Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite

Romans I. Buch.
und Physici mehr/ von Jahren zu Jahren/ nach Gele-
genheit der Zeit/ erheischender Occasion, und Befin-
dung eigener Baarschafft/ oder Liberalität von hoher
Obrigkeit/ und Mildreich-gesinnten tapffern Män-
nern/ mit allem Ernst dahin gestrebet/ mancherley
Sinnreich- und herrliche Speculationes mit würck-
lichen Demonstrationibus zu beleuchten/ die hochwich-
tige/ und zwar vor Alters schon gut gemeynete/ aber
von etlichen Nachkömmlingen hernach fast übel-auf-
genommene/ oder zum wenigsten etwas schläfferig-
getriebene Philosophiam Corpuscularem, durch Be-
hülff gnugsamer Observationum in Chymicis, in Mi-
croscopia, in Pnevmaticis, Hydraulicis, Mechanicis,
Pyrotechnicis
und Technicis aliis, wiederum hervor
zu suchen/ den hellen Tag der warhafftigen Beschaf-
fenheit der Dinge in der Natur/ durch die von GOtt
uns hierzu gemachte 5. Fenster der äusserlichen Sin-
nen/ vor den unpartheylichen Richter-Stuhl gesun-
der Vernunfft/ ohne Sclavisches Ansehen der Per-
sonen derer/ die mit blossen Opinionen/ Praejudiciis
und Menschlicher Authorität fechten/ zu stellen/ in
Mathematicis, und aller anderer Polymathia, weder
Kosten noch Mühe zu schonen/ und in Summa, alle
Menschliche Welt-Weißheit um und an/ wie solche
den Namen haben mag/ gleichsam als auf 2. Cry-
stalline/ mit Gold umfassete Wagschalen (reiffen
Nachdenckens/ und gnugsamer Observation,) abge-
wogen/ in ein solch Modell zu giessen/ so mit dem
holdseeligen Namen deß Studii, oder Philosophiae
Experimentalis,
bemercket/ dem kräncklichen Ansehen
voriger Zeiten kräfftigen Trotz bieten/ oder auch in
gewissen Fällen eine gelind- und erträgliche Conci-
liation
abstatten könne. Und benamentlich verdie-
nen deßfalls einen sehr grossen Ruhm die Herren Ex-

peri-

Romans I. Buch.
und Phyſici mehr/ von Jahren zu Jahren/ nach Gele-
genheit der Zeit/ erheiſchender Occaſion, und Befin-
dung eigener Baarſchafft/ oder Liberalitaͤt von hoher
Obrigkeit/ und Mildreich-geſinnten tapffern Maͤn-
nern/ mit allem Ernſt dahin geſtrebet/ mancherley
Sinnreich- und herꝛliche Speculationes mit wuͤrck-
lichen Demonſtrationibus zu beleuchten/ die hochwich-
tige/ und zwar vor Alters ſchon gut gemeynete/ aber
von etlichen Nachkoͤmmlingen hernach faſt uͤbel-auf-
genommene/ oder zum wenigſten etwas ſchlaͤfferig-
getriebene Philoſophiam Corpuſcularem, durch Be-
huͤlff gnugſamer Obſervationum in Chymicis, in Mi-
croſcopiâ, in Pnevmaticis, Hydraulicis, Mechanicis,
Pyrotechnicis
und Technicis aliis, wiederum hervor
zu ſuchen/ den hellen Tag der warhafftigen Beſchaf-
fenheit der Dinge in der Natur/ durch die von GOtt
uns hierzu gemachte 5. Fenſter der aͤuſſerlichen Sin-
nen/ vor den unpartheylichen Richter-Stuhl geſun-
der Vernunfft/ ohne Sclaviſches Anſehen der Per-
ſonen derer/ die mit bloſſen Opinionen/ Præjudiciis
und Menſchlicher Authoritaͤt fechten/ zu ſtellen/ in
