Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.Romans II. Buch. Natur desto mehrers Contentement zu geben/ zuweiten demHetzen etwas zu viel nachhängen/ da nur unterdessen die Re- gierung mit redlichen/ und an Aufrichtigkeit bewährten Män- nern/ bestellet wird; Und doch gleichwol auch zu gewisser Zeit ein solcher Herr einen Blick zu ernstlichen Sachen gibt. Dann/ ob zwar ein weiser und geschickter Cantzler und getreue geheime Räthe nicht mit Geld zu bezahlen/ und gar starcke Säulen all- gemeiner Wolfahrt sind/ so macht sie dannoch deß Königs Auge immer zu geschickter und hurtiger/ und bekräfftiget sie in ihren gerechten Handlungen. Was Fürtrefflich ist/ wird noch für- trefflicher/ wann es ein hohes Lob antrifft/ und ist deß Fürsten Gegenwart der liebliche Sonnen-Strahl/ welcher die Blumen der Tugenden bey seinen Beamteten aufschleusst/ und zum Ge- ruch-streuen erwecket. Ja/ ob gleich der Printz/ nach dem Wunsch Königs Alphonsi von Arragonien/ so viel Zopyros hätte/ als ein Granat-Apffel Körner/ stunde ihm doch nicht zu rathen/ aller hohen Handlungen sich gäntzlich zu äussern. Dafern aber dieses darbey gar nicht in Acht genommen/ Glückseelig aber ist der Fürst/ der solche Ordnung halten ren A a a
Romans II. Buch. Natur deſto mehrers Contentement zu geben/ zuweiten demHetzen etwas zu viel nachhaͤngen/ da nur unterdeſſen die Re- gierung mit redlichen/ und an Aufrichtigkeit bewaͤhrten Maͤn- nern/ beſtellet wird; Und doch gleichwol auch zu gewiſſer Zeit ein ſolcher Herꝛ einen Blick zu ernſtlichen Sachen gibt. Dann/ ob zwar ein weiſer und geſchickter Cantzler und getreue geheime Raͤthe nicht mit Geld zu bezahlen/ und gar ſtarcke Saͤulen all- gemeiner Wolfahrt ſind/ ſo macht ſie dannoch deß Koͤnigs Auge immer zu geſchickter und hurtiger/ und bekraͤfftiget ſie in ihren gerechten Handlungen. Was Fuͤrtrefflich iſt/ wird noch fuͤr- trefflicher/ wann es ein hohes Lob antrifft/ und iſt deß Fuͤrſten Gegenwart der liebliche Sonnen-Strahl/ welcher die Blumen der Tugenden bey ſeinen Beamteten aufſchleuſſt/ und zum Ge- ruch-ſtreuen erwecket. Ja/ ob gleich der Printz/ nach dem Wunſch Koͤnigs Alphonſi von Arragonien/ ſo viel Zopyros haͤtte/ als ein Granat-Apffel Koͤrner/ ſtunde ihm doch nicht zu rathen/ aller hohen Handlungen ſich gaͤntzlich zu aͤuſſern. Dafern aber dieſes darbey gar nicht in Acht genommen/ Gluͤckſeelig aber iſt der Fuͤrſt/ der ſolche Ordnung halten ren A a a
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Romans II. Buch.
Natur deſto mehrers Contentement zu geben/ zuweiten dem
Hetzen etwas zu viel nachhaͤngen/ da nur unterdeſſen die Re-
gierung mit redlichen/ und an Aufrichtigkeit bewaͤhrten Maͤn-
nern/ beſtellet wird; Und doch gleichwol auch zu gewiſſer Zeit
ein ſolcher Herꝛ einen Blick zu ernſtlichen Sachen gibt. Dann/
ob zwar ein weiſer und geſchickter Cantzler und getreue geheime
Raͤthe nicht mit Geld zu bezahlen/ und gar ſtarcke Saͤulen all-
gemeiner Wolfahrt ſind/ ſo macht ſie dannoch deß Koͤnigs Auge
immer zu geſchickter und hurtiger/ und bekraͤfftiget ſie in ihren
gerechten Handlungen. Was Fuͤrtrefflich iſt/ wird noch fuͤr-
trefflicher/ wann es ein hohes Lob antrifft/ und iſt deß Fuͤrſten
Gegenwart der liebliche Sonnen-Strahl/ welcher die Blumen
der Tugenden bey ſeinen Beamteten aufſchleuſſt/ und zum Ge-
ruch-ſtreuen erwecket. Ja/ ob gleich der Printz/ nach dem
Wunſch Koͤnigs Alphonſi von Arragonien/ ſo viel Zopyros
haͤtte/ als ein Granat-Apffel Koͤrner/ ſtunde ihm doch nicht zu
rathen/ aller hohen Handlungen ſich gaͤntzlich zu aͤuſſern.
Dafern aber dieſes darbey gar nicht in Acht genommen/
die Sorge deß Regiments nicht auf zuverlaͤſſige Raͤthe/ ſondern
an einen Nagel oder Jaͤger-Spieß gehenckt/ und ohn alle Maaß
und Weiſe der Jagd nachgetrachtet wird/ kan ich es nicht loben.
Viel weniger/ wann die Unterthanen dardurch in Grund ver-
dervet werden; Als wie Cambdenus vom Koͤnig Normanno
in Engelland ſchreibet/ daß er einen Umkraͤyß von 30. Meilen
zum Hetzen bereiten laſſen/ und daruͤber viel Staͤdte/ Fiecken/
Doͤrffer und Kirchen geruiniret/ und die armen Einwohner
verjaget hat. Daher ihm dann auch/ auß Goͤttlicher Straffe/
in eben demſelbigen Jagd-Gehoͤltze ſein Sohn Richard mit ei-
nem Pfeil unverſehens erſchoſſen/ und der andere Sohn Rufus
die Peſtilentz darinnen bekommen/ daran er auch ſterben muͤſſen.
Jngleichem ſoll man ſonſt nicht zu uͤbermaͤſſig viel Geld auf das
Jagen ſpendiren/ wie der Tuͤrckiſche Sultan Amurathes I. ge-
than/ welcher in die 40000. Hunde gehalten/ deren Jeder ein
guͤldenes oder ſilbernes Halß-Band getragen. Auſſer ſolcher
Verſchwendung muß man Fuͤrſten und Herren ihre Luſt goͤn-
nen/ geſtaltſam ſie vielmahls/ auch wol auf der Jagd/ hey meh-
rer Einſamkeit einer und andern Staats-Sachen beſſer nach-
dencken.
Gluͤckſeelig aber iſt der Fuͤrſt/ der ſolche Ordnung halten
kan/ wie Kaͤyſer Ferdinand der Erſte/ nach Busbeckii Meldung/
gethan/ und waͤre zu wuͤnſchen/ da es die unterſchiedliche Ratu-
ren
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