Harenberg, Johann Christoph: Vernünftige und Christliche Gedancken Uber die VAMPIRS Oder Bluhtsaugende Todten. Wolfenbüttel, 1733.Histörgens, so an jedem Orte den Kindern eingepräget werden, beschäftiget. Dannenhero verfällt man so fort auf auss[e]rordentliche Begebenheiten, so bald man etwas höret oder siehet, davon die Uhrsache sich nicht von einem jeden erfinden läst, nach der üblichen Gewohnheit der Huren, welche sich alle damit entschuldigen, daß sie nicht wissen, wie sie zum Kinde gekommen, wo nicht der Teufel in ihrem Leibe sein Spiel gehabt. Am meisten ist es zu bedauren, daß man dergleichen jämmerliche Mord-Geschichte aus allerley Fratzenmeisters und aus dem Hörensagen zusammen getragen, und sich kein eintziges Exempel findet, welches sich auf eine gründliche Untersuchung und Besichtigung geübter Natur-Kündigers beziehet. §. XXXVII. Daß die Lehre von den Vampirs mit vielen Sünden verknüpft sey, erhellet auch daher, daß ein Weib vorgegeben, wie sie von einem Vampir geschwängert sey, und von ihm ein Kind gebohren habe. Man erkennet hieraus die Früchte eines überall ausgebreiteten Irrthums, und wie heilsahm es sey, daß der Ungrund der gemeinen Fratze aufgedecket werde. Denn es ist dem Satan nichts angenehmers, als wenn allerley Schande mit dem Scheine der Geister und unwiedertreiblichen Nothwendigkeit, oder Heiligkeit, bemäntelt wird. Histörgens, so an jedem Orte den Kindern eingepräget werden, beschäftiget. Dannenhero verfällt man so fort auf auss[e]rordentliche Begebenheiten, so bald man etwas höret oder siehet, davon die Uhrsache sich nicht von einem jeden erfinden läst, nach der üblichen Gewohnheit der Huren, welche sich alle damit entschuldigen, daß sie nicht wissen, wie sie zum Kinde gekommen, wo nicht der Teufel in ihrem Leibe sein Spiel gehabt. Am meisten ist es zu bedauren, daß man dergleichen jämmerliche Mord-Geschichte aus allerley Fratzenmeisters und aus dem Hörensagen zusammen getragen, und sich kein eintziges Exempel findet, welches sich auf eine gründliche Untersuchung und Besichtigung geübter Natur-Kündigers beziehet. §. XXXVII. Daß die Lehre von den Vampirs mit vielen Sünden verknüpft sey, erhellet auch daher, daß ein Weib vorgegeben, wie sie von einem Vampir geschwängert sey, und von ihm ein Kind gebohren habe. Man erkennet hieraus die Früchte eines überall ausgebreiteten Irrthums, und wie heilsahm es sey, daß der Ungrund der gemeinen Fratze aufgedecket werde. Denn es ist dem Satan nichts angenehmers, als wenn allerley Schande mit dem Scheine der Geister und unwiedertreiblichen Nothwendigkeit, oder Heiligkeit, bemäntelt wird. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0118" n="120"/> Histörgens, so an jedem Orte den Kindern eingepräget werden, beschäftiget. Dannenhero verfällt man so fort auf auss[e]rordentliche Begebenheiten, so bald man etwas höret oder siehet, davon die Uhrsache sich nicht von einem jeden erfinden läst, nach der üblichen Gewohnheit der Huren, welche sich alle damit entschuldigen, daß sie nicht wissen, wie sie zum Kinde gekommen, wo nicht der Teufel in ihrem Leibe sein Spiel gehabt. Am meisten ist es zu bedauren, daß man dergleichen jämmerliche Mord-Geschichte aus allerley Fratzenmeisters und aus dem Hörensagen zusammen getragen, und sich kein eintziges Exempel findet, welches sich auf eine gründliche Untersuchung und Besichtigung geübter Natur-Kündigers beziehet.</p> </div> <div n="2"> <head>§. XXXVII.</head><lb/> <p>Daß die Lehre von den Vampirs mit vielen Sünden verknüpft sey, erhellet auch daher, daß ein Weib vorgegeben, wie sie von einem Vampir geschwängert sey, und von ihm ein Kind gebohren habe. Man erkennet hieraus die Früchte eines überall ausgebreiteten Irrthums, und wie heilsahm es sey, daß der Ungrund der gemeinen Fratze aufgedecket werde. Denn es ist dem Satan nichts angenehmers, als wenn allerley Schande mit dem Scheine der Geister und unwiedertreiblichen Nothwendigkeit, oder Heiligkeit, bemäntelt wird.</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [120/0118]
Histörgens, so an jedem Orte den Kindern eingepräget werden, beschäftiget. Dannenhero verfällt man so fort auf auss[e]rordentliche Begebenheiten, so bald man etwas höret oder siehet, davon die Uhrsache sich nicht von einem jeden erfinden läst, nach der üblichen Gewohnheit der Huren, welche sich alle damit entschuldigen, daß sie nicht wissen, wie sie zum Kinde gekommen, wo nicht der Teufel in ihrem Leibe sein Spiel gehabt. Am meisten ist es zu bedauren, daß man dergleichen jämmerliche Mord-Geschichte aus allerley Fratzenmeisters und aus dem Hörensagen zusammen getragen, und sich kein eintziges Exempel findet, welches sich auf eine gründliche Untersuchung und Besichtigung geübter Natur-Kündigers beziehet.
§. XXXVII.
Daß die Lehre von den Vampirs mit vielen Sünden verknüpft sey, erhellet auch daher, daß ein Weib vorgegeben, wie sie von einem Vampir geschwängert sey, und von ihm ein Kind gebohren habe. Man erkennet hieraus die Früchte eines überall ausgebreiteten Irrthums, und wie heilsahm es sey, daß der Ungrund der gemeinen Fratze aufgedecket werde. Denn es ist dem Satan nichts angenehmers, als wenn allerley Schande mit dem Scheine der Geister und unwiedertreiblichen Nothwendigkeit, oder Heiligkeit, bemäntelt wird.
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Zitationshilfe: | Harenberg, Johann Christoph: Vernünftige und Christliche Gedancken Uber die VAMPIRS Oder Bluhtsaugende Todten. Wolfenbüttel, 1733, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harenberg_vampirs_1733/118>, abgerufen am 16.02.2025. |