Mathematicis, und aller anderer Polymathiâ, weder
Koſten noch Muͤhe zu ſchonen/ und in Summâ, alle
Menſchliche Welt-Weißheit um und an/ wie ſolche
den Namen haben mag/ gleichſam als auf 2. Cry-
ſtalline/ mit Gold umfaſſete Wagſchalen (reiffen
Nachdenckens/ und gnugſamer Obſervation,) abge-
wogen/ in ein ſolch Modell zu gieſſen/ ſo mit dem
holdſeeligen Namen deß Studii, oder Philoſophiæ
Experimentalis,
bemercket/ dem kraͤncklichen Anſehen
voriger Zeiten kraͤfftigen Trotz bieten/ oder auch in
gewiſſen Faͤllen eine gelind- und ertraͤgliche Conci-
liation
abſtatten koͤnne. Und benamentlich verdie-
nen deßfalls einen ſehr groſſen Ruhm die Herren Ex-

peri-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0087" n="77"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Romans <hi rendition="#aq">I.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
und <hi rendition="#aq">Phy&#x017F;ici</hi> mehr/ von Jahren zu Jahren/ nach Gele-<lb/>
genheit der Zeit/ erhei&#x017F;chender <hi rendition="#aq">Occa&#x017F;ion,</hi> und Befin-<lb/>
dung eigener Baar&#x017F;chafft/ oder <hi rendition="#aq">Liberalit</hi>a&#x0364;t von hoher<lb/>
Obrigkeit/ und Mildreich-ge&#x017F;innten tapffern Ma&#x0364;n-<lb/>
nern/ mit allem Ern&#x017F;t dahin ge&#x017F;trebet/ mancherley<lb/>
Sinnreich- und her&#xA75B;liche <hi rendition="#aq">Speculationes</hi> mit wu&#x0364;rck-<lb/>
lichen <hi rendition="#aq">Demon&#x017F;trationibus</hi> zu beleuchten/ die hochwich-<lb/>
tige/ und zwar vor Alters &#x017F;chon gut gemeynete/ aber<lb/>
von etlichen Nachko&#x0364;mmlingen hernach fa&#x017F;t u&#x0364;bel-auf-<lb/>
genommene/ oder zum wenig&#x017F;ten etwas &#x017F;chla&#x0364;fferig-<lb/>
getriebene <hi rendition="#aq">Philo&#x017F;ophiam Corpu&#x017F;cularem,</hi> durch Be-<lb/>
hu&#x0364;lff gnug&#x017F;amer <hi rendition="#aq">Ob&#x017F;ervationum in Chymicis, in Mi-<lb/>
cro&#x017F;copiâ, in Pnevmaticis, Hydraulicis, Mechanicis,<lb/>
Pyrotechnicis</hi> und <hi rendition="#aq">Technicis aliis,</hi> wiederum hervor<lb/>
zu &#x017F;uchen/ den hellen Tag der warhafftigen Be&#x017F;chaf-<lb/>
fenheit der Dinge in der Natur/ durch die von GOtt<lb/>
uns hierzu gemachte 5. Fen&#x017F;ter der a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlichen Sin-<lb/>
nen/ vor den unpartheylichen Richter-Stuhl ge&#x017F;un-<lb/>
der Vernunfft/ ohne Sclavi&#x017F;ches An&#x017F;ehen der Per-<lb/>
&#x017F;onen derer/ die mit blo&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">Opinion</hi>en/ <hi rendition="#aq">Præjudiciis</hi><lb/>
und Men&#x017F;chlicher <hi rendition="#aq">Authorit</hi>a&#x0364;t fechten/ zu &#x017F;tellen/ in<lb/><hi rendition="#aq">Mathematicis,</hi> und aller anderer <hi rendition="#aq">Polymathiâ,</hi> weder<lb/>
Ko&#x017F;ten noch Mu&#x0364;he zu &#x017F;chonen/ und <hi rendition="#aq">in Summâ,</hi> alle<lb/>
Men&#x017F;chliche Welt-Weißheit um und an/ wie &#x017F;olche<lb/>
