Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.Deß Academischen An einem Studenten/ damit wir wieder auf unsere Mate- Ferrea mens, podex sit plumbeus, aurea pera, So bald nun die Studenten eine Academie erreichet/ müssen sie Einschrei-
Deß Academiſchen An einem Studenten/ damit wir wieder auf unſere Mate- Ferrea mens, podex ſit plumbeus, aurea pera, So bald nun die Studenten eine Academie erreichet/ muͤſſen ſie Einſchrei-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0880" n="860"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Deß <hi rendition="#aq">Academi</hi>ſchen</hi> </fw><lb/> <p>An einem Studenten/ damit wir wieder auf unſere <hi rendition="#aq">Mate-<lb/> rie</hi> kommen/ wird erfordert/ daß er jung ſey/ dann ſolcher Geſtalt<lb/> iſt am geſchickteſten/ etwas zu lernen/ dahero ſagte <hi rendition="#aq">Bartolus</hi> zu<lb/><hi rendition="#aq">Balde</hi> von <hi rendition="#aq">Perugia,</hi> der im 40. Jahr ſeines Alters allererſt ein<lb/><hi rendition="#aq">Juriſt</hi> werden wolte: <hi rendition="#aq">Tardè veniſti Balde!</hi> Mein <hi rendition="#aq">Balde,</hi> du biſt<lb/> ziemlich ſpaͤt kom̃en! Aber er iſt doch noch ein guter <hi rendition="#aq">Juriſt</hi> wor-<lb/> den. Jn ſolchem Alter haben auch <hi rendition="#aq">Acurſius</hi> und <hi rendition="#aq">Fr. Aretinus</hi><lb/> die <hi rendition="#aq">Jura</hi> zu <hi rendition="#aq">ſtudi</hi>ren angefangen. Daß aber etliche den Studen-<lb/> ten/ wann ſie 25. Jahr alt worden/ ihre <hi rendition="#aq">Privilegia</hi> entziehen wol-<lb/> len/ als wann ſie hernach nicht weiter zunehmen koͤnten/ das iſt<lb/> ſehr hart/ jener <hi rendition="#aq">Juris-Conſultus</hi> ſagt ja/ <hi rendition="#aq">l. 20. ff. de Fideicom̃iſſ.<lb/> Libert. Etiamſi alterum pedem in tumulo haberem, non pige-<lb/> ret aliquid addiſcere.</hi> Wann ich den einen Fuß ſchon im Grab<lb/> haͤtte/ wuͤrde mich doch nicht ſchaͤmen/ noch etwas zu lernen.<lb/> Es wird auch bey einem Studenten erfordert/ daß er zu den<lb/> Wiſſenſchafften eine Begierde habe. <hi rendition="#aq">Nicolaus Reuſnerus</hi> erfo-<lb/> dert bey einem Menſchen/ der <hi rendition="#aq">ſtudi</hi>ren wil/ in nachfolgenden<lb/> Verſen dieſe Stuͤcke:</p><lb/> <cit> <quote> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq">Ferrea mens, podex ſit plumbeus, aurea pera,<lb/> Juris-Conſultus ſic potes eſſe bonus.</hi> </hi> </quote> </cit><lb/> <p>So bald nun die Studenten eine <hi rendition="#aq">Academie</hi> erreichet/ muͤſſen ſie<lb/> von dem <hi rendition="#aq">Rectore</hi> begehren/ eingeſchrieben zu werden/ und das<lb/> zwar innerhalb gewiſſen Tagen/ dann wer zu Gieſſen ſich in<lb/> 9. Tagen nicht einſchreiben laͤſſet/ der wird vom <hi rendition="#aq">Magnifico</hi> ge-<lb/> ſtrafft. Und alſo wird es auch zu Roſtock gehalten. Aber zu<lb/> Jena iſt eine kuͤrtzere Zeit beſtimmet/ dann <hi rendition="#aq">Libr. Privil. Con-<lb/> ſtit. & Statut. Acad. Jenenſ p.