Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 1. 2. Aufl. Nürnberg, 1650.Die sechste Stund. können mit Fug in einem Teutschen Gedicht nichtstehen/ und welche solche gebrauchen/ gleichen de- nen/ die eine ehrliche Kleidung zu Haus vermot- ten lassen/ und sich mit einem fremden/ zerlump- ten/ und verlappten Bettlersmantel bedecken: Wider dergleichen Sprachmischer ist zu lesen/ was jener dem V. Theil der Gesprächspiele vorge- füget an Signor Momum, der seinen D scurs mit vocabulis peregrinis zu enterlardiren pfleget. Patrono last euch nicht ad bilem commoviren, wann wir nach unsrer Weis' und inclination, und nicht nach eurem Sinn/ Wahn und praelumtion purlauterteutsche Wort in conversando führen: Sol eur mentalconcept sich recht realisiren, mit a la mode Red und Reputation, so gourmandiret ihr der Wörter naifen Ton. Jhr macht euch durch mespris deß Teutschen aestimiren, &c. Diese Art der Lateinisirten Verse werden Maca- Wer + Macarones sunt quoddam pulmentum farina,
caseo, butiroque commixtum. vide Merlini Cocaii Macaronian a in Apolog. f. 19. Die ſechſte Stund. koͤñen mit Fug in einem Teutſchen Gedicht nichtſtehen/ uñ welche ſolche gebrauchen/ gleichen de- nen/ die eine ehrliche Kleidung zu Haus vermot- ten laſſen/ und ſich mit einem fremden/ zerlump- ten/ und verlappten Bettlersmantel bedecken: Wider dergleichen Sprachmiſcher iſt zu leſen/ was jener dem V. Theil der Geſpraͤchſpiele vorge- fuͤget an Signor Momum, der ſeinen D ſcurs mit vocabulis peregrinis zu enterlardiren pfleget. Patrono laſt euch nicht ad bilem commoviren, wann wir nach unſrer Weiſ’ und inclination, und nicht nach eurem Sinn/ Wahn und prælumtion purlauterteutſche Wort in converſando fuͤhrẽ: Sol eur mentalconcept ſich recht realiſiren, mit à la mode Red und Reputation, ſo gourmandiret ihr der Woͤrter naifen Ton. Jhr macht euch durch meſpris deß Teutſchen æſtimiren, &c. Dieſe Art der Lateiniſirten Verſe werden Maca- Wer † Macarones ſunt quoddam pulmentum farinâ,
caſeo, butiroque commixtum. vide Merlini Cocaii Macaronian a in Apolog. f. 19. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0126" n="112[108]"/><fw place="top" type="header">Die ſechſte Stund.</fw><lb/> koͤñen mit Fug in einem Teutſchen Gedicht nicht<lb/> ſtehen/ uñ welche ſolche gebrauchen/ gleichen de-<lb/> nen/ die eine ehrliche Kleidung zu Haus vermot-<lb/> ten laſſen/ und ſich mit einem fremden/ zerlump-<lb/> ten/ und verlappten Bettlersmantel bedecken:<lb/> Wider dergleichen Sprachmiſcher iſt zu leſen/<lb/> was jener dem <hi rendition="#aq">V.</hi> Theil der Geſpraͤchſpiele vorge-<lb/> fuͤget an <hi rendition="#aq">Signor Momum,</hi> der ſeinen <hi rendition="#aq">D ſcurs</hi> mit<lb/><hi rendition="#aq">vocabulis peregrinis</hi> zu <hi rendition="#aq">enterlardiren</hi> pfleget.</p><lb/> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#aq">Patrono</hi> laſt euch nicht <hi rendition="#aq">ad bilem commoviren,</hi></l><lb/> <l>wann wir nach unſrer Weiſ’ und <hi rendition="#aq">inclination,</hi></l><lb/> <l>und nicht nach eurem Sinn/ Wahn und</l><lb/> <l> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#aq">prælumtion</hi> </hi> </l><lb/> <l>purlauterteutſche Wort <hi rendition="#aq">in converſando</hi> fuͤhrẽ:</l><lb/> <l>Sol eur <hi rendition="#aq">mentalconcept</hi> ſich recht <hi rendition="#aq">realiſiren,</hi></l><lb/> <l>mit <hi rendition="#aq">à la mode</hi> Red und <hi rendition="#aq">Reputation,</hi></l><lb/> <l>ſo <hi rendition="#aq">gourmandiret</hi> ihr der Woͤrter <hi rendition="#aq">naifen</hi> Ton.</l><lb/> <l>Jhr macht euch durch <hi rendition="#aq">meſpris</hi> deß Teutſchen</l><lb/> <l> <hi rendition="#aq">æſtimiren, &c.</hi> </l> </lg><lb/> <p>Dieſe Art der Lateiniſirten Verſe werden <hi rendition="#aq">Maca-<lb/> ro</hi>niſch <note place="foot" n="†"><hi rendition="#aq">Macarones ſunt quoddam pulmentum farinâ,<lb/> caſeo, butiroque commixtum. vide <hi rendition="#i">Merlini Cocaii<lb/> Macaronian a in Apolog. f. 19.</hi></hi></note> genennet/ und ſind nur zu Schertzge-<lb/> dichten zu gebrauchen/ wie geſagt/ die ſind am al-<lb/> lerkuͤnſtlichſten/ wann das Latein mit dem Teut-<lb/> ſchen reimt. Zum Exempel:</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Wer</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [112[108]/0126]
Die ſechſte Stund.
koͤñen mit Fug in einem Teutſchen Gedicht nicht
ſtehen/ uñ welche ſolche gebrauchen/ gleichen de-
nen/ die eine ehrliche Kleidung zu Haus vermot-
ten laſſen/ und ſich mit einem fremden/ zerlump-
ten/ und verlappten Bettlersmantel bedecken:
Wider dergleichen Sprachmiſcher iſt zu leſen/
was jener dem V. Theil der Geſpraͤchſpiele vorge-
fuͤget an Signor Momum, der ſeinen D ſcurs mit
vocabulis peregrinis zu enterlardiren pfleget.
Patrono laſt euch nicht ad bilem commoviren,
wann wir nach unſrer Weiſ’ und inclination,
und nicht nach eurem Sinn/ Wahn und
prælumtion
purlauterteutſche Wort in converſando fuͤhrẽ:
Sol eur mentalconcept ſich recht realiſiren,
mit à la mode Red und Reputation,
ſo gourmandiret ihr der Woͤrter naifen Ton.
Jhr macht euch durch meſpris deß Teutſchen
æſtimiren, &c.
Dieſe Art der Lateiniſirten Verſe werden Maca-
roniſch † genennet/ und ſind nur zu Schertzge-
dichten zu gebrauchen/ wie geſagt/ die ſind am al-
lerkuͤnſtlichſten/ wann das Latein mit dem Teut-
ſchen reimt. Zum Exempel:
Wer
† Macarones ſunt quoddam pulmentum farinâ,
caſeo, butiroque commixtum. vide Merlini Cocaii
Macaronian a in Apolog. f. 19.
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Zitationshilfe: | Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 1. 2. Aufl. Nürnberg, 1650, S. 112[108]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter01_1650/126>, abgerufen am 16.07.2024. |