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Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 1. 2. Aufl. Nürnberg, 1650.

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Die sechste Stund.

11. Ferners zieren das Gedicht nicht wenig
die wolerfundnen neuen Wörter/ wann sie nach
unsrer Sprache Eigenschaft/ und durchgehen-
den Gleichheit geformet werden/ welches bey
neuen und ungewöhnlichen Sachen seyn muß.
Also sagt H. Opitz: den Verlust ergäntzen.

Da hat er viel zu bauen/
macht Blanken üm den Zaun/
schnitzt Flegel/ stielt die Hauen.

Obwol das Wort stielen nicht gebräuchlich
ist/ verstehet es doch jederman aus dem vorher-
gehenden. Der dich entsceptern wil/ dein Eifer
sich erherbet. Seelen/ die einander gleichen und
verankert sind/ der geworffne Stein/ oder der
fliegende Vogel pfeilt durch die Lufft/ etc. Ron-
sard und Petrarcha haben dergleichen Wörter
in ihrer Sprache gebraucht/ und/ wann sie be-
fürchtet/ man verstehe sie nicht/ an dem Rand er-
kläret/ wie besagt. Specim. Philolog. Germ.
Disquis. III. §. 3. f.
37.

12. Viel neuerfundene Wörter der alten Poe-
ten sind nachmals/ in ungebundnen Redarten/
wegen ihres Nachdrucks/ und Lieblichkeit gebrau-
chet worden/ wie aus vielen Scribenten zu er-
weisen were/ wann es die Kürtze dieses Werkleins
leiden wolte. Quintil. l. 1. Instit. & A. Gell. l. 29.
N. A.
Viel halten auch für alt und unvernem-

lich
G v
Die ſechſte Stund.

11. Ferners zieren das Gedicht nicht wenig
die wolerfundnen neuen Woͤrter/ wann ſie nach
unſrer Sprache Eigenſchaft/ und durchgehen-
den Gleichheit geformet werden/ welches bey
neuen und ungewoͤhnlichen Sachen ſeyn muß.
Alſo ſagt H. Opitz: den Verluſt ergaͤntzen.

Da hat er viel zu bauen/
macht Blanken uͤm den Zaun/
ſchnitzt Flegel/ ſtielt die Hauen.

Obwol das Wort ſtielen nicht gebraͤuchlich
iſt/ verſtehet es doch jederman aus dem vorher-
gehenden. Der dich entſceptern wil/ dein Eifer
ſich erherbet. Seelen/ die einander gleichen und
verankert ſind/ der geworffne Stein/ oder der
fliegende Vogel pfeilt durch die Lufft/ ꝛc. Ron-
ſard und Petrarcha haben dergleichen Woͤrter
in ihrer Sprache gebraucht/ und/ wann ſie be-
fuͤrchtet/ man verſtehe ſie nicht/ an dem Rand er-
klaͤret/ wie beſagt. ☞ Specim. Philolog. Germ.
Disquiſ. III. §. 3. f.
37.

12. Viel neuerfundene Woͤrter der alten Poe-
ten ſind nachmals/ in ungebundnen Redarten/
wegen ihres Nachdrucks/ uñ Lieblichkeit gebrau-
chet worden/ wie aus vielen Scribenten zu er-
weiſen were/ wann es die Kuͤrtze dieſes Werkleins
leiden wolte. Quintil. l. 1. Inſtit. & A. Gell. l. 29.
N. A.
Viel halten auch fuͤr alt und unvernem-

lich
G v
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[109[105]/0123] Die ſechſte Stund. 11. Ferners zieren das Gedicht nicht wenig die wolerfundnen neuen Woͤrter/ wann ſie nach unſrer Sprache Eigenſchaft/ und durchgehen- den Gleichheit geformet werden/ welches bey neuen und ungewoͤhnlichen Sachen ſeyn muß. Alſo ſagt H. Opitz: den Verluſt ergaͤntzen. Da hat er viel zu bauen/ macht Blanken uͤm den Zaun/ ſchnitzt Flegel/ ſtielt die Hauen. Obwol das Wort ſtielen nicht gebraͤuchlich iſt/ verſtehet es doch jederman aus dem vorher- gehenden. Der dich entſceptern wil/ dein Eifer ſich erherbet. Seelen/ die einander gleichen und verankert ſind/ der geworffne Stein/ oder der fliegende Vogel pfeilt durch die Lufft/ ꝛc. Ron- ſard und Petrarcha haben dergleichen Woͤrter in ihrer Sprache gebraucht/ und/ wann ſie be- fuͤrchtet/ man verſtehe ſie nicht/ an dem Rand er- klaͤret/ wie beſagt. ☞ Specim. Philolog. Germ. Disquiſ. III. §. 3. f. 37. 12. Viel neuerfundene Woͤrter der alten Poe- ten ſind nachmals/ in ungebundnen Redarten/ wegen ihres Nachdrucks/ uñ Lieblichkeit gebrau- chet worden/ wie aus vielen Scribenten zu er- weiſen were/ wann es die Kuͤrtze dieſes Werkleins leiden wolte. Quintil. l. 1. Inſtit. & A. Gell. l. 29. N. A. Viel halten auch fuͤr alt und unvernem- lich G v

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Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 1. 2. Aufl. Nürnberg, 1650, S. 109[105]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter01_1650/123>, abgerufen am 23.11.2024.