Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 2. Nürnberg, 1648.

Bild:
<< vorherige Seite

Die zwölffte Stund.
selben felbst ermanglen. Die Knöden an dem
Schleir bemerken die Verwirrung der Geschichte/
die Laute der Music Lieblichkeit/ die Larve der Per-
sonen Verstellung/ die nidern Schuhe die gemei-
ne Redart/ und der Aff die Nachahmung.

2. Diese Spiele werden Freudenspiele genen-
net/ weil ihr Jnhalt und Ende frölich undlustig ist.
Nach der Verwirrung folget eine merkliche Ver-
änderung/
* daß der Vnglückselige glückselig/
oder der Glückselige unglückselig wird: Solche
Veränderung rühret vielmals her aus Erkänt-
niß
** der Personen/ so zuvor unbekant. Ein Ex-
empel der Veränderung *** ist in der Ver-
nunftkunst/ wann in der V. Handlung ersten Auf-
zug der König wiederüm zu seiner Vernunft
kommet/ und darauf eine völlige Veränderung/
nemlich die Flucht des Sophisten/ erfolget. Ein
Exempel der Erkantniß/ wann in dem letzten
Aufzug **** des Grafen Walmars Gemählin/
und Kargkram für Fräuleins Wortigund Ehe-
herrn erkannt wird/ etc. daher dann der fröliche
Hochzeitschluß erfolget. Zuzeiten kommet beedes
zusammen: Als in der Geschichte Josephs/ da
bey Benjamin der Becher gefunden/ und dar-

durch
* Peripetia.
** Agnitione.
*** Gesprächspiele fünfter Theil/ am 250. Blat.
**** Am 434. Blat.

Die zwoͤlffte Stund.
ſelben felbſt ermanglen. Die Knoͤden an dem
Schleir bemerken die Verwirrung der Geſchichte/
die Laute der Muſic Lieblichkeit/ die Larve der Per-
ſonen Verſtellung/ die nidern Schuhe die gemei-
ne Redart/ und der Aff die Nachahmung.

2. Dieſe Spiele werden Freudenſpiele genen-
net/ weil ihr Jnhalt und Ende froͤlich undluſtig iſt.
Nach der Verwirrung folget eine merkliche Ver-
aͤnderung/
* daß der Vngluͤckſelige gluͤckſelig/
oder der Gluͤckſelige ungluͤckſelig wird: Solche
Veraͤnderung ruͤhret vielmals her aus Erkaͤnt-
niß
** der Perſonen/ ſo zuvor unbekant. Ein Ex-
empel der Veraͤnderung *** iſt in der Ver-
nunftkunſt/ wann in der V. Handlung erſtẽ Auf-
zug der Koͤnig wiederuͤm zu ſeiner Vernunft
kommet/ und darauf eine voͤllige Veraͤnderung/
nemlich die Flucht des Sophiſten/ erfolget. Ein
Exempel der Erkantniß/ wann in dem letzten
Aufzug **** des Grafen Walmars Gemaͤhlin/
und Kargkram fuͤr Fraͤuleins Wortigund Ehe-
herrn erkannt wird/ ꝛc. daher dann der froͤliche
Hochzeitſchluß erfolget. Zuzeiten kommet beedes
zuſammen: Als in der Geſchichte Joſephs/ da
bey Benjamin der Becher gefunden/ und dar-

