Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.Deß Academischen Goyon, welcher die Spitze von einem scharffen Schwerdt ein-schluckte/ und 12. Tage hernach wieder durch den Stuhlgang von sich gab/ und war diese Spitze 3. Finger lang. Ambr. Pa- raeus libr. 24. c. 16 Dieser erzehlet noch eine seltzame Geschichte/ nemlich Francois Guillemet, Wund-Artzt zu Sammires, ein Städtlein vier Meilen von Montpellier, hat einsmahls einen Schäfer curiret/ welchen einige umschwermende Frey-Beuter gezwungen hatten/ ein Messer eines halben Fusses lang einzu- schlucken/ mit einem Stiel von Horn/ eines Daumens dick/ wel- ches Messer der gute Schaf-Hirt gantzer 6. Monat in seinem Magen hat schleppen müssen. Er klagete sehr über den Schmer- tzen/ so er derowegen empfande/ vergieng auch sehr/ und ward gewaltig mager. Endlich setzete sich nicht weit von seinem Ge- mächte eine grosse Geschwulft/ auß welcher nicht allein viel stin- ckende Materie gefallen/ sondern ermelter Chirurgus hat auch/ in Gegenwart der Officirer von der Justitz/ auß diesem Geschwär das Messer gezogen/ welches M. Jouberr, verühmter Medicus zu Montpellier, als etwas sonderbares/ aufgehoben und verwah- ret hat. Vor einigen Jahren lebete allhier zu Vasel in St. Albani Glaser/
Deß Academiſchen Goyon, welcher die Spitze von einem ſcharffen Schwerdt ein-ſchluckte/ und 12. Tage hernach wieder durch den Stuhlgang von ſich gab/ und war dieſe Spitze 3. Finger lang. Ambr. Pa- ræus libr. 24. c. 16 Dieſer erzehlet noch eine ſeltzame Geſchichte/ nemlich Francois Guillemet, Wund-Artzt zu Sammires, ein Staͤdtlein vier Meilen von Montpellier, hat einsmahls einen Schaͤfer curiret/ welchen einige umſchwermende Frey-Beuter gezwungen hatten/ ein Meſſer eines halben Fuſſes lang einzu- ſchlucken/ mit einem Stiel von Horn/ eines Daumens dick/ wel- ches Meſſer der gute Schaf-Hirt gantzer 6. Monat in ſeinem Magen hat ſchleppen muͤſſen. Er klagete ſehr uͤber den Schmer- tzen/ ſo er derowegen empfande/ vergieng auch ſehr/ und ward gewaltig mager. Endlich ſetzete ſich nicht weit von ſeinem Ge- maͤchte eine groſſe Geſchwulft/ auß welcher nicht allein viel ſtin- ckende Materie gefallen/ ſondern ermelter Chirurgus hat auch/ in Gegenwart der Officirer von der Juſtitz/ auß dieſem Geſchwaͤr das Meſſer gezogen/ welches M. Jouberr, veruͤhmter Medicus zu Montpellier, als etwas ſonderbares/ aufgehoben und verwah- ret hat. Vor einigen Jahren lebete allhier zu Vaſel in St. Albani Glaſer/
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Deß Academiſchen
Goyon, welcher die Spitze von einem ſcharffen Schwerdt ein-
ſchluckte/ und 12. Tage hernach wieder durch den Stuhlgang
von ſich gab/ und war dieſe Spitze 3. Finger lang. Ambr. Pa-
ræus libr. 24. c. 16 Dieſer erzehlet noch eine ſeltzame Geſchichte/
nemlich Francois Guillemet, Wund-Artzt zu Sammires, ein
Staͤdtlein vier Meilen von Montpellier, hat einsmahls einen
Schaͤfer curiret/ welchen einige umſchwermende Frey-Beuter
gezwungen hatten/ ein Meſſer eines halben Fuſſes lang einzu-
ſchlucken/ mit einem Stiel von Horn/ eines Daumens dick/ wel-
ches Meſſer der gute Schaf-Hirt gantzer 6. Monat in ſeinem
Magen hat ſchleppen muͤſſen. Er klagete ſehr uͤber den Schmer-
tzen/ ſo er derowegen empfande/ vergieng auch ſehr/ und ward
gewaltig mager. Endlich ſetzete ſich nicht weit von ſeinem Ge-
maͤchte eine groſſe Geſchwulft/ auß welcher nicht allein viel ſtin-
ckende Materie gefallen/ ſondern ermelter Chirurgus hat auch/ in
Gegenwart der Officirer von der Juſtitz/ auß dieſem Geſchwaͤr
das Meſſer gezogen/ welches M. Jouberr, veruͤhmter Medicus zu
Montpellier, als etwas ſonderbares/ aufgehoben und verwah-
ret hat.
Vor einigen Jahren lebete allhier zu Vaſel in St. Albani
Vorſtadt ein Mann/ Rudolff Duͤrꝛ genannt/ von ziemlichen
Mitteln/ Melancholiſchen Temperaments/ mager von Leib/
doch bey ſtarcken Kraͤfften/ von etwa 56. Jahren/ dieſer pflegete/
ohne einige Beſchwerlichkeit/ Holtz/ Leder/ Eyſen/ Stahl/ ja eins-
mahls/ und zwar ein Jahr vor ſeinem Ende/ 50. Huf-Naͤgel
einzufreſſen. Es war ihm eine geringe Muͤhe/ ſondern vielmehr
eine Luſt/ wann er Meſſer/ Knochen/ Kieſelſteine/ allerhand Un-
gezieffer/ Eydexen/ Kroͤten/ Schlangen/ Spinnen/ und was ihm
von dergleichen gifftigen Thieren zur Hand kam/ in den Magen
jagete/ was zu kauen ſtunde/ zermalmete er zuvor mit ſeinen
Zaͤhnen/ das uͤbrige gienge bey groſſen Stuͤcken durch den
Schlund hinunter. Hiermit hat er viel Geld verdienet/ und
die Seinigen ernaͤhret. A. 1669. im Außgang deß Novembr.
warder kranck/ und empfand im Leib groſſe Schmertzen. Vier
Wochen hernach ward ein Medicus derſelben Stadt zu ihm ge-
fodert/ da er viel Blut ſpeyete/ dann er hatte nicht lange zuvor
ein Meſſer eingeſchlucket/ und dardurch den Schlund verwun-
det. Endlich iſt er am 3. Jan. A. 1670. in groſſen Schmertzen
gefforben. Und dieweiler die Medicos bey ſeinem Leben erſuchet/
ſie moͤchten/ wann er mit Tod abgienge/ ſeinen Leib oͤffnen/ ſo iſt
ſolches von der Wittiben zu gelaſſen worden/ und hat D. Henrich
Glaſer/
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