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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
denselben inwendig. Der Fuhrmann klopffete/ was er
kunte; Aber Troll sagte: Jch wäre wol ein Narr/
wann ich den herein liesse/ der mir mein Pferd wieder
abnehmen wil. Also nahm der Fuhrmann deß Trollen
schwartzen Rock/ den er im Hof beym Brunnen hatte
ligen lassen/ und verfügete sich darmit gerades We-
ges nach dem Stadt-Richter/ bey welchem er seine
Sache fürbrachte/ und bathe/ den Trollen herbringen
zu lassen/ daß er sein Pferd ungesäumet wieder be-
kommen möchte. Der Richter schickte etliche seiner
Hauß-Diener ab/ und als dieselben mit ihrem Ge-
wöhr vor den Stall kamen/ da lieff Troll auf den
Boden/ und fragte/ was sie haben wolten? Jene
rieffen/ er solle nur herunter zu ihnen kommen/ dann
sie ihm etwas zu sagen hätten/ welches ihn angienge.
Troll antwortete: Ja/ wann ihr mir etwas zu sagen
hättet/ das mich nicht angienge/ so wolte ich bald bey
euch seyn; Aber ich kan nun leicht gedencken/ was es
bedeutet. Die Diener sprachen: Jhr müsset zum
Richter mit uns gehen. Er dargegen: Jch habe euren
Richter mein Lebtage nicht gesehen/ kenne ihn auch
nicht/ habe also nichts mit ihm zu schaffen/ darum ge-
het nur wieder eures Weges fort. Wir wollen aber
nicht/ replicirten die Stadt-Diener/ und wir dürffen
auch nicht wiederkommen/ wann wir euch nicht mit-
bringen. Troll lachete jetzund/ und sprach: Wollet ihr
mich mitnehmen/ so fasset dieses Gebäu bey den vier
Eck-Posten/ und traget es mit mir hinweg; Oder/
wann ihr das nicht wollet/ noch könnet/ so stehet so
lange Schild-Wache/ biß es mir gelegen kommt/ zu
euch herunter zu kommen. Durch diese Reden wur-
den die abgeordneten Diener ziemlich in Harnisch
gejaget/ daß sie Stangen nahmen/ und sich bemühe-
ten/ die Thüre aufzurennen. Der lustige Knecht dro-

ben

Deß Academiſchen
denſelben inwendig. Der Fuhrmann klopffete/ was er
kunte; Aber Troll ſagte: Jch waͤre wol ein Narꝛ/
wann ich den herein lieſſe/ der mir mein Pferd wieder
abnehmen wil. Alſo nahm der Fuhrmann deß Trollen
ſchwartzen Rock/ den er im Hof beym Brunnen hatte
ligen laſſen/ und verfuͤgete ſich darmit gerades We-
ges nach dem Stadt-Richter/ bey welchem er ſeine
Sache fuͤrbrachte/ und bathe/ den Trollen herbringen
zu laſſen/ daß er ſein Pferd ungeſaͤumet wieder be-
kommen moͤchte. Der Richter ſchickte etliche ſeiner
Hauß-Diener ab/ und als dieſelben mit ihrem Ge-
woͤhr vor den Stall kamen/ da lieff Troll auf den
Boden/ und fragte/ was ſie haben wolten? Jene
rieffen/ er ſolle nur herunter zu ihnen kommen/ dann
ſie ihm etwas zu ſagen haͤtten/ welches ihn angienge.
Troll antwortete: Ja/ wann ihr mir etwas zu ſagen
haͤttet/ das mich nicht angienge/ ſo wolte ich bald bey
euch ſeyn; Aber ich kan nun leicht gedencken/ was es
bedeutet. Die Diener ſprachen: Jhr muͤſſet zum
Richter mit uns gehen. Er dargegen: Jch habe euren
Richter mein Lebtage nicht geſehen/ kenne ihn auch
nicht/ habe alſo nichts mit ihm zu ſchaffen/ darum ge-
het nur wieder eures Weges fort. Wir wollen aber
nicht/ replicirten die Stadt-Diener/ und wir duͤrffen
auch nicht wiederkommen/ wann wir euch nicht mit-
bringen. Troll lachete jetzund/ und ſprach: Wollet ihr
mich mitnehmen/ ſo faſſet dieſes Gebaͤu bey den vier
Eck-Poſten/ und traget es mit mir hinweg; Oder/
wann ihr das nicht wollet/ noch koͤnnet/ ſo ſtehet ſo
lange Schild-Wache/ biß es mir gelegen kommt/ zu
euch herunter zu kommen. Durch dieſe Reden wur-
den die abgeordneten Diener ziemlich in Harniſch
gejaget/ daß ſie Stangen nahmen/ und ſich bemuͤhe-
ten/ die Thuͤre aufzurennen. Der luſtige Knecht dro-

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[944/0964] Deß Academiſchen denſelben inwendig. Der Fuhrmann klopffete/ was er kunte; Aber Troll ſagte: Jch waͤre wol ein Narꝛ/ wann ich den herein lieſſe/ der mir mein Pferd wieder abnehmen wil. Alſo nahm der Fuhrmann deß Trollen ſchwartzen Rock/ den er im Hof beym Brunnen hatte ligen laſſen/ und verfuͤgete ſich darmit gerades We- ges nach dem Stadt-Richter/ bey welchem er ſeine Sache fuͤrbrachte/ und bathe/ den Trollen herbringen zu laſſen/ daß er ſein Pferd ungeſaͤumet wieder be- kommen moͤchte. Der Richter ſchickte etliche ſeiner Hauß-Diener ab/ und als dieſelben mit ihrem Ge- woͤhr vor den Stall kamen/ da lieff Troll auf den Boden/ und fragte/ was ſie haben wolten? Jene rieffen/ er ſolle nur herunter zu ihnen kommen/ dann ſie ihm etwas zu ſagen haͤtten/ welches ihn angienge. Troll antwortete: Ja/ wann ihr mir etwas zu ſagen haͤttet/ das mich nicht angienge/ ſo wolte ich bald bey euch ſeyn; Aber ich kan nun leicht gedencken/ was es bedeutet. Die Diener ſprachen: Jhr muͤſſet zum Richter mit uns gehen. Er dargegen: Jch habe euren Richter mein Lebtage nicht geſehen/ kenne ihn auch nicht/ habe alſo nichts mit ihm zu ſchaffen/ darum ge- het nur wieder eures Weges fort. Wir wollen aber nicht/ replicirten die Stadt-Diener/ und wir duͤrffen auch nicht wiederkommen/ wann wir euch nicht mit- bringen. Troll lachete jetzund/ und ſprach: Wollet ihr mich mitnehmen/ ſo faſſet dieſes Gebaͤu bey den vier Eck-Poſten/ und traget es mit mir hinweg; Oder/ wann ihr das nicht wollet/ noch koͤnnet/ ſo ſtehet ſo lange Schild-Wache/ biß es mir gelegen kommt/ zu euch herunter zu kommen. Durch dieſe Reden wur- den die abgeordneten Diener ziemlich in Harniſch gejaget/ daß ſie Stangen nahmen/ und ſich bemuͤhe- ten/ die Thuͤre aufzurennen. Der luſtige Knecht dro- ben

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 944. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/964>, abgerufen am 22.11.2024.