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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
wolte ich es jetzo gerne thun/ in Entstehung dessen
aber/ wil ich auf eure Gesundheit trincken/ und ihr
werdet mir Bescheid thun. Darauf ließ er 2. grosse
Gläser voll schencken/ welche an beyden Seiten auß-
geleeret wurden. Der Burger gieng darauf nach ab-
gestatteter gebührlichen Dancksagung seines Wegs/
um sich zu bestimmter Zeit wieder einzufinden.

So bald dieser Mann seinen Abtritt genom-
men/ redete Cajo seine Leute gantz authoritätisch an/
und sagte: Wer gibt mir Nachricht von dem/ das
gestern bey der bezeichneten Herberge erbeutet wor-
den/ darvon man mir noch keine Rechenschafft ge-
than hat? Bißhero hatte ein Jeder seinen Discurs
geführet/ aber jetzo schwiegen sie mit einander auf ein-
mahl Baumstill. Die Schuldigen wolten sich nicht
offenbaren/ und die Unschuldigen hatten/ um Ver-
dacht zu meyden/ das Hertz nicht/ sich mit sonderba-
rem Ernst weiß zu brennen. Cajo begunte hierauf
gräßliche Gebärden zu machen/ er stieß den Rand deß
Huts in die Höhe/ und sagte: Was soll das bedeuten/
sind einige Schurcken in dieser Gesellschafft/ die sich
unterstehen/ mich zu affrontiren? Wo ist der Briga-
dier?
Sa! Wie waren die Winckel gestern einge-
theilet? Welche sind es/ die jenen Post gehabt haben?
Aber was ist diß! Niemand antwortet/ gleichwol/
wäret ihr auch allzusammen stumm und taub gewor-
den/ muß ein gewisser Mantel und Ring hier zum
Vorschein kommen/ hätte man auch von dem einen
schon Strümpffsohlen/ und von dem andern Platt-
Gold gemacht. Zum Zeichen/ daß ich/ sprach er wei-
ter/ nicht ohne Grund rede/ sehet da! Hiermit warff
er den eingehändigten Brieff auf die Tafel/ dieses
Schreiben kommet ungezweiffelt von einem Mann/
den wir ehren oder fürchten müssen. Lasset uns dem-

nach

Deß Academiſchen
wolte ich es jetzo gerne thun/ in Entſtehung deſſen
aber/ wil ich auf eure Geſundheit trincken/ und ihr
werdet mir Beſcheid thun. Darauf ließ er 2. groſſe
Glaͤſer voll ſchencken/ welche an beyden Seiten auß-
geleeret wurden. Der Burger gieng darauf nach ab-
geſtatteter gebuͤhrlichen Danckſagung ſeines Wegs/
um ſich zu beſtimmter Zeit wieder einzufinden.

So bald dieſer Mann ſeinen Abtritt genom-
men/ redete Cajo ſeine Leute gantz authoritaͤtiſch an/
und ſagte: Wer gibt mir Nachricht von dem/ das
geſtern bey der bezeichneten Herberge erbeutet wor-
den/ darvon man mir noch keine Rechenſchafft ge-
than hat? Bißhero hatte ein Jeder ſeinen Diſcurs
gefuͤhret/ aber jetzo ſchwiegen ſie mit einander auf ein-
mahl Baumſtill. Die Schuldigen wolten ſich nicht
offenbaren/ und die Unſchuldigen hatten/ um Ver-
dacht zu meyden/ das Hertz nicht/ ſich mit ſonderba-
rem Ernſt weiß zu brennen. Cajo begunte hierauf
graͤßliche Gebaͤrden zu machen/ er ſtieß den Rand deß
Huts in die Hoͤhe/ und ſagte: Was ſoll das bedeuten/
ſind einige Schurcken in dieſer Geſellſchafft/ die ſich
unterſtehen/ mich zu affrontiren? Wo iſt der Briga-
dier?
Sa! Wie waren die Winckel geſtern einge-
theilet? Welche ſind es/ die jenen Poſt gehabt haben?
Aber was iſt diß! Niemand antwortet/ gleichwol/
waͤret ihr auch allzuſammen ſtumm und taub gewor-
den/ muß ein gewiſſer Mantel und Ring hier zum
Vorſchein kommen/ haͤtte man auch von dem einen
ſchon Struͤmpffſohlen/ und von dem andern Platt-
Gold gemacht. Zum Zeichen/ daß ich/ ſprach er wei-
ter/ nicht ohne Grund rede/ ſehet da! Hiermit warff
er den eingehaͤndigten Brieff auf die Tafel/ dieſes
Schreiben kommet ungezweiffelt von einem Mann/
den wir ehren oder fuͤrchten muͤſſen. Laſſet uns dem-

nach
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[30/0040] Deß Academiſchen wolte ich es jetzo gerne thun/ in Entſtehung deſſen aber/ wil ich auf eure Geſundheit trincken/ und ihr werdet mir Beſcheid thun. Darauf ließ er 2. groſſe Glaͤſer voll ſchencken/ welche an beyden Seiten auß- geleeret wurden. Der Burger gieng darauf nach ab- geſtatteter gebuͤhrlichen Danckſagung ſeines Wegs/ um ſich zu beſtimmter Zeit wieder einzufinden. So bald dieſer Mann ſeinen Abtritt genom- men/ redete Cajo ſeine Leute gantz authoritaͤtiſch an/ und ſagte: Wer gibt mir Nachricht von dem/ das geſtern bey der bezeichneten Herberge erbeutet wor- den/ darvon man mir noch keine Rechenſchafft ge- than hat? Bißhero hatte ein Jeder ſeinen Diſcurs gefuͤhret/ aber jetzo ſchwiegen ſie mit einander auf ein- mahl Baumſtill. Die Schuldigen wolten ſich nicht offenbaren/ und die Unſchuldigen hatten/ um Ver- dacht zu meyden/ das Hertz nicht/ ſich mit ſonderba- rem Ernſt weiß zu brennen. Cajo begunte hierauf graͤßliche Gebaͤrden zu machen/ er ſtieß den Rand deß Huts in die Hoͤhe/ und ſagte: Was ſoll das bedeuten/ ſind einige Schurcken in dieſer Geſellſchafft/ die ſich unterſtehen/ mich zu affrontiren? Wo iſt der Briga- dier? Sa! Wie waren die Winckel geſtern einge- theilet? Welche ſind es/ die jenen Poſt gehabt haben? Aber was iſt diß! Niemand antwortet/ gleichwol/ waͤret ihr auch allzuſammen ſtumm und taub gewor- den/ muß ein gewiſſer Mantel und Ring hier zum Vorſchein kommen/ haͤtte man auch von dem einen ſchon Struͤmpffſohlen/ und von dem andern Platt- Gold gemacht. Zum Zeichen/ daß ich/ ſprach er wei- ter/ nicht ohne Grund rede/ ſehet da! Hiermit warff er den eingehaͤndigten Brieff auf die Tafel/ dieſes Schreiben kommet ungezweiffelt von einem Mann/ den wir ehren oder fuͤrchten muͤſſen. Laſſet uns dem- nach

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/40>, abgerufen am 03.12.2024.