Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.Deß Academischen und unter diesem Namen bey der schönen Damennicht zum Zweck zugelangen/ derowegen würdet ihr mir einen grossen Dienst erzeigen/ wann ihr mich/ als einen Tafel-Decker bey dem Edelmann recommen- dirt/ da ich besser Zeit und Gelegenheit habe/ der Frauen übermässige Schönheit zu betrachten/ und ein rechtes Abbildnüß nach meinem Verlangen dar- von zu nehmen. Jch verspreche euch/ daß ich mich in meinem Dienst wil wol verhalten/ und ihr sollet 10. Ducaten zur Verehrung von mir zu empfangen haben. Dem Wirth gefielen diese Worte sehr wol/ und Sie kamen endlich zu einer überauß prächtigen Gra-
Deß Academiſchen und unter dieſem Namen bey der ſchoͤnen Damennicht zum Zweck zugelangen/ derowegen wuͤrdet ihr mir einen groſſen Dienſt erzeigen/ wann ihr mich/ als einen Tafel-Decker bey dem Edelmann recommen- dirt/ da ich beſſer Zeit und Gelegenheit habe/ der Frauen uͤbermaͤſſige Schoͤnheit zu betrachten/ und ein rechtes Abbildnuͤß nach meinem Verlangen dar- von zu nehmen. Jch verſpreche euch/ daß ich mich in meinem Dienſt wil wol verhalten/ und ihr ſollet 10. Ducaten zur Verehrung von mir zu empfangen haben. Dem Wirth gefielen dieſe Worte ſehr wol/ und Sie kamen endlich zu einer uͤberauß praͤchtigen Gra-
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Deß Academiſchen
und unter dieſem Namen bey der ſchoͤnen Damen
nicht zum Zweck zugelangen/ derowegen wuͤrdet ihr
mir einen groſſen Dienſt erzeigen/ wann ihr mich/ als
einen Tafel-Decker bey dem Edelmann recommen-
dirt/ da ich beſſer Zeit und Gelegenheit habe/ der
Frauen uͤbermaͤſſige Schoͤnheit zu betrachten/ und
ein rechtes Abbildnuͤß nach meinem Verlangen dar-
von zu nehmen. Jch verſpreche euch/ daß ich mich in
meinem Dienſt wil wol verhalten/ und ihr ſollet
10. Ducaten zur Verehrung von mir zu empfangen
haben.
Dem Wirth gefielen dieſe Worte ſehr wol/ und
weil er ohne ſonderbare Muͤhe 10. Ducaten zuge-
winnen hoffete/ ſchrieb er alſobald einen Brieff/ und
ſandte denſelben noch dieſen Abend nach dem Edel-
mann/ bekam auch am folgenden Morgen Antwort/
er moͤchte nur/ ſo bald er koͤnte/ mit dem neuen Tafel-
Decker heruͤber kommen. Venereus ließ ſein Pferd
und Geld dem Wirth zum Unter-Pfand/ ſetzte ſich
mit ihm auf einen Wagen/ und fuhren alſo nach die-
ſer ungemeinen Shoͤnheit hin. Unter Weges aber
muſte ihm der Gaſtgeber zuſagen/ ihm nicht zu ver-
rathen/ ſondern alle ihm anvertraute Heimlichkeiten
bey ſich erſterben zu laſſen. Sein Pferd aber kan er
inzwiſchen verkauffen/ weil er den uͤbrigen Weg/ den
er in Teutſchland zu verrichten hatte/ entweder mit
der Poſt/ oder in anderer Geſellſchafft zu verrichten/
reſolvirt waͤre.
Sie kamen endlich zu einer uͤberauß praͤchtigen
Adelichen Burg/ welche auf einem kleinen Felſen
lag/ mit einem breiten Waſſer-Graben umgeben/
uͤber welchen man auf einer langen Brucken/ die an
zwey Orten aufgezogen werden kunte/ gelangete. An
der Oſt-Seiten/ zu naͤchſt am Hauß/ innerhalb deß
Gra-
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