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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans I. Buch.
nach auf unsere Erhaltung gedencken/ und dieses un-
bekannten Manns Begehren ein Genügen thun.
Hierauf tratten Levion, und ein anderer/ Onnoma ge-
nannt/ zur Kammer hinauß/ um deß Cajo Befehl zu
gehorsamen. Welches la Breche höchst verwunderte/
sehend/ daß ein Mann/ der kaum gehen kunte/ als mit
Hülffe eines Stabs/ so starcke Leute fort zu lauffen
zwang.

Der Jenige/ der dort mit Levion hinauß gehet/
sagte Cajo zu la Breche, ist einer der Behändesten von
unserer Compagnie, der uns grossen Profit zubringet.
Auf den Marckt gehet er in Bauren-Kleidung/ im
Pallast/ wie ein Advocat, bey Grossen/ wie ein Edel-
mann/ und so bald er etwas findet/ so ihm anstehet/
wirfft er so bald die Hand/ als das Auge darauf/ ja er
wirfft nimmer seinen Angel vergebens auß. Er ver-
sorget seine Cameraden mit Degen/ dann er gehet
mit einer ledigen Scheiden an der Seiten zu einem
Schwerdtfeger/ wann inzwischen dieser geschäfftig
ist/ ihm allerhand Gewöhr zu zeigen. Er tritt in die
Häuser/ und so ihm Niemand begegnet/ nimmt er zu
sich/ was ihm anstehet/ und kehret mit einem sachten
Schritt wieder zurück/ und gehet alsdann gar das
vorige Hauß wieder vorbey/ wordurch die Leute ver-
leitet werden/ daß sie den nicht finden/ der mit einem
unverzagten Gelaß ihnen schon begegnet ist. Manch-
mahl kleidet er sich in Frauens-Kleidung/ zancket sich
alsdann mit seinen Cameraden auf der Strassen/
und fordert Geld von den Leuten/ welche meynen/ sie
seyen Eheleute/ und die Frau fodere Geld zu ihrer
Haußhaltung. Deß Abends setzet er zwo grosse
Scheuseln oder Poppen/ als Menschen gekleidet/ auf
die Ecken der Strassen/ alsdann fodert er den vorbey-
gehenden den Beutel ab/ welche solchen leicht her-

reichen/

Romans I. Buch.
nach auf unſere Erhaltung gedencken/ und dieſes un-
bekannten Manns Begehren ein Genuͤgen thun.
Hierauf tratten Levion, und ein anderer/ Onnoma ge-
nannt/ zur Kammer hinauß/ um deß Cajo Befehl zu
gehorſamen. Welches la Breche hoͤchſt verwunderte/
ſehend/ daß ein Mann/ der kaum gehen kunte/ als mit
Huͤlffe eines Stabs/ ſo ſtarcke Leute fort zu lauffen
zwang.

Der Jenige/ der dort mit Levion hinauß gehet/
ſagte Cajo zu la Breche, iſt einer der Behaͤndeſten von
unſerer Compagnie, der uns groſſen Profit zubringet.
Auf den Marckt gehet er in Bauren-Kleidung/ im
Pallaſt/ wie ein Advocat, bey Groſſen/ wie ein Edel-
mann/ und ſo bald er etwas findet/ ſo ihm anſtehet/
wirfft er ſo bald die Hand/ als das Auge darauf/ ja er
wirfft nimmer ſeinen Angel vergebens auß. Er ver-
ſorget ſeine Cameraden mit Degen/ dann er gehet
mit einer ledigen Scheiden an der Seiten zu einem
Schwerdtfeger/ wann inzwiſchen dieſer geſchaͤfftig
iſt/ ihm allerhand Gewoͤhr zu zeigen. Er tritt in die
Haͤuſer/ und ſo ihm Niemand begegnet/ nimmt er zu
ſich/ was ihm anſtehet/ und kehret mit einem ſachten
Schritt wieder zuruͤck/ und gehet alsdann gar das
vorige Hauß wieder vorbey/ wordurch die Leute ver-
leitet werden/ daß ſie den nicht finden/ der mit einem
unverzagten Gelaß ihnen ſchon begegnet iſt. Manch-
mahl kleidet er ſich in Frauens-Kleidung/ zancket ſich
alsdann mit ſeinen Cameraden auf der Straſſen/
und fordert Geld von den Leuten/ welche meynen/ ſie
ſeyen Eheleute/ und die Frau fodere Geld zu ihrer
Haußhaltung. Deß Abends ſetzet er zwo groſſe
Scheuſeln oder Poppen/ als Menſchen gekleidet/ auf
die Ecken der Straſſen/ alsdann fodert er den vorbey-
gehenden den Beutel ab/ welche ſolchen leicht her-

reichen/
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[31/0041] Romans I. Buch. nach auf unſere Erhaltung gedencken/ und dieſes un- bekannten Manns Begehren ein Genuͤgen thun. Hierauf tratten Levion, und ein anderer/ Onnoma ge- nannt/ zur Kammer hinauß/ um deß Cajo Befehl zu gehorſamen. Welches la Breche hoͤchſt verwunderte/ ſehend/ daß ein Mann/ der kaum gehen kunte/ als mit Huͤlffe eines Stabs/ ſo ſtarcke Leute fort zu lauffen zwang. Der Jenige/ der dort mit Levion hinauß gehet/ ſagte Cajo zu la Breche, iſt einer der Behaͤndeſten von unſerer Compagnie, der uns groſſen Profit zubringet. Auf den Marckt gehet er in Bauren-Kleidung/ im Pallaſt/ wie ein Advocat, bey Groſſen/ wie ein Edel- mann/ und ſo bald er etwas findet/ ſo ihm anſtehet/ wirfft er ſo bald die Hand/ als das Auge darauf/ ja er wirfft nimmer ſeinen Angel vergebens auß. Er ver- ſorget ſeine Cameraden mit Degen/ dann er gehet mit einer ledigen Scheiden an der Seiten zu einem Schwerdtfeger/ wann inzwiſchen dieſer geſchaͤfftig iſt/ ihm allerhand Gewoͤhr zu zeigen. Er tritt in die Haͤuſer/ und ſo ihm Niemand begegnet/ nimmt er zu ſich/ was ihm anſtehet/ und kehret mit einem ſachten Schritt wieder zuruͤck/ und gehet alsdann gar das vorige Hauß wieder vorbey/ wordurch die Leute ver- leitet werden/ daß ſie den nicht finden/ der mit einem unverzagten Gelaß ihnen ſchon begegnet iſt. Manch- mahl kleidet er ſich in Frauens-Kleidung/ zancket ſich alsdann mit ſeinen Cameraden auf der Straſſen/ und fordert Geld von den Leuten/ welche meynen/ ſie ſeyen Eheleute/ und die Frau fodere Geld zu ihrer Haußhaltung. Deß Abends ſetzet er zwo groſſe Scheuſeln oder Poppen/ als Menſchen gekleidet/ auf die Ecken der Straſſen/ alsdann fodert er den vorbey- gehenden den Beutel ab/ welche ſolchen leicht her- reichen/

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/41>, abgerufen am 03.05.2024.