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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans I. Buch.
Hierauf besänfftigte Klingenfeld sein Pferd/ und in-
dem er fort ritte/ sprach er: Sage mir dann/ du seltza-
mes Ebentheuer/ wer du bist/ und was für eine Bege-
benheit dich auf den Baum geführet hat? Jch bin/
antwortete der Andere/ ein Corpus humanum, dem
seine Anima Rationaleis annoch inhaereiret/ den Artibus
Liberalibus
bin ich schon vorlängst consecreiret gewe-
sen/ und Inopia Mediorum auf Academien zu einem
Famulo bey einem fürnehmen Domino angenommen
worden/ welcher Occasione alicujus Rixae mit einem
seiner besten Freunde zu Bologne duelliret/ und dem-
selben das Corpus im Zorn perforiret hat/ daß er co-
ram Conspectu omnium Praesentium
niedergesuncken/
und ipsimae Morti ist zu Theil worden. Mein Domi-
nus
hat sich darauf alsobald einem besattelten Equo
übergeben/ um nach der Schweitz zu gehen/ und ich
bin ihm per Apostolorum Pedes nachgefolget/ biß
mich diese Nox obscura überfallen/ und Metu Latro-
num
gezwungen hat/ mich auf den Frondibus Arbo-
ris
zu verbergen. Reitet nur fort/ die gantze bene in-
structa Crumena
meines fugitivi Domini ist in mei-
nen Caligis, und in dem ersten Diversorio wil ich euch
eure Laborem mediante hac rechtschaffen ergötzen.

Unserm Klingenfeld waren diese Worte sehr lieb/
dann/ weil er kein Geld mehr hatte/ hoffete er/ dieser
lustige Troll solte ihm zu statten kommen/ und gleich-
wie dieser Kautz von einem Baum herab zu ihm ge-
kommen/ bildete er ihm ein/ er sey ihm zu diesem mahl
vom Himmel herab zugesandt worden. Jndem sie
aber mit einander redeten/ und sachtmüthig fortrit-
ten/ kamen zur Seiten her zween zu Pferde angesto-
chen/ welche dem Klingenfeld alsobald zurieffen/ er
solle vom Pferd hernieder steigen/ und ihnen alles
überlassen/ was er und sein Cammerad in seiner Ge-

walt
F 3

Romans I. Buch.
Hierauf beſaͤnfftigte Klingenfeld ſein Pferd/ und in-
dem er fort ritte/ ſprach er: Sage mir dann/ du ſeltza-
mes Ebentheuer/ wer du biſt/ und was fuͤr eine Bege-
benheit dich auf den Baum gefuͤhret hat? Jch bin/
antwortete der Andere/ ein Corpus humanum, dem
ſeine Anima Rationalîs annoch inhærîret/ den Artibus
Liberalibus
bin ich ſchon vorlaͤngſt conſecrîret gewe-
ſen/ und Inopiâ Mediorum auf Academien zu einem
Famulo bey einem fuͤrnehmen Domino angenommen
worden/ welcher Occaſione alicujus Rixæ mit einem
ſeiner beſten Freunde zu Bologne duelliret/ und dem-
ſelben das Corpus im Zorn perforiret hat/ daß er co-
ram Conſpectu omnium Præſentium
niedergeſuncken/
und ipſimæ Morti iſt zu Theil worden. Mein Domi-
nus
hat ſich darauf alſobald einem beſattelten Equo
uͤbergeben/ um nach der Schweitz zu gehen/ und ich
bin ihm per Apoſtolorum Pedes nachgefolget/ biß
mich dieſe Nox obſcura uͤberfallen/ und Metu Latro-
num
gezwungen hat/ mich auf den Frondibus Arbo-
ris
zu verbergen. Reitet nur fort/ die gantze benè in-
ſtructa Crumena
meines fugitivi Domini iſt in mei-
nen Caligis, und in dem erſten Diverſorio wil ich euch
eure Laborem mediante hâc rechtſchaffen ergoͤtzen.

Unſerm Klingenfeld waren dieſe Worte ſehr lieb/
dann/ weil er kein Geld mehr hatte/ hoffete er/ dieſer
luſtige Troll ſolte ihm zu ſtatten kommen/ und gleich-
wie dieſer Kautz von einem Baum herab zu ihm ge-
kommen/ bildete er ihm ein/ er ſey ihm zu dieſem mahl
vom Himmel herab zugeſandt worden. Jndem ſie
aber mit einander redeten/ und ſachtmuͤthig fortrit-
ten/ kamen zur Seiten her zween zu Pferde angeſto-
chen/ welche dem Klingenfeld alſobald zurieffen/ er
ſolle vom Pferd hernieder ſteigen/ und ihnen alles
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walt
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[85/0097] Romans I. Buch. Hierauf beſaͤnfftigte Klingenfeld ſein Pferd/ und in- dem er fort ritte/ ſprach er: Sage mir dann/ du ſeltza- mes Ebentheuer/ wer du biſt/ und was fuͤr eine Bege- benheit dich auf den Baum gefuͤhret hat? Jch bin/ antwortete der Andere/ ein Corpus humanum, dem ſeine Anima Rationalîs annoch inhærîret/ den Artibus Liberalibus bin ich ſchon vorlaͤngſt conſecrîret gewe- ſen/ und Inopiâ Mediorum auf Academien zu einem Famulo bey einem fuͤrnehmen Domino angenommen worden/ welcher Occaſione alicujus Rixæ mit einem ſeiner beſten Freunde zu Bologne duelliret/ und dem- ſelben das Corpus im Zorn perforiret hat/ daß er co- ram Conſpectu omnium Præſentium niedergeſuncken/ und ipſimæ Morti iſt zu Theil worden. Mein Domi- nus hat ſich darauf alſobald einem beſattelten Equo uͤbergeben/ um nach der Schweitz zu gehen/ und ich bin ihm per Apoſtolorum Pedes nachgefolget/ biß mich dieſe Nox obſcura uͤberfallen/ und Metu Latro- num gezwungen hat/ mich auf den Frondibus Arbo- ris zu verbergen. Reitet nur fort/ die gantze benè in- ſtructa Crumena meines fugitivi Domini iſt in mei- nen Caligis, und in dem erſten Diverſorio wil ich euch eure Laborem mediante hâc rechtſchaffen ergoͤtzen. Unſerm Klingenfeld waren dieſe Worte ſehr lieb/ dann/ weil er kein Geld mehr hatte/ hoffete er/ dieſer luſtige Troll ſolte ihm zu ſtatten kommen/ und gleich- wie dieſer Kautz von einem Baum herab zu ihm ge- kommen/ bildete er ihm ein/ er ſey ihm zu dieſem mahl vom Himmel herab zugeſandt worden. Jndem ſie aber mit einander redeten/ und ſachtmuͤthig fortrit- ten/ kamen zur Seiten her zween zu Pferde angeſto- chen/ welche dem Klingenfeld alſobald zurieffen/ er ſolle vom Pferd hernieder ſteigen/ und ihnen alles uͤberlaſſen/ was er und ſein Cammerad in ſeiner Ge- walt F 3

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/97>, abgerufen am 18.05.2024.