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Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 1. 2. Aufl. Nürnberg, 1650.

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Die dritte Stund.

15. Wann aber die zwey kleine Reimzeile
zusammentreffen/ pflegt man sie in die Mitten zu
setzen/ oder zuzeiten/ wann der Raum erman-
gelt/ nebeneinander.

Zum Exempel:

Unsre leichte Schäferlieder
fliessen sonder Vorbedacht:
was die stoltze Stadt verlacht/
singet auf dem Dorf ein jeder.
Hat der Ton
Spott und Hohn/
als ein grobes Baurnlallen/
so ist doch nicht ausgedicht
das/ was allen wird gefallen.

16. So viel kürtzlich von den Reimen. Die
Verse aber belangend/ welche keinen Reimschluß
haben und aufgelöst/ oder ungebunden genennet
werden können/ sind nach dem erwehlten Reim-
maß gleichständig geordnet/ wie in der Hercynia
H. Opitzens in dem ersten/ und dritten Theil der
neuaufgelegten Diana/ und sonderlich in Herrn
Schottel Reimkunst zu ersehen.

17. Solche Art der Verse führen auch die
Spanier */ wiewol sie keine Lieblichkeit nicht ha-
ben/ und doch zu Erzehlung/ noch zu Bewegung
der Gemüter dienlich scheinen. Man nennet sie

Sech-
* Versos fuelros.
Die dritte Stund.

15. Wann aber die zwey kleine Reimzeile
zuſammentreffen/ pflegt man ſie in die Mitten zu
ſetzen/ oder zuzeiten/ wann der Raum erman-
gelt/ nebeneinander.

Zum Exempel:

Unſre leichte Schaͤferlieder
flieſſen ſonder Vorbedacht:
was die ſtoltze Stadt verlacht/
ſinget auf dem Dorf ein jeder.
Hat der Ton
Spott und Hohn/
als ein grobes Baurnlallen/
ſo iſt doch nicht ausgedicht
das/ was allen wird gefallen.

16. So viel kuͤrtzlich von den Reimen. Die
Verſe aber belangend/ welche keinen Reimſchluß
haben und aufgeloͤſt/ oder ungebunden genennet
werden koͤnnen/ ſind nach dem erwehlten Reim-
maß gleichſtaͤndig geordnet/ wie in der Hercynia
H. Opitzens in dem erſten/ und dritten Theil der
neuaufgelegten Diana/ und ſonderlich in Herrn
Schottel Reimkunſt zu erſehen.

17. Solche Art der Verſe fuͤhren auch die
Spanier */ wiewol ſie keine Lieblichkeit nicht ha-
ben/ und doch zu Erzehlung/ noch zu Bewegung
der Gemuͤter dienlich ſcheinen. Man nennet ſie

Sech-
* Verſos fuelros.
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[42/0060] Die dritte Stund. 15. Wann aber die zwey kleine Reimzeile zuſammentreffen/ pflegt man ſie in die Mitten zu ſetzen/ oder zuzeiten/ wann der Raum erman- gelt/ nebeneinander. Zum Exempel: Unſre leichte Schaͤferlieder flieſſen ſonder Vorbedacht: was die ſtoltze Stadt verlacht/ ſinget auf dem Dorf ein jeder. Hat der Ton Spott und Hohn/ als ein grobes Baurnlallen/ ſo iſt doch nicht ausgedicht das/ was allen wird gefallen. 16. So viel kuͤrtzlich von den Reimen. Die Verſe aber belangend/ welche keinen Reimſchluß haben und aufgeloͤſt/ oder ungebunden genennet werden koͤnnen/ ſind nach dem erwehlten Reim- maß gleichſtaͤndig geordnet/ wie in der Hercynia H. Opitzens in dem erſten/ und dritten Theil der neuaufgelegten Diana/ und ſonderlich in Herrn Schottel Reimkunſt zu erſehen. 17. Solche Art der Verſe fuͤhren auch die Spanier */ wiewol ſie keine Lieblichkeit nicht ha- ben/ und doch zu Erzehlung/ noch zu Bewegung der Gemuͤter dienlich ſcheinen. Man nennet ſie Sech- * Verſos fuelros.

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Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 1. 2. Aufl. Nürnberg, 1650, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter01_1650/60>, abgerufen am 21.11.2024.