Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.Deß Academischen ten sich diese Dames in einer gantz andern Gestalt/nemlich/ als schöne Jungfrauen/ die wol werth wa- ren/ mit ehrlichen Leuten umzugehen. Die zu dieser Hochzeit Geladene/ waren lauter ling
Deß Academiſchen ten ſich dieſe Dames in einer gantz andern Geſtalt/nemlich/ als ſchoͤne Jungfrauen/ die wol werth wa- ren/ mit ehrlichen Leuten umzugehen. Die zu dieſer Hochzeit Geladene/ waren lauter ling
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Deß Academiſchen
ten ſich dieſe Dames in einer gantz andern Geſtalt/
nemlich/ als ſchoͤne Jungfrauen/ die wol werth wa-
ren/ mit ehrlichen Leuten umzugehen.
Die zu dieſer Hochzeit Geladene/ waren lauter
ſolche Leute/ die durchs Gluͤck dahin gefuͤhret wor-
den/ dann allhier ward ein Jeder ſo wol empfangen/
als in ſeinem eigenen Hauß/ und Ragonda noͤthigte
ſie mit einander an eine lange Tafel. Man fieng an
zu eſſen/ ſonder vorher ein Gebet zu verrichten. Cajo
erinnerte ſie deſſen zwar/ aber es fand ſich nur ein ei-
niger/ der ein Creutz machte/ und ſolches mit dem
Wort Benedicite begleitete/ darbey fuͤgend/ daß er
ſein Lebtage von keinem andern Gebet gewuſt haͤtte.
Und ich glaube/ ſprach Rogier, ihr haͤttet auch dieſes
nicht behalten/ im Fall es nicht jedes mahl mit der
Speiſe begleitet waͤre. Uber der Mahlzeit kam ein
artig Huͤrlein neben la Breche zu ſitzen/ zu welcher er
ſich ſtaͤts hielte/ und darauf nahm ſie Gelegenheit/
dieſe Worte zu ihm zu ſagen: Mich duͤncket/ mein
Engel/ daß das Eheband zwiſchen uns Beyden ſich
weit beſſer ſchicken ſolte/ als zwiſchen jenen zween al-
ten Boͤcken. La Breche gab zur Antwort: Daß er
darbey keine ſonderbare Beſchwerlichkeit ſehe/ dann
ich habe euch/ ſagte er/ allbereit ſo lieb/ als ich ſelber
wil. Rogier hatte ſich zu den zwo Schoͤnſten von der
Geſellſchafft verfuͤget/ zu denen er ſagte/ daß ſie wol
thaͤten/ indem ſie ſich ihrer Jugend bedieneten/ in-
maſſen bey den alten Rumpelflaſchen ſelten eine na-
tuͤrliche Schoͤnheit zu finden. Ragonda befand ſich
durch dieſe Worte am meiſten beſchimpffet/ griff
demnach Rogiern nach den Schultern/ und bemuͤhe-
te ſich/ ihn auß dem Hauß zu ſtoſſen/ ſagend/ daß ſie in
ihrem Hauß wolte gereſpectiret werden. Aber eine
andere alte Trom̃el mit einem Barth/ wie ein Juͤng-
ling
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