durch
* Peripetia.
** Agnitione.
*** Geſpraͤchſpiele fuͤnfter Theil/ am 250. Blat.
**** Am 434. Blat.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0108" n="94"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die zwo&#x0364;lffte Stund.</hi></fw><lb/>
&#x017F;elben felb&#x017F;t ermanglen. Die Kno&#x0364;den an dem<lb/>
Schleir bemerken die Verwirrung der Ge&#x017F;chichte/<lb/>
die Laute der Mu&#x017F;ic Lieblichkeit/ die Larve der Per-<lb/>
&#x017F;onen Ver&#x017F;tellung/ die nidern Schuhe die gemei-<lb/>
ne Redart/ und der Aff die Nachahmung.</p><lb/>
        <p>2. Die&#x017F;e Spiele werden Freuden&#x017F;piele genen-<lb/>
net/ weil ihr Jnhalt und Ende fro&#x0364;lich undlu&#x017F;tig i&#x017F;t.<lb/>
Nach der Verwirrung folget eine merkliche <hi rendition="#fr">Ver-<lb/>
a&#x0364;nderung/</hi> <note place="foot" n="*"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Peripetia.</hi></hi></note> daß der Vnglu&#x0364;ck&#x017F;elige glu&#x0364;ck&#x017F;elig/<lb/>
oder der Glu&#x0364;ck&#x017F;elige unglu&#x0364;ck&#x017F;elig wird: Solche<lb/>
Vera&#x0364;nderung ru&#x0364;hret vielmals her aus <hi rendition="#fr">Erka&#x0364;nt-<lb/>
niß</hi> <note place="foot" n="**"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Agnitione.</hi></hi></note> der Per&#x017F;onen/ &#x017F;o zuvor unbekant. Ein Ex-<lb/>
empel der <hi rendition="#fr">Vera&#x0364;nderung</hi> <note place="foot" n="***">Ge&#x017F;pra&#x0364;ch&#x017F;piele fu&#x0364;nfter Theil/ am 250. Blat.</note> i&#x017F;t in der Ver-<lb/>
nunftkun&#x017F;t/ wann in der <hi rendition="#aq">V.</hi> Handlung er&#x017F;te&#x0303; Auf-<lb/>
zug der Ko&#x0364;nig wiederu&#x0364;m zu &#x017F;einer Vernunft<lb/>
kommet/ und darauf eine vo&#x0364;llige Vera&#x0364;nderung/<lb/>
nemlich die Flucht des Sophi&#x017F;ten/ erfolget. Ein<lb/>
Exempel der <hi rendition="#fr">Erkantniß/</hi> wann in dem letzten<lb/>
Aufzug <note place="foot" n="****">Am 434. Blat.</note> des Grafen Walmars Gema&#x0364;hlin/<lb/>
und Kargkram fu&#x0364;r Fra&#x0364;uleins Wortigund Ehe-<lb/>
herrn erkannt wird/ &#xA75B;c. daher dann der fro&#x0364;liche<lb/>
Hochzeit&#x017F;chluß erfolget. Zuzeiten kommet beedes<lb/>
zu&#x017F;ammen: Als in der Ge&#x017F;chichte Jo&#x017F;ephs/ da<lb/>
bey Benjamin der Becher gefunden/ und dar-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">durch</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[94/0108] Die zwoͤlffte Stund. ſelben felbſt ermanglen. Die Knoͤden an dem Schleir bemerken die Verwirrung der Geſchichte/ die Laute der Muſic Lieblichkeit/ die Larve der Per- ſonen Verſtellung/ die nidern Schuhe die gemei- ne Redart/ und der Aff die Nachahmung. 2. Dieſe Spiele werden Freudenſpiele genen- net/ weil ihr Jnhalt und Ende froͤlich undluſtig iſt. Nach der Verwirrung folget eine merkliche Ver- aͤnderung/ * daß der Vngluͤckſelige gluͤckſelig/ oder der Gluͤckſelige ungluͤckſelig wird: Solche Veraͤnderung ruͤhret vielmals her aus Erkaͤnt- niß ** der Perſonen/ ſo zuvor unbekant. Ein Ex- empel der Veraͤnderung *** iſt in der Ver- nunftkunſt/ wann in der V. Handlung erſtẽ Auf- zug der Koͤnig wiederuͤm zu ſeiner Vernunft kommet/ und darauf eine voͤllige Veraͤnderung/ nemlich die Flucht des Sophiſten/ erfolget. Ein Exempel der Erkantniß/ wann in dem letzten Aufzug **** des Grafen Walmars Gemaͤhlin/ und Kargkram fuͤr Fraͤuleins Wortigund Ehe- herrn erkannt wird/ ꝛc. daher dann der froͤliche Hochzeitſchluß erfolget. Zuzeiten kommet beedes zuſammen: Als in der Geſchichte Joſephs/ da bey Benjamin der Becher gefunden/ und dar- durch * Peripetia. ** Agnitione. *** Geſpraͤchſpiele fuͤnfter Theil/ am 250. Blat. **** Am 434. Blat.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter02_1648
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter02_1648/108
Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 2. Nürnberg, 1648, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter02_1648/108>, abgerufen am 22.11.2024.