Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.Deß Academischen Hosen von dir forderte/ und siehe/ nun kommt mirdieser gute Unflath eben recht. Uber das wissen wir ja/ daß du diesen Unflath nimmer hast aufgenommen/ wie bist du dann jetzo so curieus darauf? Was ich ge- funden habe/ kanst du mit Recht nicht fordern/ dann es ist etwas/ das Niemand zugehörete/ und also dem Finder bleibet/ und mittelst deines Pferds kanst du auch kein Besitzer desselden genennet werden/ dann wer pfleget das Geld durch ein Roß zu besitzen? Das Geld muß einem andern Menschen zugehöret haben/ und wer weiß/ wie es in deß Pferdes Magen gekom- men? Hätte aber das Roß die Tugend/ daß es mehr- mahlen Geld außwürffe/ so wolte ich sagen/ es zeuge die Müntze im Leibe/ und alsdann köntest du mit Recht dieselbe fordern. Wie also der Fuhrmann sahe/ daß er an dem närrischen Menschen nichts ge- winnen kunte/ da schwieg er still/ und fuhr wieder fort. Auf den Abend kamen sie in einen Flecken/ und da sie vor der Herberge absteigen wolten/ warff das vorige Pferd abermahl hinten auß. Weil aber so wol Troll als der Fuhrmann stäts ein Aug auf den Hintern deß Rosses hatten/ wurden sie dessen bald gewahr/ und wie sie beyderseits im Koth etwas gläntzen sahen/ sprungen sie behende herzu/ und war ein Jeder be- mühet/ denselben aufzufangen/ worüber sie Beyde nichts darvon bekamen/ sondern Cavina ließ den Hauß-Wirth kommen/ und denselben auflesen/ da man dann abermahl 7. oder 8. Stücke Geldes darinn fand. Es ward darauf alsobald im Flecken ruchbar/ daß ein Fuhrmann mit einem Pferd angekommen/ welches Geld von hinten außwürffe/ und also kamen viel Leute/ dieses seltzame Wunder-Pferd zu sehen. Sie fragten den Fuhrmann/ ob das Pferd diese Kunst lange Zeit getrieben hätte? Er aber sprach: Jch
Deß Academiſchen Hoſen von dir forderte/ und ſiehe/ nun kommt mirdieſer gute Unflath eben recht. Uber das wiſſen wir ja/ daß du dieſen Unflath nimmer haſt aufgenommen/ wie biſt du dann jetzo ſo curieus darauf? Was ich ge- funden habe/ kanſt du mit Recht nicht fordern/ dann es iſt etwas/ das Niemand zugehoͤrete/ und alſo dem Finder bleibet/ und mittelſt deines Pferds kanſt du auch kein Beſitzer deſſelden genennet werden/ dann wer pfleget das Geld durch ein Roß zu beſitzen? Das Geld muß einem andern Menſchen zugehoͤret haben/ und wer weiß/ wie es in deß Pferdes Magen gekom- men? Haͤtte aber das Roß die Tugend/ daß es mehr- mahlen Geld außwuͤrffe/ ſo wolte ich ſagen/ es zeuge die Muͤntze im Leibe/ und alsdann koͤnteſt du mit Recht dieſelbe fordern. Wie alſo der Fuhrmann ſahe/ daß er an dem naͤrriſchen Menſchen nichts ge- winnen kunte/ da ſchwieg er ſtill/ und fuhr wieder fort. Auf den Abend kamen ſie in einen Flecken/ und da ſie vor der Herberge abſteigen wolten/ warff das vorige Pferd abermahl hinten auß. Weil aber ſo wol Troll als der Fuhrmann ſtaͤts ein Aug auf den Hintern deß Roſſes hatten/ wurden ſie deſſen bald gewahr/ und wie ſie beyderſeits im Koth etwas glaͤntzen ſahen/ ſprungen ſie behende herzu/ und war ein Jeder be- muͤhet/ denſelben aufzufangen/ woruͤber ſie Beyde nichts darvon bekamen/ ſondern Cavina ließ den Hauß-Wirth kommen/ und denſelben aufleſen/ da man dann abermahl 7. oder 8. Stuͤcke Geldes darinn fand. Es ward darauf alſobald im Flecken ruchbar/ daß ein Fuhrmann mit einem Pferd angekommen/ welches Geld von hinten außwuͤrffe/ und alſo kamen viel Leute/ dieſes ſeltzame Wunder-Pferd zu ſehen. Sie fragten den Fuhrmann/ ob das Pferd dieſe Kunſt lange Zeit getrieben haͤtte? Er aber ſprach: Jch
