solche Sorten richtig abzuwiegen/ wolwissend/ daß seine Cameraden dieselbe ohne Be- sichtigung angenommen/ und also nicht gehalten wären/ ihm dieselbe nach dem vollen Gewicht einzu- lieffern. Hernach ward von dem Frühstück geredet/ da dann keiner deß Magens und Kehl verschonete/ sondern ein Jeder langte hurtig zu/ und der Wein- Becher gieng ohne Unterlaß herum. Als sie aber am embsigsten sich hierbey bezeigeten/ wurden sie gestöret durch einen Burger/ welcher sich zu Cajo lenckete/ und ihm einen Brieff einhändigte/ darinn folgende Worte zu lesen: ZEiger dieses Brieffs ist ein feiner Mann/ der wol verdie- Nachdem Cajo diesen Brieff gelesen/ sasse er ein wenig
Deß Academiſchen goͤnnen wollen/ williglich zuſagte/ auch mit Levion zubeſtim̃ter Zeit dahin verfuͤgete. Er fand dieſen Vor- ſteher der Gaudieben mitten unter verſchiedenen wolgemachten und anſehnlichen Perſonen/ die mit dem Hut in der Hand zu ihm ſprachen/ und ihm Re- chenſchafft thaten uͤber das/ ſo er von ihnen forſchete. Es waren etliche darunter/ die ihm vielerhand Juwe- len/ wie auch eine gute Sum̃e von gemuͤntztem Gold und Silber zur Hand ſtelleten; Aber Cajo wolte die Zeit nicht nehmen/ ſolche Sorten richtig abzuwiegen/ wolwiſſend/ daß ſeine Cameraden dieſelbe ohne Be- ſichtigung angenommen/ und alſo nicht gehalten waͤren/ ihm dieſelbe nach dem vollen Gewicht einzu- lieffern. Hernach ward von dem Fruͤhſtuͤck geredet/ da dann keiner deß Magens und Kehl verſchonete/ ſondern ein Jeder langte hurtig zu/ und der Wein- Becher gieng ohne Unterlaß herum. Als ſie aber am embſigſten ſich hierbey bezeigeten/ wurden ſie geſtoͤret durch einen Burger/ welcher ſich zu Cajo lenckete/ und ihm einen Brieff einhaͤndigte/ darinn folgende Worte zu leſen: ZEiger dieſes Brieffs iſt ein feiner Mann/ der wol verdie- Nachdem Cajo dieſen Brieff geleſen/ ſaſſe er ein wenig
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Deß Academiſchen
goͤnnen wollen/ williglich zuſagte/ auch mit Levion zu
beſtim̃ter Zeit dahin verfuͤgete. Er fand dieſen Vor-
ſteher der Gaudieben mitten unter verſchiedenen
wolgemachten und anſehnlichen Perſonen/ die mit
dem Hut in der Hand zu ihm ſprachen/ und ihm Re-
chenſchafft thaten uͤber das/ ſo er von ihnen forſchete.
Es waren etliche darunter/ die ihm vielerhand Juwe-
len/ wie auch eine gute Sum̃e von gemuͤntztem Gold
und Silber zur Hand ſtelleten; Aber Cajo wolte die
Zeit nicht nehmen/ ſolche Sorten richtig abzuwiegen/
wolwiſſend/ daß ſeine Cameraden dieſelbe ohne Be-
ſichtigung angenommen/ und alſo nicht gehalten
waͤren/ ihm dieſelbe nach dem vollen Gewicht einzu-
lieffern. Hernach ward von dem Fruͤhſtuͤck geredet/
da dann keiner deß Magens und Kehl verſchonete/
ſondern ein Jeder langte hurtig zu/ und der Wein-
Becher gieng ohne Unterlaß herum. Als ſie aber am
embſigſten ſich hierbey bezeigeten/ wurden ſie geſtoͤret
durch einen Burger/ welcher ſich zu Cajo lenckete/
und ihm einen Brieff einhaͤndigte/ darinn folgende
Worte zu leſen:
ZEiger dieſes Brieffs iſt ein feiner Mann/ der wol verdie-
net/ daß man ihm eine Freundſchafft erweiſe; Jch ver-
ſichere euch/ daß er ſich gebuͤhrlich wird zu bedancken wiſſen/
nach dem er einen Dienſt wird haben genoſſen/ weßfalls ich
vor ihn bitte/ nemlich/ daß ihr durch eure Sorgfalt ihn wie-
der wollet ſtellen in den Beſitz eines Mantels/ von ſchwartzem
Spaniſchem Tuch/ beſetzet mit ſeidenen Spitzen von derſel-
ben Farbe. Deßgleichen eines Smaragden/ der in einem
guͤldenen Ring ſtehet/ und noch etwa _ 5. Gulden an Geld.
Welche Dinge man ihm geſtern Abend bey der Herberge zum
weiſſen Falcken abgenommen. Jch bitte/ ihr wollet hierinn
nichts ermangeln laſſen/ und verſichert glauben/ ob ich gleich
mich anjetzo nicht zu erkennen gebe/ daß ich euch kan Nutzen
und Schaden thun.
Nachdem Cajo dieſen Brieff geleſen/ ſaſſe er ein
wenig
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