den Namen haben mag/ gleich&#x017F;am als auf 2. Cry-<lb/>
&#x017F;talline/ mit Gold umfa&#x017F;&#x017F;ete Wag&#x017F;chalen (reiffen<lb/>
Nachdenckens/ und gnug&#x017F;amer <hi rendition="#aq">Ob&#x017F;ervation,</hi>) abge-<lb/>
wogen/ in ein &#x017F;olch <hi rendition="#aq">Modell</hi> zu gie&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;o mit dem<lb/>
hold&#x017F;eeligen Namen deß <hi rendition="#aq">Studii,</hi> oder <hi rendition="#aq">Philo&#x017F;ophiæ<lb/>
Experimentalis,</hi> bemercket/ dem kra&#x0364;ncklichen An&#x017F;ehen<lb/>
voriger Zeiten kra&#x0364;fftigen Trotz bieten/ oder auch in<lb/>
gewi&#x017F;&#x017F;en Fa&#x0364;llen eine gelind- und ertra&#x0364;gliche <hi rendition="#aq">Conci-<lb/>
liation</hi> ab&#x017F;tatten ko&#x0364;nne. Und benamentlich verdie-<lb/>
nen deßfalls einen &#x017F;ehr gro&#x017F;&#x017F;en Ruhm die Herren <hi rendition="#aq">Ex-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">peri-</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[77/0087] Romans I. Buch. und Phyſici mehr/ von Jahren zu Jahren/ nach Gele- genheit der Zeit/ erheiſchender Occaſion, und Befin- dung eigener Baarſchafft/ oder Liberalitaͤt von hoher Obrigkeit/ und Mildreich-geſinnten tapffern Maͤn- nern/ mit allem Ernſt dahin geſtrebet/ mancherley Sinnreich- und herꝛliche Speculationes mit wuͤrck- lichen Demonſtrationibus zu beleuchten/ die hochwich- tige/ und zwar vor Alters ſchon gut gemeynete/ aber von etlichen Nachkoͤmmlingen hernach faſt uͤbel-auf- genommene/ oder zum wenigſten etwas ſchlaͤfferig- getriebene Philoſophiam Corpuſcularem, durch Be- huͤlff gnugſamer Obſervationum in Chymicis, in Mi- croſcopiâ, in Pnevmaticis, Hydraulicis, Mechanicis, Pyrotechnicis und Technicis aliis, wiederum hervor zu ſuchen/ den hellen Tag der warhafftigen Beſchaf- fenheit der Dinge in der Natur/ durch die von GOtt uns hierzu gemachte 5. Fenſter der aͤuſſerlichen Sin- nen/ vor den unpartheylichen Richter-Stuhl geſun- der Vernunfft/ ohne Sclaviſches Anſehen der Per- ſonen derer/ die mit bloſſen Opinionen/ Præjudiciis und Menſchlicher Authoritaͤt fechten/ zu ſtellen/ in Mathematicis, und aller anderer Polymathiâ, weder Koſten noch Muͤhe zu ſchonen/ und in Summâ, alle Menſchliche Welt-Weißheit um und an/ wie ſolche den Namen haben mag/ gleichſam als auf 2. Cry- ſtalline/ mit Gold umfaſſete Wagſchalen (reiffen Nachdenckens/ und gnugſamer Obſervation,) abge- wogen/ in ein ſolch Modell zu gieſſen/ ſo mit dem holdſeeligen Namen deß Studii, oder Philoſophiæ Experimentalis, bemercket/ dem kraͤncklichen Anſehen voriger Zeiten kraͤfftigen Trotz bieten/ oder auch in gewiſſen Faͤllen eine gelind- und ertraͤgliche Conci- liation abſtatten koͤnne. Und benamentlich verdie- nen deßfalls einen ſehr groſſen Ruhm die Herren Ex- peri-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/87
Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/87>, abgerufen am 21.11.2024.