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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
grünen Wald bald hernach verirrete/ der Schlaff
funde zwar keine Statt in seinen Augen/ aber das
arme Pferd empfand seine Mattigkeit dermassen/
daß es ihm unter dem Leibe schier umgefallen wäre.
Er ritte demnach unter einen Schatten-reichen
Baum/ und hielte daselbst still/ um sich zu besinnen/
was er thun solte/ ob er absteigen oder fortreiten wol-
te. Jnzwischen ließ sich Jemand vom Baum hernie-
der/ und schwengete sich hinter ihn auf das Pferd.
Dieser Mensch klemmete sich mit beyden Armen um
Klingenfelds Leib/ und schlengete die Beine ziemlich
veste um deß Pferdes Bauch/ welches über dieser un-
versehenen Bürden dermassen erschrack/ daß es mit
den Hinter-Füssen außschlug/ und mit den Forder-
Füssen in die Erde scharrete/ auch so erschröcklich
schnaubete und tobete mit Springen und Handthie-
ren/ daß Klingenfeld nicht wuste/ wie er es anfangen
solte. Er fassete aber einen Muth/ und sprach: Packe
dich von mir/ du magst ein Mensch/ oder ein böser
Geist seyn/ und lasse mich ungehindert meines We-
ges ziehen. Laß dich und mich/ gab der Andere zur Ant-
wort/ die Pedes deines muthigen Caballi nur fort tra-
gen/ damit wir mit einander auß diesem Bosco auf
den flachen Campum kommen mögen/ dann ich ver-
lasse euch nicht/ bevor ich zu Animalibus Rationali-
bus
kommen bin.

Trolle dich/ sage ich noch einmahl/ verfolgete
Klingenfeld seine Rede/ oder ich werffe dich mit Ge-
walt vom Pferd hernieder. Jener gab zur Antwort:
Jhr müsset mir wol ein seltzamer Filius Hominis seyn/
daß ihr wissen könnet/ daß ich auß der alten Familia
der Trollen progeneriret bin. Traget demnach kein
weiter Meditiren/ unsern Viam zu prosequiren/ ich
werde euch doch dieses mahl nicht derelinquiren.

Hierauf

Deß Academiſchen
gruͤnen Wald bald hernach verirrete/ der Schlaff
funde zwar keine Statt in ſeinen Augen/ aber das
arme Pferd empfand ſeine Mattigkeit dermaſſen/
daß es ihm unter dem Leibe ſchier umgefallen waͤre.
Er ritte demnach unter einen Schatten-reichen
Baum/ und hielte daſelbſt ſtill/ um ſich zu beſinnen/
was er thun ſolte/ ob er abſteigen oder fortreiten wol-
te. Jnzwiſchen ließ ſich Jemand vom Baum hernie-
der/ und ſchwengete ſich hinter ihn auf das Pferd.
Dieſer Menſch klemmete ſich mit beyden Armen um
Klingenfelds Leib/ und ſchlengete die Beine ziemlich
veſte um deß Pferdes Bauch/ welches uͤber dieſer un-
verſehenen Buͤrden dermaſſen erſchrack/ daß es mit
den Hinter-Fuͤſſen außſchlug/ und mit den Forder-
Fuͤſſen in die Erde ſcharrete/ auch ſo erſchroͤcklich
ſchnaubete und tobete mit Springen und Handthie-
ren/ daß Klingenfeld nicht wuſte/ wie er es anfangen
ſolte. Er faſſete aber einen Muth/ und ſprach: Packe
dich von mir/ du magſt ein Menſch/ oder ein boͤſer
Geiſt ſeyn/ und laſſe mich ungehindert meines We-
ges ziehen. Laß dich und mich/ gab der Andere zur Ant-
wort/ die Pedes deines muthigen Caballi nur fort tra-
gen/ damit wir mit einander auß dieſem Boſco auf
den flachen Campum kommen moͤgen/ dann ich ver-
laſſe euch nicht/ bevor ich zu Animalibus Rationali-
bus
kommen bin.

Trolle dich/ ſage ich noch einmahl/ verfolgete
Klingenfeld ſeine Rede/ oder ich werffe dich mit Ge-
walt vom Pferd hernieder. Jener gab zur Antwort:
Jhr muͤſſet mir wol ein ſeltzamer Filius Hominis ſeyn/
daß ihr wiſſen koͤnnet/ daß ich auß der alten Familia
der Trollen progeneriret bin. Traget demnach kein
weiter Meditiren/ unſern Viam zu proſequiren/ ich
werde euch doch dieſes mahl nicht derelinquiren.

Hierauf
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[84/0094] Deß Academiſchen gruͤnen Wald bald hernach verirrete/ der Schlaff funde zwar keine Statt in ſeinen Augen/ aber das arme Pferd empfand ſeine Mattigkeit dermaſſen/ daß es ihm unter dem Leibe ſchier umgefallen waͤre. Er ritte demnach unter einen Schatten-reichen Baum/ und hielte daſelbſt ſtill/ um ſich zu beſinnen/ was er thun ſolte/ ob er abſteigen oder fortreiten wol- te. Jnzwiſchen ließ ſich Jemand vom Baum hernie- der/ und ſchwengete ſich hinter ihn auf das Pferd. Dieſer Menſch klemmete ſich mit beyden Armen um Klingenfelds Leib/ und ſchlengete die Beine ziemlich veſte um deß Pferdes Bauch/ welches uͤber dieſer un- verſehenen Buͤrden dermaſſen erſchrack/ daß es mit den Hinter-Fuͤſſen außſchlug/ und mit den Forder- Fuͤſſen in die Erde ſcharrete/ auch ſo erſchroͤcklich ſchnaubete und tobete mit Springen und Handthie- ren/ daß Klingenfeld nicht wuſte/ wie er es anfangen ſolte. Er faſſete aber einen Muth/ und ſprach: Packe dich von mir/ du magſt ein Menſch/ oder ein boͤſer Geiſt ſeyn/ und laſſe mich ungehindert meines We- ges ziehen. Laß dich und mich/ gab der Andere zur Ant- wort/ die Pedes deines muthigen Caballi nur fort tra- gen/ damit wir mit einander auß dieſem Boſco auf den flachen Campum kommen moͤgen/ dann ich ver- laſſe euch nicht/ bevor ich zu Animalibus Rationali- bus kommen bin. Trolle dich/ ſage ich noch einmahl/ verfolgete Klingenfeld ſeine Rede/ oder ich werffe dich mit Ge- walt vom Pferd hernieder. Jener gab zur Antwort: Jhr muͤſſet mir wol ein ſeltzamer Filius Hominis ſeyn/ daß ihr wiſſen koͤnnet/ daß ich auß der alten Familia der Trollen progeneriret bin. Traget demnach kein weiter Meditiren/ unſern Viam zu proſequiren/ ich werde euch doch dieſes mahl nicht derelinquiren. Hierauf

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/94>, abgerufen am 21.11.2024.