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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans II. Buch.
ben sprach jetzo: Wollet ihr Gewalt brauchen/ so muß
ich mit Gewalt steuren/ vim vi repellere licet. Brach
zugleich etliche Dachsteine loß/ schlug sie an Stücken/
und warff selbige auf die Bestürmer; Aber diese lies-
sen sich solches im Geringsten nicht anfechten/ sondern
arbeiteten immer fort/ biß sie endlich die Thüre eröff-
neten/ da sie dann mit hellem Hauffen hinauf lieffen/
und den guten Urian mit Gewalt herunter schleppe-
ten. Als demnach Troll sahe/ daß er übermannet/ schi-
ckete er sich in die Zeit/ rieff aber dem Gastgeber zu/ er
möge seines eingeführten Pferdes wol wahrnehmen/
und dessen abgeworffenen Koth wol aufheben/ wel-
ches dieser für einen Affront aufnahm/ und den guten
Kerl mit einem Prügel abgelohnet hätte/ wann er
nicht mit deß Burgermeisters Garde wäre versehen
gewesen. Sie giengen also mit einander fort/ und als
sie zum Richter kamen/ erblickte Troll den Fuhrmann
mit seinem Rock daselbst/ welchen er demselben also-
bald auß den Händen risse/ und ihn anlegete. Der
Fuhrmann wolte sich mit Gewalt nicht lang wider-
setzen/ sondern ließ es geschehen/ und brachte darauf
seine Klage folgender Gestalt in Gegenwart deß
Trollen für: Hochweiser Herr Richter/ dieser ehrliche
Vogel hat mir diese nächst-verwichene Nacht ein
Pferd entführet/ in Meynung/ damit durch zu gehen/
ich habe ihn allhier angetroffen/ bitte also/ daß man
mir wieder zu meinem Pferd helffe/ und den Dieb
gebührlich abstraffe/ wie er solches hat verdienet.
Hiermit schwieg er still/ und der Richter sahe den Ge-
fangenen an/ um zu vernehmen/ was dieser darauf
antworten würde. Troll ließ sich demnach folgender
Gestalt herauß: Herr Richter/ was habt ihr mit mir
zu schaffen/ daß ihr mir solche Menschenschlepper
nachsendet/ die sich unterstehen/ mich fremden Mann

auß
O o o

Romans II. Buch.
ben ſprach jetzo: Wollet ihr Gewalt brauchen/ ſo muß
ich mit Gewalt ſteuren/ vim vi repellere licet. Brach
zugleich etliche Dachſteine loß/ ſchlug ſie an Stuͤcken/
und warff ſelbige auf die Beſtuͤrmer; Aber dieſe lieſ-
ſen ſich ſolches im Geringſten nicht anfechten/ ſondern
arbeiteten immer fort/ biß ſie endlich die Thuͤre eroͤff-
neten/ da ſie dann mit hellem Hauffen hinauf lieffen/
und den guten Urian mit Gewalt herunter ſchleppe-
ten. Als demnach Troll ſahe/ daß er uͤbermannet/ ſchi-
ckete er ſich in die Zeit/ rieff aber dem Gaſtgeber zu/ er
moͤge ſeines eingefuͤhrten Pferdes wol wahrnehmen/
und deſſen abgeworffenen Koth wol aufheben/ wel-
ches dieſer fuͤr einen Affront aufnahm/ und den guten
Kerl mit einem Pruͤgel abgelohnet haͤtte/ wann er
nicht mit deß Burgermeiſters Garde waͤre verſehen
geweſen. Sie giengen alſo mit einander fort/ und als
ſie zum Richter kamen/ erblickte Troll den Fuhrmann
mit ſeinem Rock daſelbſt/ welchen er demſelben alſo-
bald auß den Haͤnden riſſe/ und ihn anlegete. Der
Fuhrmann wolte ſich mit Gewalt nicht lang wider-
ſetzen/ ſondern ließ es geſchehen/ und brachte darauf
ſeine Klage folgender Geſtalt in Gegenwart deß
Trollen fuͤr: Hochweiſer Herꝛ Richter/ dieſer ehrliche
Vogel hat mir dieſe naͤchſt-verwichene Nacht ein
Pferd entfuͤhret/ in Meynung/ damit durch zu gehen/
ich habe ihn allhier angetroffen/ bitte alſo/ daß man
mir wieder zu meinem Pferd helffe/ und den Dieb
gebuͤhrlich abſtraffe/ wie er ſolches hat verdienet.
Hiermit ſchwieg er ſtill/ und der Richter ſahe den Ge-
fangenen an/ um zu vernehmen/ was dieſer darauf
antworten wuͤrde. Troll ließ ſich demnach folgender
Geſtalt herauß: Herꝛ Richter/ was habt ihr mit mir
zu ſchaffen/ daß ihr mir ſolche Menſchenſchlepper
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[945/0965] Romans II. Buch. ben ſprach jetzo: Wollet ihr Gewalt brauchen/ ſo muß ich mit Gewalt ſteuren/ vim vi repellere licet. Brach zugleich etliche Dachſteine loß/ ſchlug ſie an Stuͤcken/ und warff ſelbige auf die Beſtuͤrmer; Aber dieſe lieſ- ſen ſich ſolches im Geringſten nicht anfechten/ ſondern arbeiteten immer fort/ biß ſie endlich die Thuͤre eroͤff- neten/ da ſie dann mit hellem Hauffen hinauf lieffen/ und den guten Urian mit Gewalt herunter ſchleppe- ten. Als demnach Troll ſahe/ daß er uͤbermannet/ ſchi- ckete er ſich in die Zeit/ rieff aber dem Gaſtgeber zu/ er moͤge ſeines eingefuͤhrten Pferdes wol wahrnehmen/ und deſſen abgeworffenen Koth wol aufheben/ wel- ches dieſer fuͤr einen Affront aufnahm/ und den guten Kerl mit einem Pruͤgel abgelohnet haͤtte/ wann er nicht mit deß Burgermeiſters Garde waͤre verſehen geweſen. Sie giengen alſo mit einander fort/ und als ſie zum Richter kamen/ erblickte Troll den Fuhrmann mit ſeinem Rock daſelbſt/ welchen er demſelben alſo- bald auß den Haͤnden riſſe/ und ihn anlegete. Der Fuhrmann wolte ſich mit Gewalt nicht lang wider- ſetzen/ ſondern ließ es geſchehen/ und brachte darauf ſeine Klage folgender Geſtalt in Gegenwart deß Trollen fuͤr: Hochweiſer Herꝛ Richter/ dieſer ehrliche Vogel hat mir dieſe naͤchſt-verwichene Nacht ein Pferd entfuͤhret/ in Meynung/ damit durch zu gehen/ ich habe ihn allhier angetroffen/ bitte alſo/ daß man mir wieder zu meinem Pferd helffe/ und den Dieb gebuͤhrlich abſtraffe/ wie er ſolches hat verdienet. Hiermit ſchwieg er ſtill/ und der Richter ſahe den Ge- fangenen an/ um zu vernehmen/ was dieſer darauf antworten wuͤrde. Troll ließ ſich demnach folgender Geſtalt herauß: Herꝛ Richter/ was habt ihr mit mir zu ſchaffen/ daß ihr mir ſolche Menſchenſchlepper nachſendet/ die ſich unterſtehen/ mich fremden Mann auß O o o

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 945. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/965>, abgerufen am 16.06.2024.