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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans II. Buch.
bald in die vorige Barbarey der alten Heydnischen
Teutschen/ Gaulen/ Longobarden/ &c. wieder verfal-
len würden. Jch sage billich mit Conr. Rittershusio,
in Praefat. Comment. ad libr. 1. Salviani:
Was ist eine
Academie anders/ als eine Burg der Weißheit/ ein
Tempel der Warheit/ eine Schatz-Kammer der Wis-
senschafften/ ein Handels-Ort aller freyen Künsten/
eine Schul der Weißheit und Sittsamkeit/ eine
Werckstätte der Freundschafft und Löbl. Tugenden/
ein Zeug-Hauß Bürgerlicher Werckzeugen/ ein Pa-
radiß höchst-verwunderlicher Lustbarkeiten deß Ge-
müths/ ein Brunnen aller Glückseeligkeit/ das Ende
und gleichsam die Morgenröthe/ welche uns eine all-
gemeine Glückseeligkeit verkündiget?

Der Edelmann hatte bißhero sehr genau zuge-
höret/ anjetzo aber sprach er: Weil ich vernehme/ daß
meinem Herrn das Academische Wesen ziemlich be-
kandt ist/ so möchte ich wol wissen/ welcher Gestalt die
Academien guberniret werden? Die Academien/ ant-
wortete der Schweitzer/ sind gleichsam eine sonder-
bare wol-bestellete Regierung/ und bestehen fürnem-
lich in Personen und Dingen: (Personis & Rebus:)
Die Personen sind Hohe und Niedrige/ Jene sind
der Cantzler/ die Erhalter der Academischen Privile-
gi
en/ die Rectores, die Professores, und die Studenten.
Die geringere Personen sind: Der Pedell, die Stu-
denten-Botten/ oder Jungen/ die Buch-Händler/
Buchdrucker/ und andere. Ein Academischer Cantz-
ler ist gemeiniglich ein Bischoff/ wie dann der Bischoff
zu Merseburg bey der Academie Leipzig/ und der zu
Camin bey der Academie zu Grypswald solches Amt
verwaltet. Jedoch stehen auch wol andere Geistliche
dieser Würde vor. Ja bey etlichen Academien sind
die Cantzler wol gar Leyen/ als zu Altorff und Straß-

burg.

Romans II. Buch.
bald in die vorige Barbarey der alten Heydniſchen
Teutſchen/ Gaulen/ Longobarden/ &c. wieder verfal-
len wuͤrden. Jch ſage billich mit Conr. Rittershuſio,
in Præfat. Comment. ad libr. 1. Salviani:
Was iſt eine
Academie anders/ als eine Burg der Weißheit/ ein
Tempel der Warheit/ eine Schatz-Kammer der Wiſ-
ſenſchafften/ ein Handels-Ort aller freyen Kuͤnſten/
eine Schul der Weißheit und Sittſamkeit/ eine
Werckſtaͤtte der Freundſchafft und Loͤbl. Tugenden/
ein Zeug-Hauß Buͤrgerlicher Werckzeugen/ ein Pa-
radiß hoͤchſt-verwunderlicher Luſtbarkeiten deß Ge-
muͤths/ ein Brunnen aller Gluͤckſeeligkeit/ das Ende
und gleichſam die Morgenroͤthe/ welche uns eine all-
gemeine Gluͤckſeeligkeit verkuͤndiget?

Der Edelmann hatte bißhero ſehr genau zuge-
hoͤret/ anjetzo aber ſprach er: Weil ich vernehme/ daß
meinem Herꝛn das Academiſche Weſen ziemlich be-
kandt iſt/ ſo moͤchte ich wol wiſſen/ welcher Geſtalt die
Academien guberniret werden? Die Academien/ ant-
wortete der Schweitzer/ ſind gleichſam eine ſonder-
bare wol-beſtellete Regierung/ und beſtehen fuͤrnem-
lich in Perſonen und Dingen: (Perſonis & Rebus:)
Die Perſonen ſind Hohe und Niedrige/ Jene ſind
der Cantzler/ die Erhalter der Academiſchen Privile-
gi
en/ die Rectores, die Profeſſores, und die Studenten.
Die geringere Perſonen ſind: Der Pedell, die Stu-
denten-Botten/ oder Jungen/ die Buch-Haͤndler/
Buchdrucker/ und andere. Ein Academiſcher Cantz-
ler iſt gemeiniglich ein Biſchoff/ wie dann der Biſchoff
zu Merſeburg bey der Academie Leipzig/ und der zu
Camin bey der Academie zu Grypswald ſolches Amt
verwaltet. Jedoch ſtehen auch wol andere Geiſtliche
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die Cantzler wol gar Leyen/ als zu Altorff und Straß-

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[827/0847] Romans II. Buch. bald in die vorige Barbarey der alten Heydniſchen Teutſchen/ Gaulen/ Longobarden/ &c. wieder verfal- len wuͤrden. Jch ſage billich mit Conr. Rittershuſio, in Præfat. Comment. ad libr. 1. Salviani: Was iſt eine Academie anders/ als eine Burg der Weißheit/ ein Tempel der Warheit/ eine Schatz-Kammer der Wiſ- ſenſchafften/ ein Handels-Ort aller freyen Kuͤnſten/ eine Schul der Weißheit und Sittſamkeit/ eine Werckſtaͤtte der Freundſchafft und Loͤbl. Tugenden/ ein Zeug-Hauß Buͤrgerlicher Werckzeugen/ ein Pa- radiß hoͤchſt-verwunderlicher Luſtbarkeiten deß Ge- muͤths/ ein Brunnen aller Gluͤckſeeligkeit/ das Ende und gleichſam die Morgenroͤthe/ welche uns eine all- gemeine Gluͤckſeeligkeit verkuͤndiget? Der Edelmann hatte bißhero ſehr genau zuge- hoͤret/ anjetzo aber ſprach er: Weil ich vernehme/ daß meinem Herꝛn das Academiſche Weſen ziemlich be- kandt iſt/ ſo moͤchte ich wol wiſſen/ welcher Geſtalt die Academien guberniret werden? Die Academien/ ant- wortete der Schweitzer/ ſind gleichſam eine ſonder- bare wol-beſtellete Regierung/ und beſtehen fuͤrnem- lich in Perſonen und Dingen: (Perſonis & Rebus:) Die Perſonen ſind Hohe und Niedrige/ Jene ſind der Cantzler/ die Erhalter der Academiſchen Privile- gien/ die Rectores, die Profeſſores, und die Studenten. Die geringere Perſonen ſind: Der Pedell, die Stu- denten-Botten/ oder Jungen/ die Buch-Haͤndler/ Buchdrucker/ und andere. Ein Academiſcher Cantz- ler iſt gemeiniglich ein Biſchoff/ wie dann der Biſchoff zu Merſeburg bey der Academie Leipzig/ und der zu Camin bey der Academie zu Grypswald ſolches Amt verwaltet. Jedoch ſtehen auch wol andere Geiſtliche dieſer Wuͤrde vor. Ja bey etlichen Academien ſind die Cantzler wol gar Leyen/ als zu Altorff und Straß- burg.

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 827. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/847>, abgerufen am 22.11.2024.