Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.Deß Academischen seine junge Frau aber forschete/ ob er ein Außländer/und von wannen er komme? Venereus merckete bald/ worauf dieses angesehen/ gab demnach zu verstehen/ daß er ein Jtaliäner/ und jetzo von Rom komme. Sie war frölich hierüber/ und fragete weiter/ ob er keinen Teutschen Edelmann gekannt/ der sich Fabiano ge- nannt? Hierauf verwunderte er sich gleichsam/ daß man diesen seinen allerbesten Freund allhier auch ken- nete/ er beschriebe ihn darauf/ wie er ihm vorhin von der Florentia war beschrieben worden/ und erzehlete/ wie er ihm manchen Dienst gethan/ auch noch vor sei- ner Abräyse für 400. Kronen seinethalben Bürge worden/ weil es ihm damahl an Geld gemangelt. Florentia sprach jetzo zu ihrem Mann: Ach mein wessen
Deß Academiſchen ſeine junge Frau aber forſchete/ ob er ein Außlaͤnder/und von wannen er komme? Venereus merckete bald/ worauf dieſes angeſehen/ gab demnach zu verſtehen/ daß er ein Jtaliaͤner/ und jetzo von Rom komme. Sie war froͤlich hieruͤber/ und fragete weiter/ ob er keinen Teutſchen Edelmann gekannt/ der ſich Fabiano ge- nannt? Hierauf verwunderte er ſich gleichſam/ daß man dieſen ſeinen allerbeſten Freund allhier auch ken- nete/ er beſchriebe ihn darauf/ wie er ihm vorhin von der Florentia war beſchrieben worden/ und erzehlete/ wie er ihm manchen Dienſt gethan/ auch noch vor ſei- ner Abraͤyſe fuͤr 400. Kronen ſeinethalben Buͤrge worden/ weil es ihm damahl an Geld gemangelt. Florentia ſprach jetzo zu ihrem Mann: Ach mein weſſen
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Deß Academiſchen
ſeine junge Frau aber forſchete/ ob er ein Außlaͤnder/
und von wannen er komme? Venereus merckete bald/
worauf dieſes angeſehen/ gab demnach zu verſtehen/
daß er ein Jtaliaͤner/ und jetzo von Rom komme. Sie
war froͤlich hieruͤber/ und fragete weiter/ ob er keinen
Teutſchen Edelmann gekannt/ der ſich Fabiano ge-
nannt? Hierauf verwunderte er ſich gleichſam/ daß
man dieſen ſeinen allerbeſten Freund allhier auch ken-
nete/ er beſchriebe ihn darauf/ wie er ihm vorhin von
der Florentia war beſchrieben worden/ und erzehlete/
wie er ihm manchen Dienſt gethan/ auch noch vor ſei-
ner Abraͤyſe fuͤr 400. Kronen ſeinethalben Buͤrge
worden/ weil es ihm damahl an Geld gemangelt.
Florentia ſprach jetzo zu ihrem Mann: Ach mein
Hertz/ bittet doch dieſen guten Freund/ der durch ein
ſonderlich Gluͤck zu uns gefuͤhret worden/ daß er die-
ſen Abend mit uns ſpeiſe/ euer Bruder hat uns zu
rechter Zeit mit einem Haſen und 3. Raͤbhuͤhnern re-
galiret/ ſie ſtecken ſchon allerſeits am Spieß/ dann bey
dieſer heiſſen Zeit wil ſich das Wildpret nicht lange
halten. Der Ritter muſte Ehrenhalben mit daran/
dahero noͤthigete er den Venereum mit ins Hauß/ und
die Florentia war geſchaͤfftig/ dieſen neuen Courtiſan
durch ein gutes Tractament ihr verbindlich zu ma-
chen. Jnzwiſchen aber/ daß dieſer bey dem Ritter gantz
allein im Logiment ſitzet/ und ſie von andern Dingen
reden/ gehet die Florentia in ihr Zimmer/ und ſchrei-
bet einen kleinen Brieff/ darinn ſie vermeldet/ welcher
Geſtalt ihr Mann morgenden Tages nach Lindau
verraͤyſen werde/ dahero wolle ſie ihn biß auf eine
Viertel-Stunde zu ihrem Meyer-Hof das Geleite
geben/ und ſich allda uͤber Nacht aufhalten/ wann
es ihm alſo beliebe/ koͤnne er auf den Mittag ſich da-
ſelbſt bey ihr einfinden/ und deß Jenigen genieſſen/
weſſen
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