Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.Romans I. Buch. der Melicerta übel gedeutet/ daß sie sich in den Pardoverliebet/ weßwegen sie auch hernach in Ungnade den Hof hätte quittiren müssen. Er dachte dem Ding lange Zeit nach/ und resolvirte sich endlich/ in seiner Betrübnüß eine weitläufftige Räyse zu wagen/ um zu sehen/ ob er seine Melancholie dardurch verringern/ oder seine Melicerta unter Weges außfinden könte. Zu dem Ende setzte er sich zu Pferd/ und gieng nach Rom/ und als er sich ein halb Jahr daselbst aufgehal- ten/ räysete er weiter auf Florentz/ und von dannen auf Boulogne, woselbst er etliche Wochen hernach den Parmenio antraff/ der sich um der freyen Künsten wil- len dahin erhoben hatte. Anfangs lebeten sie in guter Verträulichkeit/ aber endlich begunte sich ein inner- licher Haß herfür zu thun/ bey Parmenio zwar/ weil deß Pardo (darfür hielte er ihn allemahl/) Vatter die einzige Ursach an seines Vatters und Schwester Tod war/ der andere aber/ weil er wuste/ daß Parmenio die Heyrath zwischen ihm und der Gräfin Melicerta auß allen Kräfften zu stöhren bemühet war. Solchem nach kam es endlich dahin/ daß sie an einander gerie- then/ und sich endlich zum Duell außforderten/ darinn Parmenio das Unglück hatte/ daß er von seinem Wi- derparth eine tödtliche Wunde bekam/ die ihn also- bald darnieder warff/ dannenhero setzete sich Condado auf ein Pferd/ gab seinem Diener/ der das Geld füh- rete/ einen Winck/ wohin er ihm folgen solte/ und gieng höher nach dem Po-Fluß hinauf/ wie es ihm aber seithero ergangen/ und was er hernach für Eben- theuren gehabt/ solches haben wir schon angehöret/ wie es auch hinführo mit ihm ablauffen werde/ dar- von soll dem Leser ein gnugsamer Bericht erstattet werden. Den Einhalt von dieser Historie erzehlete Condado auf Ersuchen der Compagnie. Das C c 5
Romans I. Buch. der Melicerta uͤbel gedeutet/ daß ſie ſich in den Pardoverliebet/ weßwegen ſie auch hernach in Ungnade den Hof haͤtte quittiren muͤſſen. Er dachte dem Ding lange Zeit nach/ und reſolvirte ſich endlich/ in ſeiner Betruͤbnuͤß eine weitlaͤufftige Raͤyſe zu wagen/ um zu ſehen/ ob er ſeine Melancholie dardurch verringern/ oder ſeine Melicerta unter Weges außfinden koͤnte. Zu dem Ende ſetzte er ſich zu Pferd/ und gieng nach Rom/ und als er ſich ein halb Jahr daſelbſt aufgehal- ten/ raͤyſete er weiter auf Florentz/ und von dannen auf Boulogne, woſelbſt er etliche Wochen hernach den Parmenio antraff/ der ſich um der freyen Kuͤnſten wil- len dahin erhoben hatte. Anfangs lebeten ſie in guter Vertraͤulichkeit/ aber endlich begunte ſich ein inner- licher Haß herfuͤr zu thun/ bey Parmenio zwar/ weil deß Pardo (darfuͤr hielte er ihn allemahl/) Vatter die einzige Urſach an ſeines Vatters und Schweſter Tod war/ der andere aber/ weil er wuſte/ daß Parmenio die Heyrath zwiſchen ihm und der Graͤfin Melicerta auß allen Kraͤfften zu ſtoͤhren bemuͤhet war. Solchem nach kam es endlich dahin/ daß ſie an einander gerie- then/ und ſich endlich zum Duell außforderten/ darinn Parmenio das Ungluͤck hatte/ daß er von ſeinem Wi- derparth eine toͤdtliche Wunde bekam/ die ihn alſo- bald darnieder warff/ dannenhero ſetzete ſich Condado auf ein Pferd/ gab ſeinem Diener/ der das Geld fuͤh- rete/ einen Winck/ wohin er ihm folgen ſolte/ und gieng hoͤher nach dem Po-Fluß hinauf/ wie es ihm aber ſeithero ergangen/ und was er hernach fuͤr Eben- theuren gehabt/ ſolches haben wir ſchon angehoͤret/ wie es auch hinfuͤhro mit ihm ablauffen werde/ dar- von ſoll dem Leſer ein gnugſamer Bericht erſtattet werden. Den Einhalt von dieſer Hiſtorie erzehlete Condado auf Erſuchen der Compagnie. Das C c 5
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Romans I. Buch.
der Melicerta uͤbel gedeutet/ daß ſie ſich in den Pardo
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Hof haͤtte quittiren muͤſſen. Er dachte dem Ding
lange Zeit nach/ und reſolvirte ſich endlich/ in ſeiner
Betruͤbnuͤß eine weitlaͤufftige Raͤyſe zu wagen/ um
zu ſehen/ ob er ſeine Melancholie dardurch verringern/
oder ſeine Melicerta unter Weges außfinden koͤnte.
Zu dem Ende ſetzte er ſich zu Pferd/ und gieng nach
Rom/ und als er ſich ein halb Jahr daſelbſt aufgehal-
ten/ raͤyſete er weiter auf Florentz/ und von dannen
auf Boulogne, woſelbſt er etliche Wochen hernach den
Parmenio antraff/ der ſich um der freyen Kuͤnſten wil-
len dahin erhoben hatte. Anfangs lebeten ſie in guter
Vertraͤulichkeit/ aber endlich begunte ſich ein inner-
licher Haß herfuͤr zu thun/ bey Parmenio zwar/ weil
deß Pardo (darfuͤr hielte er ihn allemahl/) Vatter die
einzige Urſach an ſeines Vatters und Schweſter Tod
war/ der andere aber/ weil er wuſte/ daß Parmenio die
Heyrath zwiſchen ihm und der Graͤfin Melicerta auß
allen Kraͤfften zu ſtoͤhren bemuͤhet war. Solchem
nach kam es endlich dahin/ daß ſie an einander gerie-
then/ und ſich endlich zum Duell außforderten/ darinn
Parmenio das Ungluͤck hatte/ daß er von ſeinem Wi-
derparth eine toͤdtliche Wunde bekam/ die ihn alſo-
bald darnieder warff/ dannenhero ſetzete ſich Condado
auf ein Pferd/ gab ſeinem Diener/ der das Geld fuͤh-
rete/ einen Winck/ wohin er ihm folgen ſolte/ und
gieng hoͤher nach dem Po-Fluß hinauf/ wie es ihm
aber ſeithero ergangen/ und was er hernach fuͤr Eben-
theuren gehabt/ ſolches haben wir ſchon angehoͤret/
wie es auch hinfuͤhro mit ihm ablauffen werde/ dar-
von ſoll dem Leſer ein gnugſamer Bericht erſtattet
werden. Den Einhalt von dieſer Hiſtorie erzehlete
Condado auf Erſuchen der Compagnie.
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