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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans II. Buch.
seyn/ was erinelter Cardanus l. c. erzehlet von einem Teutschen
Capitain, den er im Frantzöfis. Lager gesehen; Dieser hat unter
dem Weintrincken die Kehle nicht gerühret/ welches ich auch
wol sagen möchte von dem jenigen Wasserschlucker/ welcher
sich vor etwa 8. Jahren sehen ließ/ dann er nahm ein ziemlich
Glaß voll Wasser/ und goß es in den Halß/ und ich habe ihn nie-
mahlen darbey schlucken sehen. Wann er 20. oder 30. solcher
Gläser mit Wasser in seinen Magen/ als in einen Kessel geschüt-
tet/ dann brachte er dasselbe auf allerhand Weise und mit gros-
ser Verwunderung wieder hervor. Er setzete-wol 20. und mehr
Gläser auf den Tisch/ sprützete das Wasser auß dem Magen
durch den Mund in dieselbe/ und brachte doch zuwegen/ daß je-
des Wasser einen besondern Geschmack und Geruch bekam. Er
sprützete rothen/ bleichen/ gelben und klaren Wein/ ja Dinte und
Brandtewein auß dem Leibe/ in welchen er doch nichts als Was-
ser gegossen hatte; Gantze Schüsseln voll grünen Sallats speye-
te er an statt deß eingeschluckten Wassers auß/ wie nicht weniger
20. 30. oder 40. schöne Nägetein Blumen.

Als einsmahls zu Venedig ein Spanier mit einer nicht gar
zu ehrlichen/ doch ansehnlichen Damen/ um ein Nacht-Lager ac-
cordi
rte/ und ihm dieselbe darfür 50. güldene Kronen abforder-
te/ da gieng er von Stund an hinauß/ nachdem er ihr verspro-
chen wieder zu kommen/ und derselben die begehrte Summa zu
zehlen/ ehe er zu ihr nahete. Die halb-ehrliche Dame gehet im-
mittelst zu einem Venetianischen Edelmann/ der von langer Zeit
her/ ohnerachtet er verheurathet/ ihr Courtisan gewesen/ und er-
suchete denselben um seiner Liebsten ihren Halßschmuck/ damit
sie sich dem Spanier desto annehmlicher machen möchte. Als
aber der Courtisan, oder Spanier/ dieses Schmucks an seiner
Beyschläfferin deß folgenden Morgens im Bette gewahr wur-
de/ da lösete er ihr/ weil sie vest schlieff/ denselben ab/ und schlu-
ckete ihn fein sauber in seinen Magen hinein/ daß man in seinen
Kleidern nichts darvon finden kunte. Er ließ die gute Dame
sich mit dem Edelmann über diesen Zierrath wacker zancken/
gieng seines Weges/ und lachete der Venetianer Thorheit in die
Faust. Es ist dieser Halß Zierrath gewesen eine Reige von
40. schönen Perlen/ mit einem anhangenden güldenen Crucifix,
welches mit 5. Edelgesteinen versetzet war/ welches alles der
Spanier/ zusamt der Schnur/ woran es vest gewesen/ einge-
schlucket hatte. A. Vesalius l. 5. Anatom. c. 3.

Der Herr von Rohan hatte einen Hof-Narren/ Namens

Goyon,
O o o 4

Romans II. Buch.
ſeyn/ was erinelter Cardanus l. c. erzehlet von einem Teutſchen
Capitain, den er im Frantzoͤfiſ. Lager geſehen; Dieſer hat unter
dem Weintrincken die Kehle nicht geruͤhret/ welches ich auch
wol ſagen moͤchte von dem jenigen Waſſerſchlucker/ welcher
ſich vor etwa 8. Jahren ſehen ließ/ dann er nahm ein ziemlich
Glaß voll Waſſer/ und goß es in den Halß/ und ich habe ihn nie-
mahlen darbey ſchlucken ſehen. Wann er 20. oder 30. ſolcher
Glaͤſer mit Waſſer in ſeinen Magen/ als in einen Keſſel geſchuͤt-
tet/ dann brachte er daſſelbe auf allerhand Weiſe und mit groſ-
ſer Verwunderung wieder hervor. Er ſetzete-wol 20. und mehr
Glaͤſer auf den Tiſch/ ſpruͤtzete das Waſſer auß dem Magen
durch den Mund in dieſelbe/ und brachte doch zuwegen/ daß je-
des Waſſer einen beſondern Geſchmack und Geruch bekam. Er
ſpruͤtzete rothen/ bleichen/ gelben und klaren Wein/ ja Dinte und
Brandtewein auß dem Leibe/ in welchen er doch nichts als Waſ-
ſer gegoſſen hatte; Gantze Schuͤſſeln voll gruͤnen Sallats ſpeye-
te er an ſtatt deß eingeſchluckten Waſſers auß/ wie nicht weniger
20. 30. oder 40. ſchoͤne Naͤgetein Blumen.