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0926" n="906"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Deß <hi rendition="#aq">Academi</hi>ſchen</hi></fw><lb/> Hoſen von dir forderte/ und ſiehe/ nun kommt mir<lb/> dieſer gute Unflath eben recht. Uber das wiſſen wir ja/<lb/> daß du dieſen Unflath nimmer haſt aufgenommen/<lb/> wie biſt du dann jetzo ſo <hi rendition="#aq">curieus</hi> darauf? Was ich ge-<lb/> funden habe/ kanſt du mit Recht nicht fordern/ dann<lb/> es iſt etwas/ das Niemand zugehoͤrete/ und alſo dem<lb/> Finder bleibet/ und mittelſt deines Pferds kanſt du<lb/> auch kein Beſitzer deſſelden genennet werden/ dann<lb/> wer pfleget das Geld durch ein Roß zu beſitzen? Das<lb/> Geld muß einem andern Menſchen zugehoͤret haben/<lb/> und wer weiß/ wie es in deß Pferdes Magen gekom-<lb/> men? Haͤtte aber das Roß die Tugend/ daß es mehr-<lb/> mahlen Geld außwuͤrffe/ ſo wolte ich ſagen/ es zeuge<lb/> die Muͤntze im Leibe/ und alsdann koͤnteſt du mit<lb/> Recht dieſelbe fordern. Wie alſo der Fuhrmann<lb/> ſahe/ daß er an dem naͤrriſchen Menſchen nichts ge-<lb/> winnen kunte/ da ſchwieg er ſtill/ und fuhr wieder fort.<lb/> Auf den Abend kamen ſie in einen Flecken/ und da ſie<lb/> vor der Herberge abſteigen wolten/ warff das vorige<lb/> Pferd abermahl hinten auß. Weil aber ſo wol Troll<lb/> als der Fuhrmann ſtaͤts ein Aug auf den Hintern<lb/> deß Roſſes hatten/ wurden ſie deſſen bald gewahr/<lb/> und wie ſie beyderſeits im Koth etwas glaͤntzen ſahen/<lb/> ſprungen ſie behende herzu/ und war ein Jeder be-<lb/> muͤhet/ denſelben aufzufangen/ woruͤber ſie Beyde<lb/> nichts darvon bekamen/ ſondern <hi rendition="#aq">Cavina</hi> ließ den<lb/> Hauß-Wirth kommen/ und denſelben aufleſen/ da<lb/> man dann abermahl 7. oder 8. Stuͤcke Geldes darinn<lb/> fand. Es ward darauf alſobald im Flecken ruchbar/<lb/> daß ein Fuhrmann mit einem Pferd angekommen/<lb/> welches Geld von hinten außwuͤrffe/ und alſo kamen<lb/> viel Leute/ dieſes ſeltzame Wunder-Pferd zu ſehen.<lb/> Sie fragten den Fuhrmann/ ob das Pferd dieſe<lb/> Kunſt lange Zeit getrieben haͤtte? Er aber ſprach:<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Jch</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [906/0926]
Deß Academiſchen
Hoſen von dir forderte/ und ſiehe/ nun kommt mir
dieſer gute Unflath eben recht. Uber das wiſſen wir ja/
daß du dieſen Unflath nimmer haſt aufgenommen/
wie biſt du dann jetzo ſo curieus darauf? Was ich ge-
funden habe/ kanſt du mit Recht nicht fordern/ dann
es iſt etwas/ das Niemand zugehoͤrete/ und alſo dem
Finder bleibet/ und mittelſt deines Pferds kanſt du
auch kein Beſitzer deſſelden genennet werden/ dann
wer pfleget das Geld durch ein Roß zu beſitzen? Das
Geld muß einem andern Menſchen zugehoͤret haben/
und wer weiß/ wie es in deß Pferdes Magen gekom-
men? Haͤtte aber das Roß die Tugend/ daß es mehr-
mahlen Geld außwuͤrffe/ ſo wolte ich ſagen/ es zeuge
die Muͤntze im Leibe/ und alsdann koͤnteſt du mit
Recht dieſelbe fordern. Wie alſo der Fuhrmann
ſahe/ daß er an dem naͤrriſchen Menſchen nichts ge-
winnen kunte/ da ſchwieg er ſtill/ und fuhr wieder fort.
Auf den Abend kamen ſie in einen Flecken/ und da ſie
vor der Herberge abſteigen wolten/ warff das vorige
Pferd abermahl hinten auß. Weil aber ſo wol Troll
als der Fuhrmann ſtaͤts ein Aug auf den Hintern
deß Roſſes hatten/ wurden ſie deſſen bald gewahr/
und wie ſie beyderſeits im Koth etwas glaͤntzen ſahen/
ſprungen ſie behende herzu/ und war ein Jeder be-
muͤhet/ denſelben aufzufangen/ woruͤber ſie Beyde
nichts darvon bekamen/ ſondern Cavina ließ den
Hauß-Wirth kommen/ und denſelben aufleſen/ da
man dann abermahl 7. oder 8. Stuͤcke Geldes darinn
fand. Es ward darauf alſobald im Flecken ruchbar/
daß ein Fuhrmann mit einem Pferd angekommen/
welches Geld von hinten außwuͤrffe/ und alſo kamen
viel Leute/ dieſes ſeltzame Wunder-Pferd zu ſehen.
Sie fragten den Fuhrmann/ ob das Pferd dieſe
Kunſt lange Zeit getrieben haͤtte? Er aber ſprach:
Jch
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |