Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.Deß Academischen nach Neapolis erhub/ und daselbst etliche Jahr denfreyen Künsten oblage. Als er nach Verfliessung dieser Zeit nach Rom gehen wolte/ kam daselbst auch an der junge Printz Parmenio, deß Antonio Sohn/ welcher sich sehr prächtig hielte/ aber deß Agostino Sohn nennete sich allwege Pardo, und gab sich vor einen Grafen von Policastro auß/ welches ihm sein Herr Vatter gerathen/ welcher noch nicht wuste/ ob er auch würcklich und gnugsam bey dem König sey außgesöhnet worden. Pardo und Parmenio kannten einander anderst vor
Deß Academiſchen nach Neapolis erhub/ und daſelbſt etliche Jahr denfreyen Kuͤnſten oblage. Als er nach Verflieſſung dieſer Zeit nach Rom gehen wolte/ kam daſelbſt auch an der junge Printz Parmenio, deß Antonio Sohn/ welcher ſich ſehr praͤchtig hielte/ aber deß Agoſtino Sohn nennete ſich allwege Pardo, und gab ſich vor einen Grafen von Policaſtro auß/ welches ihm ſein Herꝛ Vatter gerathen/ welcher noch nicht wuſte/ ob er auch wuͤrcklich und gnugſam bey dem Koͤnig ſey außgeſoͤhnet worden. Pardo und Parmenio kannten einander anderſt vor
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Deß Academiſchen
nach Neapolis erhub/ und daſelbſt etliche Jahr den
freyen Kuͤnſten oblage. Als er nach Verflieſſung
dieſer Zeit nach Rom gehen wolte/ kam daſelbſt auch
an der junge Printz Parmenio, deß Antonio Sohn/
welcher ſich ſehr praͤchtig hielte/ aber deß Agoſtino
Sohn nennete ſich allwege Pardo, und gab ſich vor
einen Grafen von Policaſtro auß/ welches ihm ſein
Herꝛ Vatter gerathen/ welcher noch nicht wuſte/ ob
er auch wuͤrcklich und gnugſam bey dem Koͤnig ſey
außgeſoͤhnet worden.
Pardo und Parmenio kannten einander anderſt
nicht/ als dem Namen nach/ jedoch war ein groſſer
Haß bey dem Parmenio auf den Pardo, weil er wu-
ſte/ daß ſein Vatter/ der Graf von Policaſtro, dem
Agoſtino wider ſeinen Vatter beygeſtanden hatte/
dannenhero trachtete er darnach/ wie er ihn in das
Netz locken moͤchte. Hielte ſich demnach ſehr freund-
lich zu ihm/ als ein Bruder zu dem andern/ und noͤ-
thigte ihn/ bevor er nach Rom raͤyſete/ eine Luſt-Raͤyſe
nach Roſſano mit ihm zu thun/ ſo wolle er von ſeiner
Mutter und Schweſter daſelbſt Abſchied nehmen/
und ihn nach Rom begleiten/ allermaſſen er nichts
mehr/ wie er vorgab/ wuͤnſchete/ als in ſeiner angeneh-
men Geſellſchafft ſtaͤts zu verharren. Condado, oder
viclmehr Pardo, ließ ihm dieſes gefallen/ alſo giengen
ſie mit einander nach Roſſano, und ob gleich dieſer ſei-
nem Vatter vorhero nichts darvon geſchrieben/ hoffe-
te er dannoch/ es werde ihm deßfalls keine Gefahr zu-
wachſen koͤñen/ weil man in ſeiner Perſon wurde irren.
Wie ſie nun zu Roſſano anlangeten/ ward Pardo zum
Willkomm freundlich empfangen/ aber/ als deß Par-
menio Mutter ihn erblickete/ ward ſie Feuer-roth
unter den Augen/ und ſprach zu ihrem Sohn:
Schaffet mir dieſen unangenehmen Gaſt alſobald
vor
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