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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
Nachdem wir unsere Rolle wol gespielet/ und ich der
Frauen bedeutet hatte/ daß ich mir meine Dienste be-
zahlen zu lassen gewohnet wäre/ da gieng sie zu ihres
Mannes Geld-Kiste/ und langete einen schönen Ro-
senobel
herauß/ den sie mir verehrete. Jch gienge dar-
auf meines Weges/ bestellete einen Mann/ und ließ
die 2. Fässer nach einander auf einem Schubkarren
nach einem andern Ort bringen/ da inzwischen der
Mäurer in der Einbildung bliebe/ ich hätte ihm die-
selbe abgekaufft/ und zu vollem Gelde gebührlich be-
zahlet.

Als ich in meinem Logiment allein war/ besahe
ich den empfangenen Rosenobel, und fand ihn köstlich
gut/ aber bey weitem nicht zu gut darzu/ daß ich mir
darvon nicht hätte einen frölichen Tag machen mö-
gen. Gienge demnach in eine Weinschencke mit et-
lichen Studenten/ die meine Brüder/ aber nicht son-
ders bey Mittel waren/ und hielte sie daselbst Zech-
frey. Wir hatten uns ziemlich berauschet/ wie der
Abend herein brach/ und weil wir nunmehro gesonnen
waren/ unsers Weges zu gehen/ langete ich meinen
schönen Rosenobel herfür/ und übergabe ihn dem
Wirth/ um sich darvon bezahlet zu machen/ und mir
das übrige wieder zuzustellen. Dieser hatte zu allem
Unglück nicht so viel klein Geld/ gieng demnach in ei-
ne andere Stube/ darinn etliche Bürger/ und darun-
ter auch der Mäurer sasse/ welchen er den Rosenobel
zeigete/ und ihn zu wechseln begehrete. Der Mäurer
kennete ihn alsobald/ wechselte ihn zu sich/ gehet aber
nach Hauß/ und besiehet sein Geld/ da er findet/ daß
ihm dieser Rosenobel mangelt. Er befraget seine Frau
darum/ aber sie wil von nichts wissen/ sondern wendet
ein/ er müsse auß dem Kasten durch einen behenden
Dieb gestohlen seyn. Also gehet der Maurer zum

Gou-

Deß Academiſchen
Nachdem wir unſere Rolle wol geſpielet/ und ich der
Frauen bedeutet hatte/ daß ich mir meine Dienſte be-
zahlen zu laſſen gewohnet waͤre/ da gieng ſie zu ihres
Mannes Geld-Kiſte/ und langete einen ſchoͤnen Ro-
ſenobel
herauß/ den ſie mir verehrete. Jch gienge dar-
auf meines Weges/ beſtellete einen Mann/ und ließ
die 2. Faͤſſer nach einander auf einem Schubkarren
nach einem andern Ort bringen/ da inzwiſchen der
Maͤurer in der Einbildung bliebe/ ich haͤtte ihm die-
ſelbe abgekaufft/ und zu vollem Gelde gebuͤhrlich be-
zahlet.

Als ich in meinem Logiment allein war/ beſahe
ich den empfangenen Roſenobel, und fand ihn koͤſtlich
gut/ aber bey weitem nicht zu gut darzu/ daß ich mir
darvon nicht haͤtte einen froͤlichen Tag machen moͤ-
gen. Gienge demnach in eine Weinſchencke mit et-
lichen Studenten/ die meine Bruͤder/ aber nicht ſon-
ders bey Mittel waren/ und hielte ſie daſelbſt Zech-
frey. Wir hatten uns ziemlich berauſchet/ wie der
Abend herein brach/ und weil wir nunmehro geſoñen
waren/ unſers Weges zu gehen/ langete ich meinen
ſchoͤnen Roſenobel herfuͤr/ und uͤbergabe ihn dem
Wirth/ um ſich darvon bezahlet zu machen/ und mir
das uͤbrige wieder zuzuſtellen. Dieſer hatte zu allem
Ungluͤck nicht ſo viel klein Geld/ gieng demnach in ei-
ne andere Stube/ darinn etliche Buͤrger/ und darun-
ter auch der Maͤurer ſaſſe/ welchen er den Roſenobel
zeigete/ und ihn zu wechſeln begehrete. Der Maͤurer
kennete ihn alſobald/ wechſelte ihn zu ſich/ gehet aber
nach Hauß/ und beſiehet ſein Geld/ da er findet/ daß
ihm dieſer Roſenobel mangelt. Er befraget ſeine Frau
darum/ aber ſie wil von nichts wiſſen/ ſondern wendet
ein/ er muͤſſe auß dem Kaſten durch einen behenden
Dieb geſtohlen ſeyn. Alſo gehet der Maurer zum

Gou-
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[508/0524] Deß Academiſchen Nachdem wir unſere Rolle wol geſpielet/ und ich der Frauen bedeutet hatte/ daß ich mir meine Dienſte be- zahlen zu laſſen gewohnet waͤre/ da gieng ſie zu ihres Mannes Geld-Kiſte/ und langete einen ſchoͤnen Ro- ſenobel herauß/ den ſie mir verehrete. Jch gienge dar- auf meines Weges/ beſtellete einen Mann/ und ließ die 2. Faͤſſer nach einander auf einem Schubkarren nach einem andern Ort bringen/ da inzwiſchen der Maͤurer in der Einbildung bliebe/ ich haͤtte ihm die- ſelbe abgekaufft/ und zu vollem Gelde gebuͤhrlich be- zahlet. Als ich in meinem Logiment allein war/ beſahe ich den empfangenen Roſenobel, und fand ihn koͤſtlich gut/ aber bey weitem nicht zu gut darzu/ daß ich mir darvon nicht haͤtte einen froͤlichen Tag machen moͤ- gen. Gienge demnach in eine Weinſchencke mit et- lichen Studenten/ die meine Bruͤder/ aber nicht ſon- ders bey Mittel waren/ und hielte ſie daſelbſt Zech- frey. Wir hatten uns ziemlich berauſchet/ wie der Abend herein brach/ und weil wir nunmehro geſoñen waren/ unſers Weges zu gehen/ langete ich meinen ſchoͤnen Roſenobel herfuͤr/ und uͤbergabe ihn dem Wirth/ um ſich darvon bezahlet zu machen/ und mir das uͤbrige wieder zuzuſtellen. Dieſer hatte zu allem Ungluͤck nicht ſo viel klein Geld/ gieng demnach in ei- ne andere Stube/ darinn etliche Buͤrger/ und darun- ter auch der Maͤurer ſaſſe/ welchen er den Roſenobel zeigete/ und ihn zu wechſeln begehrete. Der Maͤurer kennete ihn alſobald/ wechſelte ihn zu ſich/ gehet aber nach Hauß/ und beſiehet ſein Geld/ da er findet/ daß ihm dieſer Roſenobel mangelt. Er befraget ſeine Frau darum/ aber ſie wil von nichts wiſſen/ ſondern wendet ein/ er muͤſſe auß dem Kaſten durch einen behenden Dieb geſtohlen ſeyn. Alſo gehet der Maurer zum Gou-

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 508. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/524>, abgerufen am 22.11.2024.