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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
Dahero wollen einige/ daß der/ welcher den Herrn
Rectorem beleydiget/ den Kopffverlohren habe. Was
für schöne Vorrechten und grosses Ansehen der Rector
zu Löven habe/ kan bey Guicuardino in Descript. Belg.
und der zu Pariß/ solches kan bey Belleforest. in Hist.
Univers. de Mund. libr. 3. cap. 44. p. 235.
gelesen wer-
den. Der Rector zu Padua träget einen Habit, wie
ein Venetianischer Raths-Herr/ Ja/ wann er wil/
mag er einen güldenen Rock tragen/ und wann er sei-
ne Zeit verwaltet/ machet man ihn zum Doctor, und
durch eine übersandte güldene Ketten wird er zum
Ritter von St. Marco creiret. Contarenus de Republ.
Venetar.

Der Rector auf der Universität Bologne hat
die Macht/ einen vom Bann zu absolviren. Math.
Stephan. d. Tr. c. 11. n. 18.
Und der Rector zu Helm-
stadt ist allemahl/ so lange er diese Würde bekleidet/
ein Graf deß Lateranischen Pallasts/ deß Hofs und
Käyserl. Consistorii. Sagittar. de Com. Palat. Th. 13.
Lit. A.
Aber wir müssen von den Herren Studen-
ten selber nun auch etwas reden/ welche man also
nennet von Studere, Studiren/ oder um gute Wissen-
schafften bemühet seyn. Wann diese Pursch vor Jah-
ren zum ersten mahl auf Academien kamen/ wurden
sie deponiret/ und vorher hiessen sie Bacchanten/ man
pflegte damahlen auch wol kleine Kinder von 3. 4. biß
14. 16. etc. Jahren/ ehe sie die Academische Wissen-
schafften erreichet/ zu deponiren/ dann mit diesen gieng
man allemahl gelinder um/ als mit den erwachsenen
Bengeln. Etliche Academien wollen ihnen diesen
Gewinst/ der aber meist allein der Philosophischen Fa-
cult
ät anheim fället/ noch diese Stunde nicht fahren
lassen. So gar/ waß junge Studenten schon auf an-
dern Academien sich aufgehalten/ und hernach zu die-

sen

Deß Academiſchen
Dahero wollen einige/ daß der/ welcher den Herꝛn
Rectorem beleydiget/ den Kopffverlohren habe. Was
fuͤr ſchoͤne Vorrechten und groſſes Anſehen der Rector
zu Loͤven habe/ kan bey Guicuardino in Deſcript. Belg.
und der zu Pariß/ ſolches kan bey Belleforeſt. in Hiſt.
Univerſ. de Mund. libr. 3. cap. 44. p. 235.
geleſen wer-
den. Der Rector zu Padua traͤget einen Habit, wie
ein Venetianiſcher Raths-Herꝛ/ Ja/ wann er wil/
mag er einen guͤldenen Rock tragen/ und wann er ſei-
ne Zeit verwaltet/ machet man ihn zum Doctor, und
durch eine uͤberſandte guͤldene Ketten wird er zum
Ritter von St. Marco creiret. Contarenus de Republ.
Venetar.

Der Rector auf der Univerſitaͤt Bologne hat
die Macht/ einen vom Bann zu abſolviren. Math.
Stephan. d. Tr. c. 11. n. 18.
Und der Rector zu Helm-
ſtadt iſt allemahl/ ſo lange er dieſe Wuͤrde bekleidet/
ein Graf deß Lateraniſchen Pallaſts/ deß Hofs und
Kaͤyſerl. Conſiſtorii. Sagittar. de Com. Palat. Th. 13.
Lit. A.
Aber wir muͤſſen von den Herren Studen-
ten ſelber nun auch etwas reden/ welche man alſo
nennet von Studere, Studiren/ oder um gute Wiſſen-
ſchafften bemuͤhet ſeyn. Wann dieſe Purſch vor Jah-
ren zum erſten mahl auf Academien kamen/ wurden
ſie deponiret/ und vorher hieſſen ſie Bacchanten/ man
pflegte damahlen auch wol kleine Kinder von 3. 4. biß
14. 16. ꝛc. Jahren/ ehe ſie die Academiſche Wiſſen-
ſchafften erreichet/ zu deponiren/ dañ mit dieſen gieng
man allemahl gelinder um/ als mit den erwachſenen
Bengeln. Etliche Academien wollen ihnen dieſen
Gewinſt/ der aber meiſt allein der Philoſophiſchen Fa-
cult
aͤt anheim faͤllet/ noch dieſe Stunde nicht fahren
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dern Academien ſich aufgehalten/ und hernach zu die-

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[842/0862] Deß Academiſchen Dahero wollen einige/ daß der/ welcher den Herꝛn Rectorem beleydiget/ den Kopffverlohren habe. Was fuͤr ſchoͤne Vorrechten und groſſes Anſehen der Rector zu Loͤven habe/ kan bey Guicuardino in Deſcript. Belg. und der zu Pariß/ ſolches kan bey Belleforeſt. in Hiſt. Univerſ. de Mund. libr. 3. cap. 44. p. 235. geleſen wer- den. Der Rector zu Padua traͤget einen Habit, wie ein Venetianiſcher Raths-Herꝛ/ Ja/ wann er wil/ mag er einen guͤldenen Rock tragen/ und wann er ſei- ne Zeit verwaltet/ machet man ihn zum Doctor, und durch eine uͤberſandte guͤldene Ketten wird er zum Ritter von St. Marco creiret. Contarenus de Republ. Venetar. Der Rector auf der Univerſitaͤt Bologne hat die Macht/ einen vom Bann zu abſolviren. Math. Stephan. d. Tr. c. 11. n. 18. Und der Rector zu Helm- ſtadt iſt allemahl/ ſo lange er dieſe Wuͤrde bekleidet/ ein Graf deß Lateraniſchen Pallaſts/ deß Hofs und Kaͤyſerl. Conſiſtorii. Sagittar. de Com. Palat. Th. 13. Lit. A. Aber wir muͤſſen von den Herren Studen- ten ſelber nun auch etwas reden/ welche man alſo nennet von Studere, Studiren/ oder um gute Wiſſen- ſchafften bemuͤhet ſeyn. Wann dieſe Purſch vor Jah- ren zum erſten mahl auf Academien kamen/ wurden ſie deponiret/ und vorher hieſſen ſie Bacchanten/ man pflegte damahlen auch wol kleine Kinder von 3. 4. biß 14. 16. ꝛc. Jahren/ ehe ſie die Academiſche Wiſſen- ſchafften erreichet/ zu deponiren/ dañ mit dieſen gieng man allemahl gelinder um/ als mit den erwachſenen Bengeln. Etliche Academien wollen ihnen dieſen Gewinſt/ der aber meiſt allein der Philoſophiſchen Fa- cultaͤt anheim faͤllet/ noch dieſe Stunde nicht fahren laſſen. So gar/ waß junge Studenten ſchon auf an- dern Academien ſich aufgehalten/ und hernach zu die- ſen

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 842. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/862>, abgerufen am 22.11.2024.