ihm ins Hauß gegangen/ daher/ als ihm einsmahls Lycius der Orator begegnete/ und ihn fragete: Auß was vor Ursach er dahin gienge? Antwortete Mar- cus Antonius: Etiam seni discere honestum est. Eo igitur ad Sextum Philosophum, cogniturus, quae non- dum scio. Das ist: Es ist auch einem Alten keine Schande/ etwas zu lernen/ darum gehe ich zum Sexto Philosopho, allda zu erforschen/ was ich noch nicht verstehe. Worauf Lycius die Hand empor gen Him- mel gehoben/ und mit Verwunderung gesaget: O Sol! Romanorum Imperator, in gravescente aetate, Libellum tractans, Magistrum adit: Meus autem Rex Alexander Annos 32. Natusobiit. Das ist: O Son- ne! der Römische Käyser gehet im hohen Alter zu seinem Lehrmeister/ träget ein Buch mit sich/ lässet sich unterweisen; Aber mein Herr König Alexander ist schon gestorben/ da er kaum 32. Jahr gelebet. Paulus AEmilius, der tapffere Kriegs-Held und Uber- winder deß letzten Macedonischen Königs Persei, über das/ daß er ein sehr gelehrter und in allen Wis- senschafften erfahrner Mann war/ ließ ihm auch an- gelegen seyn/ daß seine Kinder in seine Fußstapffen tretten/ und was Ehrliches studiren möchten/ weßwe- gen ihm die Athenienser/ auf sein Bitten und instän- diges Anhalten/ den gelehrten Philosophum Metro- dorum zum Lehrmeister seiner Kinder folgen liessen. Aber/ warum mache ich mir viel Mühe/ von einem und dem andern absonderlich zu reden/ und Meldung zu thun/ da doch solcher Exempel alle Historien voll sind? Pompejus Quintus, Fabius Maximus, Marcus Brutus, Trajanus, Hadrianus, Marcus Antonius, diese alle sind tapffere Kriegs-Helden/ und darbey gelehrte Leute gewesen/ welche unterschiedliche Bücher/ Orationes, auch viel andere Lehr-reiche und nutzliche Sachen ge-
schrie-
Deß Academiſchen
ihm ins Hauß gegangen/ daher/ als ihm einsmahls Lycius der Orator begegnete/ und ihn fragete: Auß was vor Urſach er dahin gienge? Antwortete Mar- cus Antonius: Etiam ſeni diſcere honeſtum eſt. Eo igitur ad Sextum Philoſophum, cogniturus, quæ non- dum ſcio. Das iſt: Es iſt auch einem Alten keine Schande/ etwas zu lernen/ darum gehe ich zum Sexto Philoſopho, allda zu erforſchen/ was ich noch nicht verſtehe. Worauf Lycius die Hand empor gen Him- mel gehoben/ und mit Verwunderung geſaget: O Sol! Romanorum Imperator, in graveſcente ætate, Libellum tractans, Magiſtrum adit: Meus autem Rex Alexander Annos 32. Natusobiit. Das iſt: O Son- ne! der Roͤmiſche Kaͤyſer gehet im hohen Alter zu ſeinem Lehrmeiſter/ traͤget ein Buch mit ſich/ laͤſſet ſich unterweiſen; Aber mein Herꝛ Koͤnig Alexander iſt ſchon geſtorben/ da er kaum 32. Jahr gelebet. Paulus Æmilius, der tapffere Kriegs-Held und Uber- winder deß letzten Macedoniſchen Koͤnigs Perſei, uͤber das/ daß er ein ſehr gelehrter und in allen Wiſ- ſenſchafften erfahrner Mann war/ ließ ihm auch an- gelegen ſeyn/ daß ſeine Kinder in ſeine Fußſtapffen tretten/ und was Ehrliches ſtudiren moͤchten/ weßwe- gen ihm die Athenienſer/ auf ſein Bitten und inſtaͤn- diges Anhalten/ den gelehrten Philoſophum Metro- dorum zum Lehrmeiſter ſeiner Kinder folgen lieſſen. Aber/ warum mache ich mir viel Muͤhe/ von einem uñ dem andern abſonderlich zu reden/ und Meldung zu thun/ da doch ſolcher Exempel alle Hiſtorien voll ſind? Pompejus Quintus, Fabius Maximus, Marcus Brutus, Trajanus, Hadrianus, Marcus Antonius, dieſe alle ſind tapffere Kriegs-Helden/ und darbey gelehrte Leute geweſen/ welche unterſchiedliche Buͤcher/ Orationes, auch viel andere Lehr-reiche und nutzliche Sachen ge-
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Deß Academiſchen
ihm ins Hauß gegangen/ daher/ als ihm einsmahls
Lycius der Orator begegnete/ und ihn fragete: Auß
was vor Urſach er dahin gienge? Antwortete Mar-
cus Antonius: Etiam ſeni diſcere honeſtum eſt. Eo
igitur ad Sextum Philoſophum, cogniturus, quæ non-
dum ſcio. Das iſt: Es iſt auch einem Alten keine
Schande/ etwas zu lernen/ darum gehe ich zum Sexto
Philoſopho, allda zu erforſchen/ was ich noch nicht
verſtehe. Worauf Lycius die Hand empor gen Him-
mel gehoben/ und mit Verwunderung geſaget: O
Sol! Romanorum Imperator, in graveſcente ætate,
Libellum tractans, Magiſtrum adit: Meus autem Rex
Alexander Annos 32. Natusobiit. Das iſt: O Son-
ne! der Roͤmiſche Kaͤyſer gehet im hohen Alter zu
ſeinem Lehrmeiſter/ traͤget ein Buch mit ſich/ laͤſſet
ſich unterweiſen; Aber mein Herꝛ Koͤnig Alexander
iſt ſchon geſtorben/ da er kaum 32. Jahr gelebet.
Paulus Æmilius, der tapffere Kriegs-Held und Uber-
winder deß letzten Macedoniſchen Koͤnigs Perſei,
uͤber das/ daß er ein ſehr gelehrter und in allen Wiſ-
ſenſchafften erfahrner Mann war/ ließ ihm auch an-
gelegen ſeyn/ daß ſeine Kinder in ſeine Fußſtapffen
tretten/ und was Ehrliches ſtudiren moͤchten/ weßwe-
gen ihm die Athenienſer/ auf ſein Bitten und inſtaͤn-
diges Anhalten/ den gelehrten Philoſophum Metro-
dorum zum Lehrmeiſter ſeiner Kinder folgen lieſſen.
Aber/ warum mache ich mir viel Muͤhe/ von einem uñ
dem andern abſonderlich zu reden/ und Meldung zu
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Pompejus Quintus, Fabius Maximus, Marcus Brutus,
Trajanus, Hadrianus, Marcus Antonius, dieſe alle ſind
tapffere Kriegs-Helden/ und darbey gelehrte Leute
geweſen/ welche unterſchiedliche Buͤcher/ Orationes,
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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 732. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/750>, abgerufen am 22.11.2024.
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