Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.Romans II. Buch. fürtreffliche Ingenia und gelehrte Leute in allerhandKünsten und Wissenschafften hervor gethan haben; Gleichwol höre ich auch offtmahl klagen/ daß viele Gelehrten nicht hoch genug gehalten oder aestimiret/ noch von hohen Potentaten so reichlich/ als bey den Alten geschehen/ beschencket werden/ inmassen solches denen alten Philosophis voriger Zeiten von vielen Königen und Fürsten wiederfahren ist. Wie viel aber sie Recht hierinnen haben/ und wie wahr solches sey/ begehre ich zwar dißmahl nicht zu erörtern. Dannoch aber wil ich meinem Herrn etliche Denck-würdige Exempel grosser Königen und Herren herbey brin- gen/ welche in den vorigen Zeiten denen Literatis und klugen gelehrten Leuten rühmlichst fortgeholffen/ und selbigen sehr günstig und gewogen gewesen sind. Worauß man dann/ so man die Exempel dieser unse- rer Zeit dargegen hält/ leichtlich wird sehen und mer- cken können/ ob unsere Gelehrte zu lamentiren und sich zu beklagen/ erhebliche Ursachen haben/ oder nicht. ERstlich wil ich deß vortrefflichen berühmten Römischen Feld- Ließ
Romans II. Buch. fuͤrtreffliche Ingenia und gelehrte Leute in allerhandKuͤnſten und Wiſſenſchafften hervor gethan haben; Gleichwol hoͤre ich auch offtmahl klagen/ daß viele Gelehrten nicht hoch genug gehalten oder æſtimiret/ noch von hohen Potentaten ſo reichlich/ als bey den Alten geſchehen/ beſchencket werden/ inmaſſen ſolches denen alten Philoſophis voriger Zeiten von vielen Koͤnigen und Fuͤrſten wiederfahren iſt. Wie viel aber ſie Recht hierinnen haben/ und wie wahr ſolches ſey/ begehre ich zwar dißmahl nicht zu eroͤrtern. Dannoch aber wil ich meinem Herꝛn etliche Denck-wuͤrdige Exempel groſſer Koͤnigen und Herren herbey brin- gen/ welche in den vorigen Zeiten denen Literatis und klugen gelehrten Leuten ruͤhmlichſt fortgeholffen/ und ſelbigen ſehr guͤnſtig und gewogen geweſen ſind. Worauß man dann/ ſo man die Exempel dieſer unſe- rer Zeit dargegen haͤlt/ leichtlich wird ſehen und mer- cken koͤnnen/ ob unſere Gelehrte zu lamentiren und ſich zu beklagen/ erhebliche Urſachen haben/ oder nicht. ERſtlich wil ich deß vortrefflichen beruͤhmten Roͤmiſchen Feld- Ließ
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Romans II. Buch.
fuͤrtreffliche Ingenia und gelehrte Leute in allerhand
Kuͤnſten und Wiſſenſchafften hervor gethan haben;
Gleichwol hoͤre ich auch offtmahl klagen/ daß viele
Gelehrten nicht hoch genug gehalten oder æſtimiret/
noch von hohen Potentaten ſo reichlich/ als bey den
Alten geſchehen/ beſchencket werden/ inmaſſen ſolches
denen alten Philoſophis voriger Zeiten von vielen
Koͤnigen und Fuͤrſten wiederfahren iſt. Wie viel aber
ſie Recht hierinnen haben/ und wie wahr ſolches ſey/
begehre ich zwar dißmahl nicht zu eroͤrtern. Dannoch
aber wil ich meinem Herꝛn etliche Denck-wuͤrdige
Exempel groſſer Koͤnigen und Herren herbey brin-
gen/ welche in den vorigen Zeiten denen Literatis und
klugen gelehrten Leuten ruͤhmlichſt fortgeholffen/
und ſelbigen ſehr guͤnſtig und gewogen geweſen ſind.
Worauß man dann/ ſo man die Exempel dieſer unſe-
rer Zeit dargegen haͤlt/ leichtlich wird ſehen und mer-
cken koͤnnen/ ob unſere Gelehrte zu lamentiren und
ſich zu beklagen/ erhebliche Urſachen haben/ oder
nicht.
ERſtlich wil ich deß vortrefflichen beruͤhmten Roͤmiſchen Feld-
Herꝛns Pompeji Magni gedencken/ von welchem wir leſen/
daß/ nach dem er den großmaͤchtigſten Koͤnig in Ponto, Mithrida-
rem, in einer Schlacht uͤberwunden/ auch viel andere Victorien/
vermoͤg ſeiner Gluͤck- und Sieg-reichen Waffen erhalten/ und
in Athen mit gehoͤrigem Pomp und Apparat ſeinen Einzug ge-
halten/ und die Faſces, (ſo 12. gebundene Ruthen/ in deren Jeden
ein Pfeil ſteckete/ welche vor Zeiten den Roͤmiſchen Burgermei-
ſtern und Kriegs-Generalen von 12. Lictoribus, oder Buͤtteln/
den Roͤmern zur Ehr/ den Feinden aber zum Schrecken/ vorge-
tragen wurden/) maſſen die Roͤmiſ. Feld-Herꝛn zu thun pflege-
ten/ vor ſich her tragen ließ; Dieſer/ als er vernommen daß der
beruͤhmte Philoſophus Poſidonius kranck und zu Bette lag/
wolte er ihn nicht allein wuͤrdigen in eigener Perſon zu beſuchen/
ſondern auch/ als er zu der Thuͤr ſeines Hauſes kam/ verflattete
er nicht/ daß die Lictores mit den Faſciculis und andern Inſigniis
Imperialibus, welche er bey ſich |hatte/ hinein gehen durffren;
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