Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 1. 2. Aufl. Nürnberg, 1650.Die dritte Stund. DEr Frommen Sicher- HOeret ihr die Nachtigall in den Wald-heit. gebüschen singen und ihr holdes Klinggedicht ihrem Gott und Schöpfer bringen; so betrachtet/ daß die Stimme nicht sey sonder Wortverstand: Nein dergleichen Liebelieder sind der süssen Freiheit Pfand. Solcher Meinung singet sie. 1. Wann die übermüdte Nachtandre Vögelschläfert ein/ halt' ich auf den Felsenstein gute Wacht. Bald die Sonn' ist aufgegangen/ ist der Vogler Meuchell ist/ wider unser Volk gerüst/ uns zu fangen. 2. Aber höret meine Kunst/welche mir bisher gelückt/ daß mich keiner hat bestrickt: Gottes Gunst lässt
Die dritte Stund. DEr From̃en Sicher- HOeret ihr die Nachtigall in dẽ Wald-heit. gebuͤſchen ſingen und ihr holdes Klinggedicht ihrem Gott und Schoͤpfer bringen; ſo betrachtet/ daß die Stimme nicht ſey ſonder Wortverſtand: Nein dergleichen Liebelieder ſind der ſuͤſſen Freiheit Pfand. Solcher Meinung ſinget ſie. 1. Wann die uͤbermuͤdte Nachtandre Voͤgelſchlaͤfert ein/ halt’ ich auf den Felſenſtein gute Wacht. Bald die Sonn’ iſt aufgegangen/ iſt der Vogler Meuchell iſt/ wider unſer Volk geruͤſt/ uns zu fangen. 2. Aber hoͤret meine Kunſt/welche mir bisher geluͤckt/ daß mich keiner hat beſtrickt: Gottes Gunſt laͤſſt
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Die dritte Stund.
DEr From̃en Sicher-
heit.
HOeret ihr die Nachtigall in dẽ Wald-
gebuͤſchen ſingen
und ihr holdes Klinggedicht ihrem Gott
und Schoͤpfer bringen;
ſo betrachtet/ daß die Stimme
nicht ſey ſonder Wortverſtand:
Nein dergleichen Liebelieder
ſind der ſuͤſſen Freiheit Pfand.
Solcher Meinung ſinget ſie.
1.
Wann die uͤbermuͤdte Nacht
andre Voͤgelſchlaͤfert ein/
halt’ ich auf den Felſenſtein
gute Wacht.
Bald die Sonn’ iſt aufgegangen/
iſt der Vogler Meuchell iſt/
wider unſer Volk geruͤſt/
uns zu fangen.
2.
Aber hoͤret meine Kunſt/
welche mir bisher geluͤckt/
daß mich keiner hat beſtrickt:
Gottes Gunſt
laͤſſt
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