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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans II. Buch.
bey. Cerebacchius tratt voran/ zu dem/ der sich den
Rectorem Magnificum nennen ließ/ und foderte mit
einem höflichen Compliment den Academischen Gra-
dum
ihres Mittels. Der Rector Magnificus, so ein
ansehnlicher Student/ (die übrigen auch seines Glei-
chen waren theils Professores, theils Doctores, oder
Licentiati, nach ihrer besondern Weise/) empfieng
ihn mit sonderbaren Ceremonien/ brachte ihm/ an
statt deß Examinis, ein grosses Glaß Wein/ solches
außzuleeren/ und als solches Cerebacchius sine depo-
nere
in einem Zuge verrichtet/ ward ihm das grosse
Licentiaten-Glaß voll Weins überreichet/ welches er
auch ohne sonderliche Mühe außleerete. Hierauf be-
gehrete er das Doctor-Glaß/ und als er dasselbe/ ob es
gleich sehr groß war/ bald außgelceret/ gratulirten
ihm die Herren Assessores, samt dem Rectore Magni-
fico,
und erkläreten ihn für einen Doctorem in ihrem
Collegio, versprachen ihm auch/ so bald eine Professor-
Stelle vacant würde/ ihm solche zu conferiren/ weil er
durchs Sauffen sich darzu gnugsam legitimiret hät-
te. Es ward noch wacker herum getruncken/ endlich
aber/ als ein Jeder seinen Theil hatte/ schieden sie von
einander/ und Cerebacchius invitirte dieses rühmliche
Collegium am folgenden Tag zu einem Schmauß/
wo ihm Condado die versprochene 20. Rthlr. erlege-
te/ und selber über diese seltzame Collationem Hono-
ris
lachen muste/ zumahl/ da er vernahm/ daß nicht
lang vorher der Rector Magnificus dieses edlen Col-
legii
von der Academie relegiret war worden.

Am folgenden Tag stelleten sich die Herren mit
einander ein/ und machten sich bey ihrem Schmauß
rechtschaffen lustig/ Condado aber und Cavina er-
schienen nicht darbey. Jnzwischen verlieff die Zeit
der vorbeschriebenen 6. Wochen/ und damahl suchte

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Romans II. Buch.
bey. Cerebacchius tratt voran/ zu dem/ der ſich den
Rectorem Magnificum nennen ließ/ und foderte mit
einem hoͤflichen Compliment den Academiſchen Gra-
dum
ihres Mittels. Der Rector Magnificus, ſo ein
anſehnlicher Student/ (die uͤbrigen auch ſeines Glei-
chen waren theils Profeſſores, theils Doctores, oder
Licentiati, nach ihrer beſondern Weiſe/) empfieng
ihn mit ſonderbaren Ceremonien/ brachte ihm/ an
ſtatt deß Examinis, ein groſſes Glaß Wein/ ſolches
außzuleeren/ und als ſolches Cerebacchius ſine depo-
nere
in einem Zuge verrichtet/ ward ihm das groſſe
Licentiaten-Glaß voll Weins uͤberreichet/ welches er
auch ohne ſonderliche Muͤhe außleerete. Hierauf be-
gehrete er das Doctor-Glaß/ und als er daſſelbe/ ob es
gleich ſehr groß war/ bald außgelceret/ gratulirten
ihm die Herren Aſſeſſores, ſamt dem Rectore Magni-
fico,
und erklaͤreten ihn fuͤr einen Doctorem in ihrem
Collegio, verſprachen ihm auch/ ſo bald eine Profeſſor-
Stelle vacant wuͤrde/ ihm ſolche zu conferiren/ weil er
durchs Sauffen ſich darzu gnugſam legitimiret haͤt-
te. Es ward noch wacker herum getruncken/ endlich
aber/ als ein Jeder ſeinen Theil hatte/ ſchieden ſie von
einander/ und Cerebacchius invitirte dieſes ruͤhmliche
Collegium am folgenden Tag zu einem Schmauß/
wo ihm Condado die verſprochene 20. Rthlr. erlege-
te/ und ſelber uͤber dieſe ſeltzame Collationem Hono-
ris
lachen muſte/ zumahl/ da er vernahm/ daß nicht
lang vorher der Rector Magnificus dieſes edlen Col-
legii
von der Academie relegiret war worden.

Am folgenden Tag ſtelleten ſich die Herren mit
einander ein/ und machten ſich bey ihrem Schmauß
rechtſchaffen luſtig/ Condado aber und Cavina er-
ſchienen nicht darbey. Jnzwiſchen verlieff die Zeit
der vorbeſchriebenen 6. Wochen/ und damahl ſuchte

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[967/0987] Romans II. Buch. bey. Cerebacchius tratt voran/ zu dem/ der ſich den Rectorem Magnificum nennen ließ/ und foderte mit einem hoͤflichen Compliment den Academiſchen Gra- dum ihres Mittels. Der Rector Magnificus, ſo ein anſehnlicher Student/ (die uͤbrigen auch ſeines Glei- chen waren theils Profeſſores, theils Doctores, oder Licentiati, nach ihrer beſondern Weiſe/) empfieng ihn mit ſonderbaren Ceremonien/ brachte ihm/ an ſtatt deß Examinis, ein groſſes Glaß Wein/ ſolches außzuleeren/ und als ſolches Cerebacchius ſine depo- nere in einem Zuge verrichtet/ ward ihm das groſſe Licentiaten-Glaß voll Weins uͤberreichet/ welches er auch ohne ſonderliche Muͤhe außleerete. Hierauf be- gehrete er das Doctor-Glaß/ und als er daſſelbe/ ob es gleich ſehr groß war/ bald außgelceret/ gratulirten ihm die Herren Aſſeſſores, ſamt dem Rectore Magni- fico, und erklaͤreten ihn fuͤr einen Doctorem in ihrem Collegio, verſprachen ihm auch/ ſo bald eine Profeſſor- Stelle vacant wuͤrde/ ihm ſolche zu conferiren/ weil er durchs Sauffen ſich darzu gnugſam legitimiret haͤt- te. Es ward noch wacker herum getruncken/ endlich aber/ als ein Jeder ſeinen Theil hatte/ ſchieden ſie von einander/ und Cerebacchius invitirte dieſes ruͤhmliche Collegium am folgenden Tag zu einem Schmauß/ wo ihm Condado die verſprochene 20. Rthlr. erlege- te/ und ſelber uͤber dieſe ſeltzame Collationem Hono- ris lachen muſte/ zumahl/ da er vernahm/ daß nicht lang vorher der Rector Magnificus dieſes edlen Col- legii von der Academie relegiret war worden. Am folgenden Tag ſtelleten ſich die Herren mit einander ein/ und machten ſich bey ihrem Schmauß rechtſchaffen luſtig/ Condado aber und Cavina er- ſchienen nicht darbey. Jnzwiſchen verlieff die Zeit der vorbeſchriebenen 6. Wochen/ und damahl ſuchte Vene- P p p 4

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 967. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/987>, abgerufen am 22.11.2024.