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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
reichen/ dann sie achten sich zu schwach wider drey
starcke Männer zu streiten/ inmassen sie die Scheu-
seln für dergleichen halten müssen.

Einer von der Gesellschafft/ Barillon genannt/
der lange Zeit vor einen Capitain auf einer Toscani-
schen Galleere gedienet/ fragte den Cajo, wo etliche
ihrer Brüder wären/ die er nicht sehe? Worauf ihm
Jener antwortete: Euer guter Freund/ la Boulina,
der in der Stadt allzuviel bekandt ist/ hat sich hinauß
auf das Land begeben/ mit einem grossen besiegelten
Brieff/ und Allmosen zu sammlen vor eine Kirch/ die
gleichsam verbrandt ist/ worbey er sich wunderwol zu
verhalten weiß. Gleichwol/ weil es nicht allemahl
glücket/ hat man unlängst einen Wapenträger deß
Königs auß ihm gemacht. La Forest und du Buisson,
nachdem sie eine Zeitlang im Milanesischen gestreifft/
wurden an einem Jnstrument von 3. Höltzern gezüch-
tiget/ und sind an der Wunden gestorben. Langevyn,
la Jeunesse
und la Fleur, sind zur See gesandt/ um mit
höltzernen Degen gegen die Wellen zu fechten. S. Yon,
S. Charles
und S. Andre la Balaffre, sind als Martyrer
auf einem Creutz gestorben/ und la Ramee hat sich
nicht weit von den Florentinischen Gräntzen zwischen
Himmel und Erden befestigen lassen.

Jm übrigen fuhr Cajo fort/ meine Leute mögen
gehen/ wohin sie wollen/ gebe ich ihnen allemahl die
Lehre/ daß sie mit den Bütteln und Scharffrichtern
gute Freundschafft halten. Es ist wahr/ antwortete
Beaulieu mit einem lachenden Mund/ daß sothane
Leut einem/ der verwiesen ist/ gehangen zu werden/ das
Leben können erhalten/ indem sie die Röhre von einem
Blase-Balg in den Halß stecken/ daß ihm die Kehle
nicht zugehe. Das ist es nicht/ was ich meyne/ sagte
Cajo, sie können einem ein Stück Speck auf den

Rücken

Deß Academiſchen
reichen/ dann ſie achten ſich zu ſchwach wider drey
ſtarcke Maͤnner zu ſtreiten/ inmaſſen ſie die Scheu-
ſeln fuͤr dergleichen halten muͤſſen.

Einer von der Geſellſchafft/ Barillon genannt/
der lange Zeit vor einen Capitain auf einer Toſcani-
ſchen Galleere gedienet/ fragte den Cajo, wo etliche
ihrer Bruͤder waͤren/ die er nicht ſehe? Worauf ihm
Jener antwortete: Euer guter Freund/ la Boulina,
der in der Stadt allzuviel bekandt iſt/ hat ſich hinauß
auf das Land begeben/ mit einem groſſen beſiegelten
Brieff/ und Allmoſen zu ſammlen vor eine Kirch/ die
gleichſam verbrandt iſt/ worbey er ſich wunderwol zu
verhalten weiß. Gleichwol/ weil es nicht allemahl
gluͤcket/ hat man unlaͤngſt einen Wapentraͤger deß
Koͤnigs auß ihm gemacht. La Foreſt und du Buiſſon,
nachdem ſie eine Zeitlang im Milaneſiſchen geſtreifft/
wurden an einem Jnſtrument von 3. Hoͤltzern gezuͤch-
tiget/ und ſind an der Wunden geſtorben. Langevyn,
la Jeuneſſe
und la Fleur, ſind zur See geſandt/ um mit
hoͤltzernen Degen gegen die Wellen zu fechten. S. Yon,
S. Charles
und S. Andre la Balaffre, ſind als Martyrer
auf einem Creutz geſtorben/ und la Rameè hat ſich
nicht weit von den Florentiniſchen Graͤntzen zwiſchen
Himmel und Erden befeſtigen laſſen.

Jm uͤbrigen fuhr Cajo fort/ meine Leute moͤgen
gehen/ wohin ſie wollen/ gebe ich ihnen allemahl die
Lehre/ daß ſie mit den Buͤtteln und Scharffrichtern
gute Freundſchafft halten. Es iſt wahr/ antwortete
Beaulieu mit einem lachenden Mund/ daß ſothane
Leut einem/ der verwieſen iſt/ gehangen zu werden/ das
Leben koͤnnen erhalten/ indem ſie die Roͤhre von einem
Blaſe-Balg in den Halß ſtecken/ daß ihm die Kehle
nicht zugehe. Das iſt es nicht/ was ich meyne/ ſagte
Cajo, ſie koͤnnen einem ein Stuͤck Speck auf den

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[32/0042] Deß Academiſchen reichen/ dann ſie achten ſich zu ſchwach wider drey ſtarcke Maͤnner zu ſtreiten/ inmaſſen ſie die Scheu- ſeln fuͤr dergleichen halten muͤſſen. Einer von der Geſellſchafft/ Barillon genannt/ der lange Zeit vor einen Capitain auf einer Toſcani- ſchen Galleere gedienet/ fragte den Cajo, wo etliche ihrer Bruͤder waͤren/ die er nicht ſehe? Worauf ihm Jener antwortete: Euer guter Freund/ la Boulina, der in der Stadt allzuviel bekandt iſt/ hat ſich hinauß auf das Land begeben/ mit einem groſſen beſiegelten Brieff/ und Allmoſen zu ſammlen vor eine Kirch/ die gleichſam verbrandt iſt/ worbey er ſich wunderwol zu verhalten weiß. Gleichwol/ weil es nicht allemahl gluͤcket/ hat man unlaͤngſt einen Wapentraͤger deß Koͤnigs auß ihm gemacht. La Foreſt und du Buiſſon, nachdem ſie eine Zeitlang im Milaneſiſchen geſtreifft/ wurden an einem Jnſtrument von 3. Hoͤltzern gezuͤch- tiget/ und ſind an der Wunden geſtorben. Langevyn, la Jeuneſſe und la Fleur, ſind zur See geſandt/ um mit hoͤltzernen Degen gegen die Wellen zu fechten. S. Yon, S. Charles und S. Andre la Balaffre, ſind als Martyrer auf einem Creutz geſtorben/ und la Rameè hat ſich nicht weit von den Florentiniſchen Graͤntzen zwiſchen Himmel und Erden befeſtigen laſſen. Jm uͤbrigen fuhr Cajo fort/ meine Leute moͤgen gehen/ wohin ſie wollen/ gebe ich ihnen allemahl die Lehre/ daß ſie mit den Buͤtteln und Scharffrichtern gute Freundſchafft halten. Es iſt wahr/ antwortete Beaulieu mit einem lachenden Mund/ daß ſothane Leut einem/ der verwieſen iſt/ gehangen zu werden/ das Leben koͤnnen erhalten/ indem ſie die Roͤhre von einem Blaſe-Balg in den Halß ſtecken/ daß ihm die Kehle nicht zugehe. Das iſt es nicht/ was ich meyne/ ſagte Cajo, ſie koͤnnen einem ein Stuͤck Speck auf den Ruͤcken

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/42>, abgerufen am 03.05.2024.