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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
ihm vor/ sich zu erkennen zu geben/ hielte es doch besser/
wann er es nicht thäte/ verband sich demnach ehelich
mit dieser jungen Gräfin/ dafern sie ihm zu seiner Er-
ledigung würde helffen/ und schätzete seine verlohrne
Freyheit wol angeleget zu haben/ wann er dardurch
das Leben erwuchern könte. Hierauf küsseten sie ein-
ander/ und die Melicerta tratt wieder von ihm. Am
folgenden Morgen kam Parmenio mit etlichen guten
Freunden/ und Pardo wartete mit Verlangen/ was
darauf mit ihm werden würde. Zwo Stunden vor
Abend tratt Parmenio selber zu ihm ins Gefängnüß/
und saate: Jch habe mich besonnen/ Herr Graf/ eure
Qualitäten verdienen von der Welt angebettet zu
werden/ darum beschwöre ich euch/ im Namen der
jenigen Person/ die euch am allerliebsten/ daß ihr mir
dieses Verfahren zu gut haltet/ und euch nicht an mir
rächen wollet. Hierauf umfieng er ihn/ und führete
ihn selber herauß/ jedoch mit dem Beding/ daß er sich
alsobald auß den Rossanischen Gräntzen erheben/ und
mit keinem von den Leuten dieses Schlosses ein einzi-
ges Wort wechseln solte/ welchem Pardo gar willig
nachlebete/ und gerades Weges wieder auf Neapolis
zu eylete/ auch seinem Herrn Vatter nichts schriebe
von allem/ das ihm in diesen Tagen zu Rossano von
dem Parmenio widerfahren wäre.

Drey oder vier Tage hernach kam Troll/ den er
in Neapolis vorhin zum Diener angenommen hatte/
wieder zu ihm/ dann er hatte ihn bey seinem Abzug zu
Rossano gelassen/ um von ferne zu sehen/ was daselbst
passiren möchte/ dieser erzehlete/ daß ein Fräulein auß
dem Schloß sich verlohren/ daß man nicht wisse/ wo-
hin sie kommen sey/ und deßwegen wäre Jedermann
in Ruhr. Uber diese Zeitung machte ihm Condado
seltzame Explicationes, er gedachte wol/ daß man es

der

Deß Academiſchen
ihm vor/ ſich zu erkeñen zu geben/ hielte es doch beſſer/
wann er es nicht thaͤte/ verband ſich demnach ehelich
mit dieſer jungen Graͤfin/ dafern ſie ihm zu ſeiner Er-
ledigung wuͤrde helffen/ und ſchaͤtzete ſeine verlohrne
Freyheit wol angeleget zu haben/ wann er dardurch
das Leben erwuchern koͤnte. Hierauf kuͤſſeten ſie ein-
ander/ und die Melicerta tratt wieder von ihm. Am
folgenden Morgen kam Parmenio mit etlichen guten
Freunden/ und Pardo wartete mit Verlangen/ was
darauf mit ihm werden wuͤrde. Zwo Stunden vor
Abend tratt Parmenio ſelber zu ihm ins Gefaͤngnuͤß/
und ſaate: Jch habe mich beſonnen/ Herꝛ Graf/ eure
Qualitaͤten verdienen von der Welt angebettet zu
werden/ darum beſchwoͤre ich euch/ im Namen der
jenigen Perſon/ die euch am allerliebſten/ daß ihr mir
dieſes Verfahren zu gut haltet/ und euch nicht an mir
raͤchen wollet. Hierauf umfieng er ihn/ und fuͤhrete
ihn ſelber herauß/ jedoch mit dem Beding/ daß er ſich
alſobald auß den Roſſaniſchen Graͤntzen erheben/ und
mit keinem von den Leuten dieſes Schloſſes ein einzi-
ges Wort wechſeln ſolte/ welchem Pardo gar willig
nachlebete/ und gerades Weges wieder auf Neapolis
zu eylete/ auch ſeinem Herꝛn Vatter nichts ſchriebe
von allem/ das ihm in dieſen Tagen zu Roſſano von
dem Parmenio widerfahren waͤre.

Drey oder vier Tage hernach kam Troll/ den er
in Neapolis vorhin zum Diener angenommen hatte/
wieder zu ihm/ dann er hatte ihn bey ſeinem Abzug zu
Roſſano gelaſſen/ um von ferne zu ſehen/ was daſelbſt
paſſiren moͤchte/ dieſer erzehlete/ daß ein Fraͤulein auß
dem Schloß ſich verlohren/ daß man nicht wiſſe/ wo-
hin ſie kommen ſey/ und deßwegen waͤre Jedermann
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ſeltzame Explicationes, er gedachte wol/ daß man es

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[408/0422] Deß Academiſchen ihm vor/ ſich zu erkeñen zu geben/ hielte es doch beſſer/ wann er es nicht thaͤte/ verband ſich demnach ehelich mit dieſer jungen Graͤfin/ dafern ſie ihm zu ſeiner Er- ledigung wuͤrde helffen/ und ſchaͤtzete ſeine verlohrne Freyheit wol angeleget zu haben/ wann er dardurch das Leben erwuchern koͤnte. Hierauf kuͤſſeten ſie ein- ander/ und die Melicerta tratt wieder von ihm. Am folgenden Morgen kam Parmenio mit etlichen guten Freunden/ und Pardo wartete mit Verlangen/ was darauf mit ihm werden wuͤrde. Zwo Stunden vor Abend tratt Parmenio ſelber zu ihm ins Gefaͤngnuͤß/ und ſaate: Jch habe mich beſonnen/ Herꝛ Graf/ eure Qualitaͤten verdienen von der Welt angebettet zu werden/ darum beſchwoͤre ich euch/ im Namen der jenigen Perſon/ die euch am allerliebſten/ daß ihr mir dieſes Verfahren zu gut haltet/ und euch nicht an mir raͤchen wollet. Hierauf umfieng er ihn/ und fuͤhrete ihn ſelber herauß/ jedoch mit dem Beding/ daß er ſich alſobald auß den Roſſaniſchen Graͤntzen erheben/ und mit keinem von den Leuten dieſes Schloſſes ein einzi- ges Wort wechſeln ſolte/ welchem Pardo gar willig nachlebete/ und gerades Weges wieder auf Neapolis zu eylete/ auch ſeinem Herꝛn Vatter nichts ſchriebe von allem/ das ihm in dieſen Tagen zu Roſſano von dem Parmenio widerfahren waͤre. Drey oder vier Tage hernach kam Troll/ den er in Neapolis vorhin zum Diener angenommen hatte/ wieder zu ihm/ dann er hatte ihn bey ſeinem Abzug zu Roſſano gelaſſen/ um von ferne zu ſehen/ was daſelbſt paſſiren moͤchte/ dieſer erzehlete/ daß ein Fraͤulein auß dem Schloß ſich verlohren/ daß man nicht wiſſe/ wo- hin ſie kommen ſey/ und deßwegen waͤre Jedermann in Ruhr. Uber dieſe Zeitung machte ihm Condado ſeltzame Explicationes, er gedachte wol/ daß man es der

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 408. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/422>, abgerufen am 22.11.2024.