Als einsmahls zu Venedig ein Spanier mit einer nicht gar
zu ehrlichen/ doch anſehnlichen Damen/ um ein Nacht-Lager ac-
cordi
rte/ und ihm dieſelbe darfuͤr 50. guͤldene Kronen abforder-
te/ da gieng er von Stund an hinauß/ nachdem er ihr verſpro-
chen wieder zu kommen/ und derſelben die begehrte Summa zu
zehlen/ ehe er zu ihr nahete. Die halb-ehrliche Dame gehet im-
mittelſt zu einem Venetianiſchen Edelmann/ der von langer Zeit
her/ ohnerachtet er verheurathet/ ihr Courtiſan geweſen/ und er-
ſuchete denſelben um ſeiner Liebſten ihren Halßſchmuck/ damit
ſie ſich dem Spanier deſto annehmlicher machen moͤchte. Als
aber der Courtiſan, oder Spanier/ dieſes Schmucks an ſeiner
Beyſchlaͤfferin deß folgenden Morgens im Bette gewahr wur-
de/ da loͤſete er ihr/ weil ſie veſt ſchlieff/ denſelben ab/ und ſchlu-
ckete ihn fein ſauber in ſeinen Magen hinein/ daß man in ſeinen
Kleidern nichts darvon finden kunte. Er ließ die gute Dame
ſich mit dem Edelmann uͤber dieſen Zierrath wacker zancken/
gieng ſeines Weges/ und lachete der Venetianer Thorheit in die
Fauſt. Es iſt dieſer Halß Zierrath geweſen eine Reige von
40. ſchoͤnen Perlen/ mit einem anhangenden guͤldenen Crucifix,
welches mit 5. Edelgeſteinen verſetzet war/ welches alles der
Spanier/ zuſamt der Schnur/ woran es veſt geweſen/ einge-
ſchlucket hatte. A. Veſalius l. 5. Anatom. c. 3.

Der Herꝛ von Rohan hatte einen Hof-Narren/ Namens

Goyon,
O o o 4
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[951/0971] Romans II. Buch. ſeyn/ was erinelter Cardanus l. c. erzehlet von einem Teutſchen Capitain, den er im Frantzoͤfiſ. Lager geſehen; Dieſer hat unter dem Weintrincken die Kehle nicht geruͤhret/ welches ich auch wol ſagen moͤchte von dem jenigen Waſſerſchlucker/ welcher ſich vor etwa 8. Jahren ſehen ließ/ dann er nahm ein ziemlich Glaß voll Waſſer/ und goß es in den Halß/ und ich habe ihn nie- mahlen darbey ſchlucken ſehen. Wann er 20. oder 30. ſolcher Glaͤſer mit Waſſer in ſeinen Magen/ als in einen Keſſel geſchuͤt- tet/ dann brachte er daſſelbe auf allerhand Weiſe und mit groſ- ſer Verwunderung wieder hervor. Er ſetzete-wol 20. und mehr Glaͤſer auf den Tiſch/ ſpruͤtzete das Waſſer auß dem Magen durch den Mund in dieſelbe/ und brachte doch zuwegen/ daß je- des Waſſer einen beſondern Geſchmack und Geruch bekam. Er ſpruͤtzete rothen/ bleichen/ gelben und klaren Wein/ ja Dinte und Brandtewein auß dem Leibe/ in welchen er doch nichts als Waſ- ſer gegoſſen hatte; Gantze Schuͤſſeln voll gruͤnen Sallats ſpeye- te er an ſtatt deß eingeſchluckten Waſſers auß/ wie nicht weniger 20. 30. oder 40. ſchoͤne Naͤgetein Blumen. Als einsmahls zu Venedig ein Spanier mit einer nicht gar zu ehrlichen/ doch anſehnlichen Damen/ um ein Nacht-Lager ac- cordirte/ und ihm dieſelbe darfuͤr 50. guͤldene Kronen abforder- te/ da gieng er von Stund an hinauß/ nachdem er ihr verſpro- chen wieder zu kommen/ und derſelben die begehrte Summa zu zehlen/ ehe er zu ihr nahete. Die halb-ehrliche Dame gehet im- mittelſt zu einem Venetianiſchen Edelmann/ der von langer Zeit her/ ohnerachtet er verheurathet/ ihr Courtiſan geweſen/ und er- ſuchete denſelben um ſeiner Liebſten ihren Halßſchmuck/ damit ſie ſich dem Spanier deſto annehmlicher machen moͤchte. Als aber der Courtiſan, oder Spanier/ dieſes Schmucks an ſeiner Beyſchlaͤfferin deß folgenden Morgens im Bette gewahr wur- de/ da loͤſete er ihr/ weil ſie veſt ſchlieff/ denſelben ab/ und ſchlu- ckete ihn fein ſauber in ſeinen Magen hinein/ daß man in ſeinen Kleidern nichts darvon finden kunte. Er ließ die gute Dame ſich mit dem Edelmann uͤber dieſen Zierrath wacker zancken/ gieng ſeines Weges/ und lachete der Venetianer Thorheit in die Fauſt. Es iſt dieſer Halß Zierrath geweſen eine Reige von 40. ſchoͤnen Perlen/ mit einem anhangenden guͤldenen Crucifix, welches mit 5. Edelgeſteinen verſetzet war/ welches alles der Spanier/ zuſamt der Schnur/ woran es veſt geweſen/ einge- ſchlucket hatte. A. Veſalius l. 5. Anatom. c. 3. Der Herꝛ von Rohan hatte einen Hof-Narren/ Namens Goyon, O o o 4

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 951. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/971>, abgerufen am 22.11.2024.