</hi> 5. lieſet man dieſe Worte: So<lb/> wollen wir/ daß kein fremder Student uͤber 3. Tage in unſerer<lb/> Stadt Jena gedultet werden ſolle/ der ſeinen Namen nicht bey<lb/> dem <hi rendition="#aq">Rectore</hi> angegeben/ und <hi rendition="#aq">in Matriculam,</hi> ſo darzu verord-<lb/> net/ hat ſchreiben laſſen. Zu <hi rendition="#aq">Orleans</hi> in Franckreich muß ein<lb/> Teutſcher innerhalb 3. Wochen nach ſeiner Ankunfft ſeinen Na-<lb/> men in das Buch ſeiner <hi rendition="#aq">Nation</hi> einzeichnen laſſen. Wann er<lb/> ſich aber hartnaͤckig widerſetzet/ kan er von dem Stadt-<hi rendition="#aq">Bailliu</hi><lb/> gezwungen werden. Zu <hi rendition="#aq">Padua</hi> ſchreiben ſich die Studenten<lb/> auch nicht in deß <hi rendition="#aq">Rectoris,</hi> ſondern in der <hi rendition="#aq">Nation Matricul,</hi> und<lb/> darinn werden ſo wol die Hoch-als Nieder-Teutſchen ange-<lb/> nommen/ wie auch die Daͤhnen/ Schweden/ Preuſſen/ Liefflaͤn-<lb/> der/ Boͤhmen/ Ungarn/ Siebenbuͤrger/ Maͤhrer/ Schweitzer<lb/> und Graubuͤndter. Die Trienter aber/ und andere nach Jta-<lb/> tien hinzu/ moͤgen nicht darein aufgenommen werden. Bey der<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Einſchrei-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [860/0880]
Deß Academiſchen
An einem Studenten/ damit wir wieder auf unſere Mate-
rie kommen/ wird erfordert/ daß er jung ſey/ dann ſolcher Geſtalt
iſt am geſchickteſten/ etwas zu lernen/ dahero ſagte Bartolus zu
Balde von Perugia, der im 40. Jahr ſeines Alters allererſt ein
Juriſt werden wolte: Tardè veniſti Balde! Mein Balde, du biſt
ziemlich ſpaͤt kom̃en! Aber er iſt doch noch ein guter Juriſt wor-
den. Jn ſolchem Alter haben auch Acurſius und Fr. Aretinus
die Jura zu ſtudiren angefangen. Daß aber etliche den Studen-
ten/ wann ſie 25. Jahr alt worden/ ihre Privilegia entziehen wol-
len/ als wann ſie hernach nicht weiter zunehmen koͤnten/ das iſt
ſehr hart/ jener Juris-Conſultus ſagt ja/ l. 20. ff. de Fideicom̃iſſ.
Libert. Etiamſi alterum pedem in tumulo haberem, non pige-
ret aliquid addiſcere. Wann ich den einen Fuß ſchon im Grab
haͤtte/ wuͤrde mich doch nicht ſchaͤmen/ noch etwas zu lernen.
Es wird auch bey einem Studenten erfordert/ daß er zu den
Wiſſenſchafften eine Begierde habe. Nicolaus Reuſnerus erfo-
dert bey einem Menſchen/ der ſtudiren wil/ in nachfolgenden
Verſen dieſe Stuͤcke:
Ferrea mens, podex ſit plumbeus, aurea pera,
Juris-Conſultus ſic potes eſſe bonus.
So bald nun die Studenten eine Academie erreichet/ muͤſſen ſie
von dem Rectore begehren/ eingeſchrieben zu werden/ und das
zwar innerhalb gewiſſen Tagen/ dann wer zu Gieſſen ſich in
9. Tagen nicht einſchreiben laͤſſet/ der wird vom Magnifico ge-
ſtrafft. Und alſo wird es auch zu Roſtock gehalten. Aber zu
Jena iſt eine kuͤrtzere Zeit beſtimmet/ dann Libr. Privil. Con-
ſtit. & Statut. Acad. Jenenſ p. 5. lieſet man dieſe Worte: So
wollen wir/ daß kein fremder Student uͤber 3. Tage in unſerer
Stadt Jena gedultet werden ſolle/ der ſeinen Namen nicht bey
dem Rectore angegeben/ und in Matriculam, ſo darzu verord-
net/ hat ſchreiben laſſen. Zu Orleans in Franckreich muß ein
Teutſcher innerhalb 3. Wochen nach ſeiner Ankunfft ſeinen Na-
men in das Buch ſeiner Nation einzeichnen laſſen. Wann er
ſich aber hartnaͤckig widerſetzet/ kan er von dem Stadt-Bailliu
gezwungen werden. Zu Padua ſchreiben ſich die Studenten
auch nicht in deß Rectoris, ſondern in der Nation Matricul, und
darinn werden ſo wol die Hoch-als Nieder-Teutſchen ange-
nommen/ wie auch die Daͤhnen/ Schweden/ Preuſſen/ Liefflaͤn-
der/ Boͤhmen/ Ungarn/ Siebenbuͤrger/ Maͤhrer/ Schweitzer
und Graubuͤndter. Die Trienter aber/ und andere nach Jta-
tien hinzu/ moͤgen nicht darein aufgenommen werden. Bey der
Einſchrei-
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